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Packeis

Packeis

Titel: Packeis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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Nicht der Hauch einer Wolke verunstaltete den leuchtend blauen Himmel.
    Während der warme Sonnenschein sein Gesicht röstete, dachte er darüber nach, was er den Bergen zu verdanken hatte. Dass er in ihrer Schuld stand, daran konnte für ihn kein Zweifel bestehen. Ohne die Klarheit, die von den düsteren Gipfeln ausging, wäre er wahrscheinlich verrückt geworden.
    Als der Zweite Weltkrieg beendet war, begann Europa sich wieder zu sammeln und sich zu erholen, doch sein Geist war ein Dschungel düsterer Schatten und bedrohlich murmelnder Stimmen. Es war nicht von Bedeutung, dass er seine tödlichen Talente der Résistance und ihrem Anliegen zur Verfügung gestellt hatte. Er war noch immer der reinste Mordroboter.
    Schlimmer noch, er hatte einen fatalen Mangel – Menschlichkeit. Wie jede perfekt justierte Maschine mit fehlerhaftem Mechanismus wäre er irgendwann regelrecht auseinandergebrochen.
    Er hatte den vom Krieg verwüsteten Kontinent mit Ziel New York verlassen und war weiter nach Westen gegangen, bis er Tausende von Kilometer von dem schwelenden europäischen Schlachthaus entfernt war. Er hatte sich ein schlichtes Blockhaus gebaut und dabei jeden Balken eigenhändig zurechtgeschnitten und mit einfachem Werkzeug geglättet. Die strapaziöse Arbeit und die reine Luft reinigten die dunklen Winkel seiner Erinnerung. Die gewaltstrotzenden Albträume wurden seltener. Bald konnte er schlafen, ohne sich eine Pistole unters Kopfkissen zu legen und ein Messer an den Oberschenkel zu schnallen. Im Laufe der Jahre hatte er sich von einer erbarmungslosen, perfekt funktionierenden Mordmaschine zu einem alternden Skifreak entwickelt. Das kurz geschnittene blonde Haar seiner Jugend schimmerte jetzt silbergrau und hing ihm über die Ohren. Sein buschiger Schnurrbart passte perfekt zu seinen zerzausten Augenbrauen. Sein einstmals blasses Gesicht erinnerte jetzt an vom Wetter gegerbtes Büffelleder.
    Während er die vom reflektierten Sonnenlicht funkelnde Schneelandschaft betrachtete, stahl sich ein Lächeln in sein längliches Gesicht. Er war kein religiöser Mensch. Er konnte keinerlei Begeisterung für einen Schöpfer aufbringen, der etwas so Absurdes geschaffen hatte wie den Menschen. Wenn er sich eine Religion aussuchen könnte, dann wäre es der Druidismus, denn es ergab ebenso wenig einen Sinn, einen Baum anzubeten wie irgendeinen Gott. Gleichzeitig betrachtete er jeden Ausflug auf die Spitze des Berges als eine spirituelle Handlung.
    Dies wäre die letzte Abfahrt der Saison. Der Schnee war bis weit in den Frühling liegen geblieben, wie es in höheren Lagen üblich ist, doch der leichte, flockige Pulverschnee des Winters war von einem nassen, körnigen Brei abgelöst worden. Flecken brauner Erde traten unter der dünnen Decke stellenweise zutage, und der Geruch von feuchter Erde hing in der Luft.
    Er schob seine Skibrille zurecht, stieß sich mit den Stöcken ab und jagte in Schussfahrt die North-Bowl-Seite hinab, um Tempo zu gewinnen, ehe er den ersten Schwung ansetzte. Er begann seinen Tag stets mit derselben Übung, einer schnellen Abfahrt, die sich zwischen stummen Schneegespenstern hindurchschlängelte – seltsamen unwirklichen Kreaturen, die entstanden, wenn Kälte und Nebel die Bäume mit Raureif überzogen. Er vollführte fließende, mühelose Schwünge, wie er es schon als Kind in Kitzbühel in Österreich gelernt hatte.
    Am Fuß des Steilhangs raste er den Schmidt’s Chute hinunter und weiter in eine Schneise. Bis auf einige wenige fanatische Skiläufer und Snowboarder hatten die meisten Leute ihre Bretter eingemottet, um ihre Boote und ihr Angelzeug zu inspizieren und instand zu setzen. Es schien, als sei er der Herr des Berges.
    Aber während Schroeder die Bäume hinter sich ließ und in freies Gelände kam, tauchten zwei Skiläufer aus einem Tannenwäldchen auf.
    Sie folgten ihm in einem Abstand von gut hundert Metern, wobei sie sich rechts und links von seiner Spur hielten.
    Schroeder behielt eine gleichmäßige Geschwindigkeit bei und vollführte kurz Schwünge, so dass seine Verfolger neben ihm genug Platz hatten. Aber anstatt ihn zu überholen, folgten sie jedem seiner Schwünge, bis sie sich auf gleicher Höhe befanden.
    Ein seit langem schlummerndes mentales Radar schaltete sich ein. Zu spät. Die Skiläufer steuerten auf ihn zu wie die Backen einer sich schließenden Zange.
    Der alte Mann zog rüber an den Rand der Piste. Seine Begleiter bremsten wie Eishockeyspieler, einer oberhalb, der andere

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