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Packeis

Packeis

Titel: Packeis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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war. Er blieb stehen und presste den Kopf gegen die Höhlenwand. Der kalte Stein hatte die beruhigende Wirkung eines Eisbeutels.
    Karla befand sich dicht hinter ihm. Sie sah ihn schwanken und kam ihm zu Hilfe.
    »Bist du okay?«
    »Ich habe mir den Kopf am Höhleneingang gestoßen.
    Wahrscheinlich ist es eine leichte Gehirnerschütterung.
    Wenigstens lenkt mich das von meinem lädierten Knöchel ab.«
    »Vielleicht sollten wir eine kurze Rast einlegen«, schlug Karla vor.
    Schroeder entdeckte einen niedrigen Vorsprung. Er setzte sich, lehnte sich mit dem Rücken an die Felswand und schloss die Augen. Er fühlte sich, als sei er auf einen Schlag um zwanzig Jahre gealtert. Die Feuchtigkeit setzte seinen Gelenken zu, und das Atmen fiel ihm schwer. Sein Knöchel war so dick geworden, dass er nicht einmal mehr den Knochen sehen konnte.
    Zum ersten Mal in seinem Leben fühlte er sich wie ein alter Mann. Verdammt, er
war
ein alter Mann. Er warf Karla einen Seitenblick zu und war geradezu von Ehrfurcht ergriffen, als ihm bewusst wurde, wie dieses Baby, das er bei ihrer ersten Begegnung unbeholfen im Arm gehalten hatte, sich zu einer reizenden und intelligenten jungen Frau entwickelt hatte. Wie traurig, dass er es sich nie gestattet hatte, eine Familie zu haben.
    Er tröstete sich mit dem Gedanken, dass Karla seine Familie
war
. Selbst wenn da kein Versprechen an ihren Großvater gewesen wäre, hätte er alles in seiner Macht Stehende getan, um sie vor jeglichem Schaden zu bewahren.
    Ihre Atempause war nur kurz. Gedämpfte Stimmen waren aus dem Gang zu hören, den sie gerade benutzt hatten. Schroeder war sofort wieder auf den Beinen. Er wies Karla im Flüsterton an, die Taschenlampe auszuknipsen. Sie standen reglos in der Dunkelheit und lauschten. Verzerrt durch die Biegungen und Windungen der Höhle waren die Echos der Stimmen wie das Gemurmel irgendeines Waldgeistes. Im gleichen Maß, wie die Stimmen lauter wurden, waren sie auch besser zu verstehen.
    Schließlich konnte man Männer ausmachen, die sich auf Russisch unterhielten.
    Schroeder hatte gehofft, dass er und Karla nicht gezwungen würden, sich noch tiefer unter den Berg zu flüchten. Er hatte große Sorgen, den Rückweg nicht zu finden. Offensichtlich hatte er die Entschlossenheit von Grisha und seiner Mörderbande von Elfenbeinjägern völlig unterschätzt.
    Seine Beschwerden und Schmerzen so gut wie möglich ignorierend, übernahm er wieder die Führung. Der Gang führte ein paar hundert Schritte mit einem leichten Gefälle abwärts, ehe er sich wieder horizontal ausrichtete. Die Wanderung forderte ihren Tribut von Schroeders Fußknöchel, und er musste sich mehrmals gegen die Wand lehnen, um nicht zu stürzen. Sie waren in akuter Gefahr, das Wettrennen gegen ihre Verfolger zu verlieren.
    Karla sah den Spalt in der Wand als Erste. Schroeder konzentrierte sich derart ausschließlich darauf, möglichst viel Distanz zwischen sie und ihre Verfolger zu bringen, dass er an der Falte im Kalkstein, wo die Felswand sich einstülpte und eine winzige Öffnung schuf, kaum mehr als dreißig Zentimeter breit und knapp ein Meter fünfzig hoch, um ein Haar vorbeigelaufen wäre.
    Schroeders erster Impuls trieb ihn an weiterzugehen. Die Öffnung könnte eine Todesfalle sein. Er schob den Kopf in den Spalt und erkannte, dass der Tunnel sich nach ein paar Schritten verbreiterte. Er erklärte Karla, sie solle warten, und drang dann etwa fünfzig Schritte weit in die Haupthöhle vor. Er legte seine Taschenlampe auf den Boden, als ob er sie in der Eile seiner Flucht verloren hätte.
    Die Stimmen wurden lauter. Er kehrte dorthin zurück, wo Karla wartete, zwängte seinen Körper durch den Spalt, dann half er Karla hindurch. Sie gingen weiter, bis sie zu einer Stelle gelangten, wo der Höhlengang eine leichte Krümmung aufwies.
    Er nahm das Gewehr von der Schulter und presste den Rücken gegen die Wand. Der erste Mann, der sich durch die Öffnung wagte, wäre tot.
    Sie konnten den geisterhaften Schimmer der Taschenlampen aus dem Haupttunnel erkennen. Grishas Stimme war deutlich zu identifizieren, während er seine Männer mit Drohungen und Scherzen zur Eile antrieb. Die Elfenbeinjäger passierten den Felsspalt, und dann ertönten aufgeregte Rufe. Sie hatten die Taschenlampe entdeckt. Die Stimmen entfernten sich.
    Schroeder hatte die Absicht, über den Haupttunnel zurückzugehen, aber Grisha war nicht dumm. Er musste vermutet haben, dass die Lage der Taschenlampe einfach zu auffällig war,

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