Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet
zu verschwenden, ergreift er das Wort, sobald die anderen die Tür hinter sich geschlossen haben.
»Klara Olofsdotter von der Generalstaatsanwaltschaft ist eingeschaltet worden … Es ist ein großer Einsatz für die Landeskriminalpolizei und den Staatsschutz, aber wen zum Teufel versuchen wir eigentlich zu schnappen?«
»Wir wissen leider ausgesprochen wenig«, antwortet Saga. »Wir wissen nicht einmal, ob er allein arbeitet, es könnten einer oder mehrere Profis aus Belgien oder Brasilien sein oder ehemalige Experten des KGB oder eines anderen Geheimdienstes aus dem früheren Ostblock.«
»Es ist im Grunde nicht besonders schwer, unseren Funkverkehr abzuhören«, sagt Carlos.
»Der Killer weiß natürlich, dass Penelope Fernandez bewacht wird und es schwer sein könnte, zu ihr vorzudringen«, sagt Joona. »Aber manchmal müssen nun einmal Türen geöffnet werden, Leibwächter müssen abgelöst werden, und Essen wird angeliefert, sie will ihre Mutter sehen, einen Psychologen, sie soll den Fallanalytiker Niklas Dent treffen und …«
Er verstummt, als sein Handy klingelt, wirft einen kurzen Blick auf die Nummer im Display und drückt das Gespräch fort.
»Unsere oberste Priorität lautet selbstverständlich, PenelopeFernandez zu schützen«, erklärt Saga. »Aber indem wir das tun, bietet sich uns gleichzeitig die Möglichkeit, den Mann zu fassen, der mehrere unserer Kollegen auf dem Gewissen hat.«
»Ich muss euch wahrscheinlich nicht daran erinnern, dass er gefährlich ist«, sagt Joona. »Keiner von uns wird jemals einem gefährlicheren Menschen begegnen.«
*
Die sichere Wohnung liegt in der Storgatan 1 mit Fenster zur Sibyllegatan und Aussicht auf den Platz Östermalmstorg. Gegenüber gibt es keine Wohnungen, das nächstgelegene Haus auf der anderen Straßenseite steht mehr als hundert Meter entfernt.
Als die Ärztin Daniella Richards Penelope Fernandez behutsam von dem bleigrauen Polizeibus zum Gebäude führt, hält Saga Bauer ihnen die stählerne Eingangstür auf.
»Es ist die sicherste überirdische Wohnung in ganz Stockholm«, erläutert Saga.
Penelope reagiert nicht auf ihre Worte. Sie begleitet Daniella Richards zum Aufzug. Überall im Eingangsbereich und im Treppenhaus hängen Überwachungskameras.
»Wir haben Bewegungsmelder installiert, ein sehr professionelles Alarmsystem und zwei verschlüsselte Direktverbindungen zur Einsatzzentrale«, fährt Saga fort, während sie hochfahren.
In der dritten Etage wird Penelope durch eine robuste Sicherheitstür zu einer Schleuse geführt, an der eine uniformierte Polizistin sitzt. Sie öffnet eine weitere Sicherheitstür und lässt die Frauen in die Wohnung.
»Die Räume haben eine große Feuersicherheit, sie verfügen über eine eigene Stromversorgung und ein eigenes Belüftungssystem«, erläutert Saga.
»Hier sind Sie sicher«, ergänzt Daniella Richards.
Penelope hebt den Blick und sieht die Ärztin mit leeren Augen an.
»Danke«, sagt sie kaum hörbar.
»Wenn Sie es wünschen, bleibe ich bei Ihnen.«
Penelope schüttelt den Kopf, und Daniella verlässt gemeinsam mit Saga die Wohnung. Penelope verriegelt die Tür und stellt sich anschließend an eines der schusssicheren Fenster mit Aussicht auf den Östermalmstorg. Eine Folie auf dem Glas macht das Fenster von außen undurchsichtig. Sie schaut hinaus und denkt, dass manche der Menschen, die sich unten auf dem Platz bewegen, vermutlich getarnte Polizisten sind.
Vorsichtig berührt sie das Fenster. Von außen dringt kein Laut herein.
Plötzlich klingelt es an der Tür.
Penelope zuckt zusammen, ihr Herz schlägt schnell und fest.
Sie geht zum Monitor und drückt den Knopf der Türsprechanlage. Die Polizistin in der Schleuse blickt in die Kamera hinauf und teilt mit, dass ihre Mutter gekommen ist.
»Penny, Penny?«, fragt ihre Mutter besorgt hinter der Wache.
Penelope dreht am Türknauf, hört den Mechanismus mit einem Klicken reagieren und öffnet die schwere Stahltür.
»Mama«, sagt sie in dem Gefühl, dass ihre Stimme nicht die kompakte Stille übertönen kann, die in der Wohnung herrscht.
Sie lässt ihre Mutter herein, schließt und verriegelt die Tür, bleibt dann jedoch an ihr stehen, presst die Lippen zusammen und spürt, dass sie anfängt zu zittern, zwingt sich jedoch, jede Gefühlsregung aus ihrem Gesicht zu verbannen.
Sie sieht ihre Mutter nur flüchtig an, wagt es nicht, ihrem Blick zu begegnen. Sie weiß, dass sie ihr vorwerfen wird, ihre Schwester nicht beschützt zu
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