Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet
irgendeinem Grund mag ich mich nicht darauf verlassen, dass die Polizei wirklich alles tun wird, um sie zu finden. Deshalb bin ich zu ihrer Wohnung, ich musste an ihren Computer, um zu erfahren, was dahintersteckt. Sehen Sie, die sogenannte Schwedische Widerstandsbewegung hat in ihrem Rundbrief im April, natürlich inoffiziell, dazu aufgefordert, die kommunistische Hure Penelope Fernandez zu kidnappen und zu einer Sexsklavin für die ganze Bewegung zu machen. Sehen Sie sich das mal an …«
Daniel Marklund tippt auf einer der Computertastaturen und dreht den Bildschirm anschließend in Joonas Richtung.
»Jetzt sind wir bei der Arischen Bruderschaft eingeloggt«, sagt er.
Joonas Augen überfliegen einen entsetzlich vulgären Chat über arische Schwänze und wie man Penelope umbringen wird.
»Diese Gruppen haben aber nichts mit Penelopes Verschwinden zu tun«, wendet Joona ein.
»Haben sie nicht? Wer denn dann? Der Nordische Bund?«, fragt Daniel aufgebracht. »Jetzt kommen Sie! Es ist noch nicht zu spät.«
»Was meinen Sie damit, dass es noch nicht zu spät ist?«, fragt Joona.
»Sonst ist es doch immer so, dass es schon zu spät ist, wenn man endlich reagiert. Aber diesmal habe ich eine Nachricht auf dem AB ihrer Mutter aufgeschnappt … Ich meine, die Zeit war anscheinend verdammt knapp, aber es war noch nicht zu spät, und deshalb musste ich einfach an ihren Computer herankommen und …«
»Aufgeschnappt?«, unterbricht Joona ihn.
»Sie hat heute Morgen versucht, ihre Mutter anzurufen«, antwortet der junge Mann, wobei er sich nervös in den schmutzigen Haaren kratzt.
»Penelope Fernandez?«
»Ja.«
»Was hat sie gesagt?«, fragt Saga.
»Dass nicht nur der Staatsschutz weiß, wie man Telefone abhört«, sagt er mit einem breiten Grinsen.
»Was hat Penelope gesagt?«, wiederholt Joona mit erhobener Stimme.
»Dass sie verfolgt wird.«
»Was hat sie genau gesagt?«
Daniel wirft Saga Bauer einen kurzen Blick zu und fragt:
»Wie viel Zeit bleibt uns noch, bis unsere Räume gestürmt werden?«
Saga sieht auf die Uhr:
»Drei bis vier Minuten«, antwortet sie.
»Dann können wir es uns noch anhören«, erklärt Daniel Marklund, tippt auf der zweiten Tastatur einige schnelle Kommandos ein und dreht anschließend den Ton laut.
Es rauscht in den Boxen, und dann klickt es und der Ansagetext von Claudia Fernandez’ Anrufbeantworter wird abgespielt. Drei kurze Töne erklingen, und dann knistert und kracht es heftig, weil der Empfang so schlecht ist. Irgendwo im Hintergrund, überlagert von den Störungen, hört man eine schwache Stimme. Es ist eine Frau, aber ihre Worte sind nicht zu verstehen. EinigeSekunden später hört man einen Mann »Suchen Sie sich einen Job« sagen, und dann klickt es und wird still.
»Entschuldigung«, murmelt Daniel. »Ich muss noch ein paar Filter dazwischenschalten.«
»Die Zeit läuft ab«, flüstert Saga.
Er verschiebt einen Regler auf dem Bildschirm, betrachtet sich kreuzende Frequenzkurven, ändert einige Zahlen und spielt die Tonaufnahme anschließend noch einmal ab:
»Dies ist der Anschluss von Claudia Fernandez – ich bin zurzeit leider nicht erreichbar. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht, ich rufe Sie dann so schnell wie möglich zurück.«
Die drei Töne klingen anders, und das Knistern erinnert nun an ein schwaches metallisches Klirren.
Plötzlich hört man Penelope Fernandez’ Stimme.
»Mama, ich brauche Hilfe, ich werde verfolgt von …«
»Suchen Sie sich einen Job«, sagt ein Mann, und daraufhin wird es still.
32
Ehrenwerte Polizeiarbeit
Saga Bauer wirft einen schnellen Blick auf ihre Uhr und sagt, dass sie gehen müssen. Daniel Marklund murmelt scherzhaft, dass er die Stellung halten werde, aber aus seinen Augen leuchtet die Angst.
»Wir werden mit aller Härte zuschlagen. Legen Sie das Messer weg, leisten Sie keinen Widerstand, geben Sie sofort auf, machen Sie keine heftigen Bewegungen«, beschwört Saga ihn, ehe sie und Joona das kleine Büro verlassen.
Daniel Marklund bleibt auf seinem Bürostuhl sitzen, schaut ihnen hinterher, greift nach dem Bajonettmesser und wirft es in den Papierkorb.
Joona und Saga Bauer verlassen die labyrinthischen Räume der Brigade und betreten die Hornsgatan. Saga stößt zu Göran Stones Gruppe in Zivil im Nagham Fast Food und isst schweigend Pommes frites. Ihre Augen sind in Erwartung der Befehle von der Einsatzleitung leer.
Zwei Minuten später springen fünfzehn schwer bewaffnete Beamte des Staatsschutzes
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