Packeis
Margrave kostete seinen Drink. »Ein perfekter Martini«, sagte er. »Sie wissen genau, was ich am liebsten trinke. Ich bin beeindruckt.«
»Sie vergessen, dass ich in einem Gewerbe tätig bin, wo geschäftliche Abschlüsse oft mit Alkohol geschmiert werden«, sagte Gant. »Nichts macht einen so günstigen Eindruck wie die Fähigkeit, sich an das spezielle Laster von jemandem zu erinnern.« Er ließ sich in einem bequemen Sessel nieder und gab Margrave ein Zeichen, ebenfalls Platz zu nehmen. »Wie ist der aktuelle Stand bei unserem Projekt?«
»Wir liegen in der Zeit. Aber ich mache mir wegen Spider Sorgen. Seit er die Insel vor ein paar Tagen verlassen hat, habe ich nichts mehr von ihm gehört.«
»Barrett ist ein großer Junge«, sagte Gant. »Er kann ganz gut auf sich selbst aufpassen.«
»Wegen seiner Gesundheit mache ich mir keine Gedanken. Es ist sein
Mundwerk
, das mich beunruhigt. Er hat im Augenblick einen akuten Anfall von Gewissen. Ich habe keine Lust, ihn irgendwann bei
60 Minutes
sehen zu müssen, wie er Mike Wallace von unserem Projekt erzählt.«
»Sie sagten, er habe sich bereit erklärt, weiter am Projekt mitzuarbeiten, bis Sie mit Karla Janos Kontakt aufgenommen hätten.«
»Das ist richtig. Er wollte so etwas wie einen Alarmplan, der erlaubt, das Projekt schnellstens abzubrechen.«
»Dann brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Barrett hat sich wahrscheinlich irgendwo verkrochen, wo er gerade vor sich hinschmollt. Die wesentlichere Frage ist, ob das Projekt ohne ihn weitergehen kann.«
»Das ist kein Problem. Spider hat bereits für die Grundlagen gesorgt, so dass er entbehrlich ist. Wir brauchen ihn nicht mehr.
Alles läuft genau nach Plan. Ich habe eine Präsentation für Sie vorbereitet.«
Margrave öffnete einen Aktenkoffer und holte einen tragbaren DVD-Player heraus und stellte diesen auf dem Mahagonitisch auf. Er schaltete ihn ein, und auf dem Bildschirm erschien das schematische Profil eines Schiffs.
»Dies ist eins der Transmitter-Schiffe, die wir ursprünglich konstruiert haben. Dort im Frachtraum befinden sich die Stromgeneratoren, die mit den im Meer versenkbaren elektromagnetischen Niederfrequenzantennen verbunden sind.«
Er ging weiter zum nächsten Bild. »Dies ist das neue Schiff, das die Arbeit unserer vier Experimentalschiffe übernehmen wird.«
»Ein kleiner Ozeankreuzer. Genial. Wann wird er an Ort und Stelle sein?«
»Die alten Transmitter-Schiffe haben die Werft in Mississippi verlassen und sind unterwegs zum Ausschiffungshafen in Rio.
Sie können als Köder zur Rückversicherung immer noch nützlich sein. Der Name des neuen Kreuzers lautet
Polar Adventure
. Er wird ebenfalls in Rio sein, doch niemand wird dort auf die Idee kommen, dass er die eigentliche Ladung an Bord hat.«
»Demnach haben Sie sich endgültig für einen Zielort entschieden.«
Margrave drückte auf eine Taste des Players. Eine Landkarte der Südhalbkugel erschien auf dem Bildschirm. Die Karte zeigte einen rötlichen Fleck von der Form einer abgeflachten Kugel, der einen großen Teil des Ozeans zwischen Brasilien und Südafrika bedeckte.
»Die South Atlantic Anomaly.«
Margrave nickte. »Wie Sie wissen, ist die Anomalie eine Region, in der das elektromagnetische Feld der Erde in entgegengesetzter Richtung gepolt ist. Einige Wissenschaftler bezeichnen diese Stelle als ›Schlagloch‹ oder als Knick im Magnetfeld. Es gibt Bereiche, in denen das Feld total umgedreht und sehr stark geschwächt ist. Magsat hat jeweils eine Gegend im Nordpolargebiet und einen Punkt unterhalb von Südafrika ausgemacht, wo der Magnetismus extrem schwach ist. Wenn man diesen Schwachpunkt im Magnetfeld des südlichen Ozeans ausnutzt, wird eine ähnlich gelagerte Reaktion im Nordpolargebiet ausgelöst.«
Gant lachte verhalten. »Das ist das Schöne an der ganzen Geschichte. Wir setzen den Vorgang eigentlich gar nicht in Gang, sondern wir beschleunigen nur seinen Start.«
»Richtig. Der magnetische Nord- und Südpol haben in der Vergangenheit auch schon ohne Unterstützung von außen gewechselt, und das Magnetfeld der Erde begann vor etwa hundertfünfzig Jahren, von selbst zusammenzubrechen. Einige Experten meinen, ein Polsprung sei längst überfällig. Der Erdmagnetismus wird schon jetzt durch die Strömungen in der flüssigen Schicht unter der Erdkruste beeinflusst. Man braucht also nur die Turbulenzen ein wenig zu verstärken, und schon reicht ein minimaler Impuls aus, um einen Polsprung herbeizuführen. Wie
Weitere Kostenlose Bücher