Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet
auf dem Bahnsteig steht.
Die Reise nach Süden führt durch eine sommerliche Landschaft, die in einen grauen Dunst gehüllt ist. Erst unten in Hässleholm kommt die Sonne wieder heraus. Nachdem sie in Lund in einen anderen Zug gestiegen und von Landskrona aus den Bus genommen hat, kommt sie in Svalöv an.
Es ist lange her, dass sie zu Hause gewesen ist.
Doktor Saxéus hat ihr versprochen, dass die Sache gut gehen wird.
Ich habe mit deinem Vater gesprochen, hatte der Arzt gesagt. Er meint es ernst.
Beverly geht über einen staubigen Platz. Sie sieht sich selbst zwei Jahre zuvor mitten auf dem Platz liegen und sich übergeben. Ein paar Jungen hatten sie dazu verführt, selbst gebrannten Schnaps zu trinken. Sie hatten Fotos von ihr gemacht und sie anschließend auf dem Platz abgesetzt. Nach diesem Vorfall hatte ihr Vater sie nicht mehr zu Hause haben wollen.
Sie geht weiter. Als sie die Landstraße sieht, die sich in Richtung des drei Kilometer entfernten Bauernhofs erstreckt, hat sie ein mulmiges Gefühl im Bauch. An dieser Landstraße hatten die Autos sie immer mitgenommen. Heute kann sie sich nicht erinnern, warum sie mit ihnen fahren wollte. Sie hatte geglaubt, in ihren Augen etwas zu sehen. Eine Art Licht, hatte sie damals oft gedacht.
Beverly nimmt den schweren Koffer in die andere Hand.
Weit vor ihr kommt ein Auto auf sie zu, es wirbelt Staub auf.
Kennt sie diesen Wagen nicht?
Beverly lächelt und winkt.
Papa kommt.
Penelope Fernandez
Die Roslags-Kulla-Kirche ist eine kleine rot schimmernde Holzkirche mit einem großen und schönen, freistehenden Glockenturm. Die Kirche liegt abgeschieden auf dem Land nahe Vira bruk, ein ganzes Stück entfernt von den viel befahrenen Straßen in der Gemeinde Österåker. Der Himmel ist hellblau und die Luft klar, der Wind trägt den Duft von Wildblumen auf den friedvollen Kirchhof.
Gestern wurde Björn Almskog auf dem Stockholmer Nordfriedhof beerdigt, und nun tragen vier Männer in schwarzen Anzügen Viola Maria Liselott Fernandez zu ihrer letzten Ruhestätte. Hinter den Sargträgern, zwei Onkeln und zwei Cousins aus El Salvador, gehen Penelope Fernandez und ihre Mutter Claudia zusammen mit dem Pfarrer.
Sie bleiben am offenen Grab stehen. Das Kind eines Cousins, ein neunjähriges Mädchen, sieht ihren Vater fragend an. Als er ihr zunickt, greift sie zu ihrer Blockflöte und beginnt, »Wohl dem, der den Herrn fürchtet« zu spielen, während der Sarg in die Erde gesenkt wird.
Penelope Fernandez und ihre Mutter stehen Hand in Hand am Grab, und der Pfarrer liest aus der Offenbarung des Johannes.
»Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein.«
Claudia Fernandez sieht Penelope an, rückt ihren Kragen gerade und tätschelt ihre Wange, als wäre sie ein kleines Kind.
Als sie zu den Autos zurückkehren, surrt Penelopes Handy in ihrer schwarzen Leinentasche. Es ist Joona Linna. Penelope löst sich behutsam von der Hand ihrer Mutter und geht in den Schatten unter einem der großen Bäume, um dort das Gespräch anzunehmen.
»Hallo, Frau Fernandez«, sagt Joona in seinem singenden, aber ernsten Tonfall.
»Hallo, Herr Linna«, sagt Penelope.
»Ich dachte, Sie sollten wissen, dass Raphael Guidi tot ist.«
»Und die Munition für Darfur?«
»Wir haben den Frachter gestoppt.«
»Gut.«
Penelope lässt den Blick über Verwandte, Freunde und ihre Mutter schweifen, die sich nicht von der Stelle gerührt hat, ihre Mutter, die sie nicht aus den Augen lässt.
»Danke«, sagt sie.
Sie kehrt zu ihrer Mutter zurück, die sie mit ängstlicher Miene erwartet und wieder nach ihrer Hand greift. Gemeinsam gehen sie zu den anderen zurück, die bei den Autos warten.
»Penelope.«
Sie bleibt stehen und dreht sich um. Sie hat das Gefühl gehabt, die Stimme ihrer Schwester gehört zu haben, ganz nah. Ihr läuft ein Schauer über den Rücken, und ein Schatten zieht sachte über das zarte grüne Gras. Das kleine Mädchen, das Blockflöte gespielt hat, steht zwischen den Grabsteinen und sieht sie an. Es hat sein Haarband verloren, und seine Haare fliegen zerzaust in der sommerlichen Brise.
Saga Bauer und Anja Larsson
Die Sommertage nehmen kein Ende, bis zum Morgengrauen schimmert die Nacht wie Perlmutt.
Die Landespolizei feiert ihr Sommerfest im Barockgarten vor Schloss Drottningholm.
Joona Linna sitzt mit seinen Kollegen an einer langen Tafel unter einem großen Baum.
Auf einer Bühne vor einem Tanzboden aus rotem Holz steht eine Combo
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