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Päpste pupsen nicht (German Edition)

Päpste pupsen nicht (German Edition)

Titel: Päpste pupsen nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Smoltczyk
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mal gehört hatte, dass alle Ameisen eines Haufens eigentlich nur Teile eines einzigen Wesens seien. Das wäre so, als würden alle deine Zellen frei herumkrabbeln und trotzdem wärst du immer noch Smilla oder Frau Tiedemann. Dann wäre es auch kein Problem, in jedes Kino unerkannt reinzukommen oder in der Klassenarbeit heimlich ein paar Gehirnzellen unter der Tür durchlaufen zu lassen, um im Klo den Spickzettel zu studieren. Nein, Ameisen waren schon super Tiere.
    Der Platz war genau richtig. Man konnte sich gut verstecken, hatte freie Sicht auf die Bühne und in den Himmel und kein Parkwächter würde heute Nacht ausgerechnet hier herumschnüffeln.
    Also buddelten wir der Rakete ein kleines Loch zwischen den Nadeln und bedeckten sie mit harzigen, ameisenbekrabbelten Pinienzweigen und Zapfen.
    »Ruhe in Frieden, Rakete. Bis morgen.«
    »Dann wird Smilla den Papst retten.«
    »Ich? Kommt nicht infrage. Ich bin schon froh, wenn meine Eltern mich morgen überhaupt von der Leine lassen. Ich glaube, die wollen wieder ans Meer fahren.«
    Eloise schaute mich entgeistert an: »Ans Meer? Du buddelst im Sand und ich soll hier den Sprengmeister machen? Das geht nicht. Denk dir was aus. Wir sind schließlich …«
    »… Freundinnen, ich weiß.«
    »Und das ist die Hauptsache«, beendete Eloise das Gespräch, stand vorsichtig auf und schaute über die Hecke. »Der Rest wird sich finden.«
    Nach dem Abendessen (wenn man es so nennen will; Mama hatte sich an etwas namens »Tofu-Tartar« versucht, es sah aus wie Monsterglibber und schmeckte, als würde man Tapete lecken), also nach dem sogenannten »Abendessen« stand ich in der Küche und schmierte mir ein Brot. Das ganze Essen über war mir absolut kein Grund eingefallen, weshalb ich morgen um elf unbedingt auf dem Forum Romanum sein müsste. Jedenfalls kein Grund, den Eltern einfach so schlucken würden.
    Im Wohnzimmer hatte Papa das Radio angemacht und tat so, als würde er alles tun, nur nicht den Karton Cracker leeren, den er gerade in der Hand hatte.
    Ich ging in mein Zimmer. Das Foto von Mono hing über meinem Schreibtisch.
    »Denk nach, Smilla«, sagte Mono und schaute mir tief in die Augen. »Wenn du Mister X gefunden hast, dann hast du auch mich gefunden.«
    Quatsch. Das war reine Einbildung. Wahrscheinlich so eine Art Hungerfantasie. Fotos reden nicht. Aus dem Wohnzimmer hörte ich ein spitzes Lachen.
    »Zum Papst? Kommt nicht infrage. Wir fahren an den Strand. Smi-hill!« Das war Mama. Sie und Papa standen sich gegenüber und Papa stopfte sich nervös Cracker in den Mund.
    »Smilla, du wirst es nicht fassen. Dein Vater will morgen nicht ans Meer, weil er«, sie hielt sich die Nase zu, »den Herrn Papst sehen will. Morgen Mittag auf dem Forum. Was sagst du dazu?«
    »Ähm.« Ich durfte jetzt nicht gleich in Begeisterung ausbrechen. »Wieso, was macht der denn?«
    »In den Nachrichten haben sie gerade gesagt, dass der Papst morgen ausnahmsweise auf dem Forum reden würde, zum Naturschutztag oder so. Außerdem ist schönes Wetter und wir waren schon lange nicht mehr auf dem Forum.«
    »Tja, mir egal.«
    »Genau, Leute«, sagte Papa. »Smilla hat völlig recht. Man sollte mal was für seine inneren Werte tun. Wir gehen morgen früh Papst gucken.«
    »Spinnst du jetzt völlig?«
    »Nein, meine Liebe. Ich finde, es kann einem fast elfjährigen Mädchen nicht schaden, sich zu bilden. Und dir übrigens auch nicht.«
    Mama überlegte kurz, ob sie einen Streit anfangen, beleidigt sein oder nur die Augen verdrehen sollte. Fürs Zanken war sie wohl zu müde, also sagte sie nur: »Macht, was ihr wollt. Ich jedenfalls schlafe morgen aus. Viel Spaß beim Händefalten. Gute Nacht.«



19. Kapitel
    In dem so ziemlich alles komplett schiefgeht
    Am Forum war so viel los wie seit den Gladiatorenspielen der alten Römer nicht mehr. Wir waren extra früh aufgestanden, hatten dann aber mindestens eine Stunde damit zugebracht, Papas Fernglas zu suchen. Vergeblich. Deswegen stand Papa jetzt mit mieser Laune und einem rosa geblümten Opernglas in der Hand in der Schlange.
    Von Eloise war nichts zu sehen. Männer, die aussahen wie Kampfhunde in Anzügen, standen schwitzend am Eingang und versuchten, den Leuten in die Taschen zu schauen, Polizisten liefen mit Walkie-Talkies herum, von irgendwo wurden Engelschöre übertragen und ältere Damen fächerten sich mit den Programmzetteln Luft auf die welken Wangen ins Gesicht. Papstmessen sind für ältere Leute das, was für jüngere Popkonzerte

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