Paladin der Seelen
als Gesellschafterin der alten Herzogin behaglich einzurichten. Sie hatte sich einer gewissen Unentbehrlichkeit und des Ranges erfreuen können, der von ihrer erhabenen Herrin auf sie abfiel. Es war deutlich, dass sie diese angenehme Existenz gern fortsetzen wollte. Und das könnte sie auch, wenn nur Ista den Platz ihrer Mutter einnehmen und deren Leben fortführen würde. Und alles würde so sein wie zuvor …
Ista wandte sich an die Dienstbotin. »Mädchen, besorg mir Reitkleidung. In Weiß, wenn möglich, oder in jeder anderen Farbe, wenn es sein muss. Doch auf keinen Fall Grün!«
Verängstigt öffnete das Mädchen den Mund. Sie schaute von Ista zu Lady dy Hueltar und wieder zu Ista, hin und her gerissen zwischen widerstreitenden Autoritäten. Ista kniff die Augen zusammen.
»Warum müsst Ihr überhaupt nach Porifors reiten?«, fragte Lady dy Hueltar. Ihr runzliges Gesicht bebte vor Kummer, und sie war den Tränen nahe. »Mit den Truppen Eures Bruders als Schutz können wir gewiss auch gleich von hier aus zurück nach Valenda reisen!«
Ista beschloss, sich noch mehr Gedanken um Lady dy Hueltar zu machen. Tatsächlich hatte diese sich durch ihre langjährigen treuen Dienste eine gewisse Rücksichtnahme verdient. Doch jetzt wollte Ista erst einmal aufbrechen. Sie entspannte sich ein wenig und sagte sanft: »Bestattungen, meine liebe Lady dy Hueltar. Sie werden heute noch die Toten von Porifors beerdigen, und es ist meine heilige Pflicht, dabei zugegen zu sein. Ich möchte Euch bitten, mir die angemessene Ausstattung mitzubringen, wenn Ihr nachkommt.«
»Oh, Bestattungen«, wiederholte Lady dy Hueltar in einem Tonfall erleichterten Verständnisses. »Bestattungen, natürlich.« Sie hatte die alte Herzogin zu einer Vielzahl solcher Zeremonien begleitet. Ista nahm an, dass dies nur scheinbar ihre Hauptbeschäftigung gewesen war. Allerdings hätte sie sich schon sehr anstrengen müssen, sollte sie eine üblichere benennen. Aber Begräbnisse waren etwas, das Lady dy Hueltar verstand.
Diese hier wird sie nicht verstehen. Doch das machte nichts. Zumindest für den Augenblick schien ihre gewohnte Rolle gesichert und bestätigt. Das Gesicht der alten Dame hellte sich auf.
Tatsächlich entspannte sie sich sogar so weit, dass sie sich auf die Suche nach einem Reitkleid für Ista machte, während Liss Dämon sattelte und Ista ein wenig Tee und Brot zu sich nahm. Als sie sich schließlich auf dem Sattel niederließ, bemerkte Ista zufrieden, dass die blassbraune Farbe des Kostüms sogar gut zum kastanienbraunen Hengst passte. Und zumindest würde der Ritt ihren steifen Leib ein wenig auflockern. Sie verspürte anhaltende Kopfschmerzen, doch sie wusste, woher sie kamen. Und ihre Heilung lag in Porifors. Ferda befahl seiner baocischen Truppe, aufzubrechen, und Liss fiel an seiner Seite in Schritt. Die Morgensonne schien hell, und sie kamen rasch voran.
Als Istas Trupp durch das Tor ritt, war eine Staffel von dy Obys Männern gerade damit beschäftigt, Schutt aus der Burg zu schaffen. Ista nahm ihre Arbeit mit großem Wohlwollen zur Kenntnis. Der Wiederaufbau würde länger dauern, doch mit so vielen Händen ließen sich zumindest das Aufräumen und Saubermachen rasch beenden.
Der Vorhof war bereits gereinigt. Sogar die schlaffen Blumen in den zwei oder drei heil gebliebenen Kübeln an der Wand schienen schon wieder die Köpfchen zu heben. Ista empfand eine unbestimmte Dankbarkeit, dass inmitten all der lärmenden Verwirrung jemand ein bisschen Wasser für die Pflanzen übrig gehabt hatte. Sie fragte sich, wer es gewesen war. Der Aprikosen- und der Mandelbaum waren halb kahl, doch sie verloren nicht länger ihre Blätter. Ista hoffte, dass die Bäume sich erholten.
Wir können mehr tun als nur hoffen, sagte sie sich dann. Lebt, mit dem Segen des Bastards. Ich befehle es euch, dachte sie in Richtung der Bäume. Wenn ihnen das irgendeine besondere Vitalität verlieh, war diese zumindest nicht sofort sichtbar. Ista verließ sich darauf, dass die endgültigen Ergebnisse sich nicht als merkwürdig erweisen würden.
Sie sah Lord Illvin durch den Torbogen schreiten, und ihr wurde leicht ums Herz. Sein Haar war sorgsam geflochten, und er selbst war gewaschen und frisch eingekleidet als Offizier von Porifors. Vielleicht hatte er sogar einige Stunden Schlaf genießen können. Der kleinere und stämmigere Lord dy Baocia trippelte an seiner Seite und schnaufte bei dem Versuch, Schritt zu halten. An dy Baocias anderer Seite
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