Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet
Hund und betrachtet das Auto in aller Ruhe. Joona denkt, dass er unbedingt Disa anrufen muss, wählt stattdessen jedoch Anjas Nummer.
»Ich brauche die Adresse von Claudia Fernandez.«
»Mariagatan 5«, sagt sie wie aus der Pistole geschossen. »Nicht weit von der alten Porzellanfabrik.«
»Danke«, antwortet Joona.
Anja bleibt am Apparat.
»Ich warte«, sagt sie ruhig.
»Worauf wartest du?«
»Darauf, dass du sagst, wir fahren mit der Silja Line Galaxy nach Turku und mieten uns ein kleines Häuschen mit einer holzbefeuerten Sauna am Wasser.«
»Das klingt nicht schlecht.«
Das Wetter ist sommerlich grau verhangen, diesig und sehr schwül. Joona parkt seinen Wagen vor dem Haus von Claudia Fernandez, steigt aus, riecht den bitteren Duft von Buchsbaum und Johannisbeersträuchern, ist betört von einer Erinnerung und bleibt einen Moment lang stehen. Das Gesicht, das aufgetaucht ist, löst sich sachte wieder auf, als er an der Tür klingelt, auf der ein Namensschild aus dem Werkunterricht sitzt, in das mit kindlicher Schrift der Name »Fernandez« eingebrannt ist.
Im Haus klingelt es melodisch. Er wartet. Kurz darauf hört er langsame Schritte.
Claudia Fernandez öffnet ihm mit bedrücktem Gesicht. Als sie Joona sieht, weicht sie rückwärts in den Flur zurück. Ein Mantel löst sich vom Bügel und fällt herab.
»Nein«, flüstert sie. »Nicht Penny …«
»Es ist nichts Schlimmes passiert, Frau Fernandez«, beeilt Jona sich zu sagen.
Sie kann sich nicht mehr auf den Beinen halten, sinkt zwischen Schuhen und unter hängenden Jacken zu Boden und atmet wie ein verängstigtes Tier.
»Was ist passiert?«, fragt sie mit furchtsamer Stimme.
»Wir wissen fast nichts, aber gestern Morgen hat Penelope versucht, Sie anzurufen.«
»Sie lebt«, sagt Claudia Fernandez.
»Ja, das tut sie«, antwortet Joona.
»Gott sei Dank«, flüstert sie. »Gott sei Dank …«
»Wir haben eine Nachricht auf ihrem Anrufbeantworter abgefangen.«
»Auf meinem … Nein«, sagt sie und steht auf.
»Es sind so viele Störgeräusche zu hören, dass man eine Spezialausrüstung benötigt, um ihre Stimme herauszufiltern«, erläutert Joona.
»Die einzige … Da ist ein Mann auf dem Band, der sagt, dass ich mir eine Arbeit suchen soll.«
»Ja, das stimmt«, erwidert Joona. »Penelope spricht vorher, aber man hört es nicht …«
»Was sagt sie?«
»Sie sagt, dass sie Hilfe braucht. Die Wasserschutzpolizei ist dabei, eine Suchaktion zu organisieren.«
»Spüren Sie das Telefon auf, es muss doch möglich sein …«
»Frau Fernandez«, sagt Joona ruhig, »ich muss Ihnen einige Fragen stellen.«
»Was denn für Fragen?«
»Wollen wir uns setzen?«
Sie gehen durch den Flur in die Küche.
»Joona Linna, darf ich Sie etwas fragen?«
»Fragen Sie, aber ich weiß nicht, ob ich Ihnen antworten kann.«
Claudia Fernandez stellt Kaffeetassen auf den Tisch. Ihre Hand zittert leicht. Sie setzt sich ihm gegenüber an den Tisch und sieht ihn lange an.
»Sie haben Familie, oder?«, fragt sie.
Es wird still in der hellen gelb gestrichenen Küche.
»Wissen Sie noch, wann Sie das letzte Mal bei Penelope zu Hause waren?«, fragt Joona nach einer Weile.
»Letzte Woche, am Dienstag. Sie hat mir geholfen, zwei Hosen für Viola zu kürzen.«
Joona nickt und sieht Claudias Fernandez’ Mund zittern, als sie die Tränen unterdrückt.
»Denken Sie jetzt gut nach, Frau Fernandez«, sagt er und lehnt sich vor. »Hing an ihrer Glastür ein Foto?«
»Ja.«
»Was war darauf zu sehen?«, fragt Joona und versucht, ruhig zu sprechen.
»Das weiß ich nicht mehr, ich habe nicht richtig hingesehen.«
»Aber Sie erinnern sich, dass da ein Bild war, da sind Sie sich sicher?«
»Ja«, nickt Claudia Fernandez.
»Könnten Menschen auf dem Foto gewesen sein?«
»Ich weiß es nicht, ich dachte, es hätte etwas mit ihrer Arbeit zu tun.«
»Wurde das Foto in einem Haus oder im Freien gemacht?«
»Keine Ahnung.«
»Versuchen Sie, es vor Ihrem inneren Auge zu sehen.«
Claudia Fernandez schließt die Augen, schüttelt dann aber den Kopf.
»Ich kann nicht.«
»Versuchen Sie es, es ist wichtig.«
Sie senkt den Blick, denkt nach und schüttelt erneut den Kopf.
»Ich erinnere mich nur, dass ich es seltsam von ihr fand, ein Foto an die Tür zu hängen, das sieht doch nicht aus.«
»Warum dachten Sie, es hätte etwas mit ihrer Arbeit zu tun?«
»Ich weiß es nicht«, flüstert Claudia Fernandez.
Als das Handy in seinem Jackett klingelt, entschuldigt Joona
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