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Packeis

Packeis

Titel: Packeis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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bedeuten, dass der Agulhasstrom nicht der einzige Ort ist, wo diese Wellen vorkommen«, sagte Austin.
    »Richtig. In der Nähe dieser Schiffe gab es keine gegenläufigen Strömungen. Wir haben diese Informationen mit den Statistiken in Verbindung gebracht und gelangten zu einigen beunruhigenden Schlussfolgerungen. Mehr als zweihundert Supertanker und Containerschiffe, die länger waren als zweihundert Meter, waren in einem Zeitraum von zwanzig Jahren über die ganze Welt verteilt gesunken. An diesen Verlusten schienen Riesenwellen wesentlich beteiligt gewesen zu sein.«
    »Das sind aber ziemlich schlimme Zahlen.«
    »Sie sind schrecklich! Wegen der ernsten Bedeutung für die Schifffahrt haben wir Untersuchungen zur Verbesserung des Schiffsbaus eingeleitet, und wir haben nach Möglichkeiten einer Vorhersage gesucht.«
    »Ich überlege gerade, ob das Forschungsprojekt, an dem die Trouts arbeiten, irgendetwas mit diesen Stereoidwellen zu tun hat«, sagte Zavala.
    »Paul Trout und seine Frau, Gamay Trout, sind unsere NUMA-Kollegen«, erklärte Austin dem Professor. »Sie halten sich zur Zeit auf dem NOAA-Schiff
Benjamin Franklin
auf und untersuchen ozeanische Wirbel in dieser Region.«
    Adler massierte nachdenklich sein Kinn. »Das ist ein interessanter Gedanke. Ganz gewiss lohnt es sich, ihm einmal auf den Grund zu gehen. Zu diesem Zeitpunkt würde ich keine Möglichkeit völlig ausschließen.«
    »Sie haben davon geredet, das Entstehen dieser Riesenwellen vorherzusagen«, erinnerte Austin ihn.
    »Kurz nach den Zwischenfällen mit der
Bremen
und der
Caledonian Star
haben die Europäer einen Satelliten ins All geschossen, der seitdem die Weltmeere überwacht. Nach drei Wochen haben die Satelliten zehn Wellen wie die entdeckt, die die beiden Schiffe beinahe versenkt hätte.«
    »Hat irgendjemand dahinterkommen können, was diese Killerwellen ausgelöst haben könnte?«
    »Einige Kollegen haben dazu die Schroedinger-Gleichung, ein Prinzip der Quantenmechanik, herangezogen. Es ist ein wenig kompliziert, aber sie erklärt die Art und Weise, wie Dinge ohne irgendeinen plausiblen Grund erscheinen und wieder verschwinden können. ›Vampirwelle‹ ist ein passender Name für das Phänomen. Sie saugen die Energie anderer Wellen auf, und,
voilà
, schon haben wir unser Riesenmonstrum. Trotzdem wissen wir noch immer nicht, was diese Dinger eigentlich auslöst.«
    »Nach dem, was Sie sagen, könnte jedes Schiff, dessen Rumpf so konstruiert wurde, dass er Wellen, die sich aus dem Linearen Modell errechnen lassen, standhält, das gleiche Schicksal erleiden wie die
Southern Belle

    »Oh, es wird noch besser als das, Kurt.
Viel
besser.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Die Konstrukteure der
Southern Belle
haben diese neuen Daten über Riesenwellen in ihre Entwürfe einbezogen. Die
Belle
verfügte über ein überdachtes Vorderdeck, einen doppelten Rumpf und über verstärkte Querschotts, um ein Volllaufen zu verhindern.«
    Austin starrte den Wissenschaftler sekundenlang an. Er wählte seine Worte sehr sorgfältig, als er sagte: »Das würde bedeuten, dass das Schiff möglicherweise von einer Welle erfasst wurde, die noch größer war als dreißig Meter.«
    Adler deutete auf seinen Computerbildschirm. Dort war eine Serie von Linien und Maßangaben zu sehen.
    »Es gab in Wirklichkeit
zwei
Riesenwellen, eine knapp fünfunddreißig und eine knapp vierzig Meter hoch, um genau zu sein. Wir haben von beiden Satellitenfotos.«
    Adler hatte damit gerechnet, mit seiner dramatischen Erklärung ungläubiges Staunen hervorzurufen, aber beide Männer reagierten mit einem Ausdruck rein wissenschaftlichen Interesses. Adler wusste, dass er mit seiner Bitte um einen Gefallen von Rudi Gunn genau das Richtige getan hatte, als Austin sich an seinen Freund wandte und lässig meinte: »Es sieht so aus, als hätten wir auch unsere Surfbretter mitnehmen sollen.«

5
    Big Mountain, Montana
    Der alte Mann stieß sich vom Sessellift ab und glitt mit kräftigen Schlittschuhschritten zum Start der Black-Diamond-Abfahrt. Er verharrte auf der Kuppe des Berges, und seine kobaltblauen Augen nahmen das Panorama aus Himmel und Gebirgslandschaft auf. Aus zweieinhalbtausend Metern Höhe hatte er einen ungehinderten Adlerblick auf das Flathead Valley und den Whitefish Lake. Im Osten funkelten die schneebedeckten Gipfel des Glacier Nationalparks. Im Norden ragten die schartigen Zähne der kanadischen Rocky Mountains in den Himmel.
    Die kahle Bergkuppe war völlig nebelfrei.

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