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Päpste pupsen nicht (German Edition)

Päpste pupsen nicht (German Edition)

Titel: Päpste pupsen nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Smoltczyk
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was in seinem Redetext stand, sondern die Wahrheit, würde irgendjemand schnell das Mikrofon abstellen. Aber die Nachricht wäre dann schon auf allen Programmen und übers Internet rasend schnell um die Welt gejagt.
    »Hahaha.«
    Ich drehte mich um.
    »Ha, haha, ich wusste doch, dass wir uns noch einmal treffen würden. Aber dass du solch ein Fan vom Papst bist, hätte ich nicht gedacht, hihihi.«
    »Julia! Was machst du denn hier?«
    »Freizeit. Das Forum ist heute besetzt, also schlechtes Geschäft für einen original römischen Gladiator. Ist das dein Vater da vorn?«
    »Ja. Leider.«
    »Na, na. Ist irgendwas?«
    »Nein.«
    Nur, dass die Welt gleich untergehen würde. Aber warum sollte ich Julia eigentlich nichts davon erzählen? Es war sowieso alles zu spät. Mister X hatte seine Apparate aufgebaut. Das Drama war in vollem Gange. Ich erzählte Julia kurz von der Starenschwarm-Verschwörung und dem, was jetzt gerade als Katastrophe auf die Welt zuflatterte.
    »Klingt sehr kompliziert«, meinte er, was mir auch nicht weiterhalf. »Das musst du mir später mal ausführlich erzählen, aber dann bitte nicht mit so einem verzweifelten Ausdruck im Gesicht, okay?« Er strich sich über die Nase, dachte kurz nach und sagte: »Wenn ich dich richtig verstanden habe, muss irgendjemand diesen Kasten da vorne auf der Bühne beseitigen, richtig?« Ich nickte und schaute in den Himmel. »Gut. Das müsste ich hinbekommen. Immerhin«, Julia drehte sich um, »kennt ein Gladiator alle möglichen Gänge auf dem Forum Romanum. Und die unmöglichen sowieso!« Mit diesen Worten verschwand er im Gedrängel. Ich hörte nur noch ein letztes »Salve« in dem allgemeinen Gemurmel und Gebrause rings um mich herum. Der hageren Frau neben mir waren die Arme vom Winken mittlerweile schwer geworden, an ihrem Kinn hing ein Spuckerest, mir gefährlich nahe. Der Papst war eine winzige weiß-goldene Gestalt vorn auf der Bühne, aber ich sah auf einem Großbildschirm, dass er sich gerade mühsam auf seinen Thron hievte. Ständig zupften Männer an seinem Umhang herum oder flüsterten ihm etwas ins Ohr. Er sah müde aus. Aber das wird sich gleich ändern, lieber Papst. Wenn du wüsstest … Und wieder hatte ich diesen Eisklumpen im Bauch und weiche Knie. Auf dem Riesenbildschirm zog die Kamera an den ganzen Kirchenleuten vorbei. Kardinäle mit roten Kappen, Bischöfe mit weißen, einfache Priester ohne alles, ein Mönch mit Schleier an der Mütze und Weihnachtsmannbart, Sicherheitsleute mit ihren Knöpfen im Ohr, ein Gladiator mit seinem Federbusch, noch ein Priester – was?! »Julia …«, flüsterte ich. »Das gibt’s nicht.« Die Kamera war schon wieder weitergezogen. Ich versuchte, mit dem Opernglas an der hageren Frau vorbeizuspähen. Da stand er. Julia hatte es tatsächlich geschafft, sich irgendwie auf die Bühne zu schmuggeln. Und zwischen den ganzen Gestalten in ihren altmodischen Kostümen fiel er anscheinend gar nicht besonders auf mit seinem Gladiatorenpanzer.
    »Liebe Brüder und Schwestern …« O Gott, es ging los. Die piepsige Stimme des Papstes dröhnte aus allen Lautsprechern, wallte in jede Ecke des Forums, donnerte über alle Absperrungen hinweg bis in die letzten Straßen hinein. Ich schaute nach oben. Noch waren keine Vögel in Sicht.
    »Gib doch mal das Opernglas, Smilla«, sagte Papa.
    »Moment, Sekunde noch.« Ich hatte gesehen, wie der Gladiator sich langsam durch die Reihen der Bischöfe, Priester und Weihnachtsmänner geschoben hatte. Julia stand jetzt vielleicht noch zwei Meter von der Kabelbox entfernt, wo der Deflektor liegen musste. Er stupste den dicken Mönch neben sich an, um vorbeizukommen. Noch einen Meter. Aber der Mönch legte den Zeigefinger an die Lippen und drückte Julia dann mild lächelnd sein Gesangbuch in die Hände. Der Gladiator sah nicht sehr glücklich darüber aus. »Bitte, bitte, bitte, bitte …«, murmelte ich.
    »… ich danke euch von Herzen, dass ihr so zahlreich erschienen seid, und begleite euer Studium, eure Arbeit und euren Einsatz gern mit meinem Segen. Ich habe vom Singen gesprochen. Singen wir gemeinsam das Vaterunser, das große Gebet, das Jesus uns alle gelehrt hat«, leierte der Papst. »Amen«, rauschte es unten auf dem Platz, und »schschschschschschshzzzzzzzzzz« rauschte es hoch über den Pinien des Forums. Nein … Doch. Da waren sie. Die Stare. Eine Wolke, eine tanzende, wirre Wolke, so groß, wie ich sie die Tage über noch nicht gesehen hatte. »Das darf unter keinen

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