P S: Verzeih mir!: Roman (German Edition)
können.
Tatsächlich waren die Einheimischen so freundlich und offen gewesen, dass sie Leonie den Mut vermittelt hatten, den sie brauchte, um ans Jobsuchen zu denken. Auch wenn sie die ersten Tage genossen hatte, die sie in der Wohnung verbracht und sich eingerichtet und abwechselnd (wie hypnotisiert und süchtig) amerikanisches Fernsehen geschaut oder am Fenster gelesen hatte, während sie hinaus zu den Segelbooten in der Bucht blickte, begann sie nun eine gewisse Unruhe zu spüren.
Wenn sie einen Job hätte, würde sie sich hoffentlich besser konzentrieren und dies ihr helfen können, sich noch besser einzugewöhnen, und selbst wenn es sich nur um Kellnern oder Arbeit in einer Kaffeebar handelte, zöge sie doch etwas vor, was mehr Kontakt mit Menschen einschloss. Bei all den Bistros und Delis in der Gegend (vor allem in der Columbus Avenue, in der es mehr italienische Restaurants in einer Straße gab, als Leonie in einer italienischen Stadt gesehen hatte) würde sie hier doch wohl einen Job finden? Nach dem Mittagessen beschloss sie, es anzugehen und sich in dieser Richtung umzuschauen.
Trotz ein wenig Küstennebel war es wieder ein herrlicher sonniger Tag, und als Leonie die Haustür hinter sich schloss, entdeckte sie, wie jemand die Wohnung unten betrat. Es war das erste Mal seit ihrem Einzug, dass sie ein Geräusch hörte oder irgendeine Aktivität bei ihren Nachbarn bemerkte, was entweder von der soliden viktorianischen Bauweise zeugte oder ein Zeichen dafür war, dass die sie umgebenden Mieter nett und ruhig waren.
Es war schade, dass sie sie verpasst hatte, überlegte sie und fand, dass es schön wäre, die Nachbarn zu kennen, zumindest genug, um sich ab und zu zu begrüßen.
Als sie die Stufen hinabging, warf sie sich die Handtasche über die Schulter und lief dann die von Bäumen gesäumte Straße in Richtung Columbus Avenue hinunter.
Auf ihrem Weg entdeckte sie eine zauberhafte italienische Töpferei in einer der Seitenstraßen; ihr buntes Schaufenster und das lebhaft gestrichene Äußere zogen sie an wie eine Elster. Daneben gab es viele hübsche Boutiquen und etwas weiter weg sogar einen niedlichen kleinen Buchladen, und bevor Leonie sich’s versah, war sie völlig vom Kurs abgekommen und in einer Gegend gelandet, die sie nicht wiedererkannte. Doch es war egal, da sie keine Eile hatte und dies nur ein weiterer Aspekt dieser Stadt war, den sie liebte – die Möglichkeit, in einer Gegend umherzuwandern und auf gut Glück einige ihrer unentdeckten Schätze zu entdecken. Sie schlenderte eine Weile weiter und schaute sich die Schaufenster an, blieb ab und zu stehen und stöberte, wonach ihr der Sinn stand, als ein Schild in einem Schaufenster nebenan ihre Aufmerksamkeit weckte.
HILFE GESUCHT
Nach den verschwenderischen Blumenanordnungen im Schaufenster zu urteilen, handelte es sich um einen Blumenladen. Leonie sah zu dem Schild über der Tür und lachte leise über den ach so kitschigen Namen des Ladens. Was sonst? Nun, es besser gleich angehen, dachte sie, stieß die Tür des Flower Power auf und ging hinein.
»Hallo, ich sehe, Sie suchen Personal?«
Eine strenge, plumpe Frau, die in keiner Weise wie der New-Age-Hippie-Typ wirkte, den Leonie erwartet hatte, sah sie abschätzend an. »Wissen Sie etwas über Blumenbinden, meine Liebe?«
Leonie schluckte. »Nicht viel, um ehrlich zu sein. Ich meine, ich habe keine Ausbildung oder so.« Blödmann, sie hätte wirklich daran denken sollen. Sie hatte keine irgendwie geartete Verkaufserfahrung, da sie als Teenager und auf ihren Reisen gekellnert hatte und von da aus ins Event-Management eingestiegen war. Was war nur in sie gefahren zu glauben, sie könnte in so einem Laden arbeiten? »Obwohl ich in meinem letzten Job viel mit Floristen zu tun hatte«, fügte sie schnell hinzu.
Die Frau zuckte mit den Schultern. »Ist egal, ich habe auch keine«, sagte sie, und Leonie war erstaunt darüber angesichts der verschwenderischen und hochgestylten tropischen Arrangements im Raum. »Ich suche jemanden, der an der Kasse arbeitet und das Telefon übernimmt und die Internetbestellungen. Verstehen Sie was vom Internet?«
»Aber ja. Ich habe zwar auch nicht in diesem besonderen Bereich gearbeitet, ich meine, mit Blumen als solchen, aber ich bin sicher, ich kann es lernen.« Sie fuhr fort, der Frau von ihren Erfahrungen im Event-Management zu berichten und dass sie erst kürzlich nach San Francisco gekommen war und zufällig Arbeit suchte. »Ich kam gerade vorbei
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