P S: Verzeih mir!: Roman (German Edition)
weggezogen bist.«
Leonie wurde fast ohnmächtig. »Du hast nicht …?«
»Natürlich nicht«, antwortete Grace rasch. »Ich habe es dir schließlich versprochen, oder? Ich sage nicht, dass ich damit einverstanden bin, aber ein Versprechen ist ein Versprechen – selbst wenn es am Telefon über den Atlantik hinweg gegeben wurde«, fügte sie bissig hinzu.
Leonie versuchte zu verdauen, was ihre Freundin gesagt hatte, wusste aber nicht, warum sie so überrascht war, dass Grace Adam gesehen hatte. Dublin war ja keine so große Stadt, oder?
»Willst du denn nicht wissen, worüber wir geredet haben oder was er gesagt hat?«, drängte Grace, als Leonie weiter schwieg.
»Nein, eigentlich nicht«, antwortete diese und schluckte schwer. »Ich möchte lieber nicht über ihn reden, um ehrlich zu sein.«
»Nun, er sah ganz furchtbar aus, und ich glaube, es tut ihm wirklich leid, dass …«
»Grace, bitte«, unterbrach Leonie sie heiser. »Ich will es einfach nicht wissen, okay?«
»Gut, es tut mir leid, aber du bist meine beste Freundin, und ich mache mir echt Sorgen um dich. Hör zu, ich weiß, das, was passiert ist, war schrecklich, aber gibt es denn keine Chance, dass ihr beide versuchen könnt, die Dinge zu klären? Vergeben und vergessen vielleicht?«
Leonie schloss die Augen. »Das glaube ich wirklich nicht, Grace«, erwiderte sie und wusste in ihrem Herzen, dass manche Dinge einfach nicht vergeben werden konnten.
3. Kapitel
Z wei Wochen später bekam Leonie die Schlüssel für die Wohnung und zog aus dem Holiday Inn in das, was ihr brandneues Heim werden würde – zumindest für die nächsten sechs Monate. Sie hatte Grace die Wahrheit gesagt, als sie gemeint hatte, sie wisse nicht, wie lange sie bleiben würde; sie wusste nur, dass sie immer geflohen war, wenn sie mit großen Entscheidungen in ihrem Leben konfrontiert worden war.
Okay, in ihrem Job musste sie cool, ruhig und entscheidungsstark sein, und sie war normalerweise ziemlich gut darin, ebendiese Eigenschaften auch auf die Probleme anderer Leute anzuwenden, doch aus irgendeinem Grund schaffte sie es nie, diese abzurufen, wenn es um ihre eigenen ging.
In ihrer Teenagerzeit, als sich all ihre Klassenkameraden um Examen und Plätze am College Sorgen machten, beschloss Leonie, den Stress zu vermeiden, indem sie ein Jahr lang mit dem Rucksack durch Asien und Australien reiste. Während Grace und ihre anderen Schulfreundinnen entsetzt (und mehr als ein wenig neidisch) gewesen waren, hatten Leonies Eltern sie voll unterstützt. Tatsächlich war die einzige größere Entscheidung, über die sie in letzter Zeit wirklich nachgedacht hatte, die, dass sie zugestimmt hatte, Adam zu heiraten – und darüber hätte sie eindeutig noch mehr nachdenken sollen, überlegte sie jetzt, als sie ihren Rucksack die Stufen hinauf zur Haustür schleppte.
Als sie ihre Wohnung betrat, war sie wieder fasziniert von dem großen winkligen Fenster, das das Wohnzimmer beherrschte und es mit Licht überflutete, und sie nahm an, dass sie viele Tage und Abende auf dem Stuhl am Fenster sitzen und diesen wunderbaren Ausblick über die Bucht in sich aufsaugen würde. Es war der perfekte Ort, um sich mit einem guten Buch dort zusammenzurollen.
Doch auch wenn es verführerisch war, sich an einem so gemütlichen und schönen Ort zu »verstecken« (wie Grace es ausdrückte), wusste sie doch, dass es keinen Sinn hatte. Sie würde am Ende nur noch mehr über das nachgrübeln, was zu Hause passiert war.
Nein, beschloss Leonie sofort, hier würde es kein Trübsalblasen geben. Das hatte sie schließlich schon genug getan, oder? Stattdessen würde sie sich ein paar Tage lassen, um sich einzugewöhnen, und dann darangehen, die Gegend richtig zu erforschen. Die Stadt war so gedrängt, dass man das meiste zu Fuß ansehen konnte, und wenn es zu schwierig würde, in den Hügeln zu laufen, konnte sie immer in eines der Cable Cars springen (auch wenn sie sehr angsteinflößend aussahen, wie sie an einem einzigen Draht diese gigantischen Hügel rauf- und runterfuhren – was, wenn dieser riss?). Es war schön, dass ihre Straße nur ein paar Blocks von Fisherman’s Wharf entfernt lag; da unten war mit dem von Touristen bevölkerten Pier 39 und den lebhaften Märkten und Straßenkünstlern immer etwas los. Es war schade, dass sie keinen kannte, doch hoffentlich würde dies nur eine Weile so sein, und wenn sie ernsthaft jemanden brauchte, um zu reden, könnte sie immer noch nach unten gehen und
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