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Päpste pupsen nicht (German Edition)

Päpste pupsen nicht (German Edition)

Titel: Päpste pupsen nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Smoltczyk
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euch.«
    Sie setzten sich auf zwei große umgedrehte Olivenölkanister »Extra Vergine Deliziosissima, made in China« und ich erzählte ihnen die ganze Geschichte. An ihrem Gesichtsausdruck änderte das zwar auch nichts, aber immerhin ging Mauro in eines der hinteren Zimmer und fing an, dort Kartons und Säcke herumzuschieben.
    Meine Idee war so einfach wie Duschen. Wir mussten am Sonntag auf dem Forum Romanum nur eine Silvesterrakete aufsteigen lassen, sobald die Stare sich zeigten. Das war zwar nicht ganz im Sinne des heiligen Franziskus und anderer Tierschützer, aber bestimmt sehr wirksam. Jedenfalls würde es den Schwarm ziemlich aus dem Konzept bringen. Außerdem mussten wir uns rechtzeitig auf dem Forum verstecken und durften die Streichhölzer nicht vergessen.
    Aus dem Nebenzimmer war etwas zu hören, das an eine Bowlingbahn erinnerte, auch der Fußboden zitterte etwas, doch dann kam ein sehr staubiger, aber sehr zufriedener Mauro zum Vorschein und hielt ein mit Silbersternchen geschmücktes Papprohr in der Hand, aus dem unten ein Holzstab herausschaute.
    »Ha! Die ist damals wohl nicht explodiert, haben wir damals im Graben der Engelsburg gefunden, oder Giovanni? Ist noch wie neu«, sagte er und fing sogleich an, nach einem Feuerzeug zu suchen.
    »Lass mal. Ich glaube, Raketen kann man nicht ausprobieren«, meinte Giovanni. Dann klingelte es an der Tür. Eloise kam herein, und als ich ihr von unserem Raketenplan erzählte, war sie völlig begeistert. »Das ist so was von cool, das hätte von mir sein können«, sagte sie und hielt mir ihre mit Blümchen bekritzelte Hand zum High five hin. Ich fühlte mich super. So super, dass ich keine Sekunde darüber nachdachte, wer die Rakete eigentlich am Sonntagmittag anzünden sollte und wie derjenige sich in eines der am besten abgesicherten Ereignisse des ganzen Jahres heimlich hereintricksen wollte. Ich schwebte wie eine Seifenblase durch die Wohnung, rosig schillernd und voll warmer Luft, alles war leicht und einfach so wie ich, das schlaueste fast elfjährige Mädchen von allen …
    Plopp. Ein nadelspitzer Satz von Giovanni brachte mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück: »Sagt mal, wie wollt ihr eigentlich eure Rakete in die Audienz schmuggeln? Gibt’s da nicht Schweizergarden, Sicherheitsheinis mit Walkie-Talkies und so was in jeder Menge?«
    Plopp, und ich war wieder ein feuchter, unansehnlicher Fleck auf dem Parkett. Alle schwiegen und schauten sich an. Zum Glück war Eloise da, die alles wie immer nicht so schlimm fand. »Wird schon schiefgehen. Wir beide fahren jetzt erst mal zum Forum und bringen die Rakete in Stellung. Dann sehen wir weiter. Pacta sunt servanda!«
    »Pacta was?«
    »Sagt mein Vater immer, wenn er auch zu Hause wie ein Kommandant klingen will. Dabei weiß er selbst nicht, was es bedeutet. Klingt aber, als hätte Julius Caesar es höchstpersönlich gesagt, oder? Also los.«
    Wir verabschiedeten uns kurz von den Fratellis und liefen die Straße runter zum U-Bahn-Eingang »Ottaviano«. In der Metro herrschte wieder das übliche Durcheinander aus Pilgern, Touristen und Nonnen. Zwei tätowierte Mädchen mit Glitzerpickeln in der Backe spielten Walzer auf ihren Akkordeons, ein einsamer Dudelsackbläser versuchte, dagegen anzuquäken, und weiter hinten stand noch ein Streichquartett aus drei Chinesen. Ein als Kartoffelchip verkleideter Mann sammelte Geld für irgendeine Stiftung blinder Uhrmachermeister, und der kleine Hund uns gegenüber versuchte krampfhaft und diskret, ein Würstchen zu legen. Kurz, es war wie immer in der römischen Untergrundbahn. Wir stiegen am Cavour-Platz aus und gingen die Straße hinunter zum Forum.
    »Also. Wenn die Messe hier auf den Treppen stattfindet, dann schaut der Papst logischerweise dort drüben hin.« Eloise zeigte auf den Hügel gegenüber, wo eine Gruppe Schirmpinien und ein alter Palast standen. Laut Hinweistafel war das einer der sieben Hügel Roms, der Palatin. Also genau der Fleck, wo Romulus damals seinen Vogelschwarm gesehen hatte und deswegen König wurde. Falls das jetzt jemanden interessiert. Wir stiefelten die gefühlten dreiundzwanzigtausend Stufen den Hügel hinauf, überquerten vorschriftswidrig einige Absperrungen und ließen uns unter eine Pinie in die Nadeln fallen.
    »Iiiih, Harz. Und Ameisen. Ich hasse Ameisen«, sagte Elo, obwohl das gar nicht stimmte. Wir hatten beide beschlossen, Ameisen neben Meerschweinchen zu unseren Lieblingstieren zu ernennen, nachdem ich im Fernsehen

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