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Paladin der Seelen

Paladin der Seelen

Titel: Paladin der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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war, wie sie glaubte. Es war der Klang streitender weiblicher Stimmen, der sie geweckt hatte.
    »Lady Ista wünscht zu schlafen, nach ihrem Martyrium«, stellte Lady dy Hueltar bestimmt fest. »Ich lasse nicht zu, dass sie schon wieder gestört wird.«
    »Aber … aber …«, sagte Liss verwirrt, »die Königin möchte gewiss die Neuigkeiten aus Porifors hören. Wir sind noch vor der Morgendämmerung aufgebrochen, um ihr so schnell wie möglich davon zu berichten.«
    Ista rollte sich unter ihren Decken hervor. »Liss!«, rief sie. »Komm her!« Anscheinend hatte sie die ganze kurze Sommernacht durchgeschlafen. Das genügte.
    »Nun schau, was du angerichtet hast!«, sagte Lady dy Hueltar verärgert.
    »Was denn?« Liss’ Verblüffung war echt. Im Gegensatz zu Ista hatte sie keine jahrelange Erfahrung darin, die versteckten Andeutungen der ersten Hofdame ihres Haushalts zu entschlüsseln. Ista übersetzte Lady dy Hueltars Ausruf mühelos mit: Ich wollte heute nicht mehr weiterreisen, und nun muss ich es doch tun, verflixtes Mädchen.
    Ein Sprung vom Feldbett kam nicht in Frage, wie Ista feststellen musste. Es gelang ihr, sich mühsam auf die Füße zu kämpfen, ehe die Zeltklappe zurückgeschlagen wurde und waagerechte goldene Lichtstrahlen hereinließen, gefolgt von einer strahlenden Liss. Ista umarmte sie, und Liss umarmte Ista. Das Lächeln und Liss’ Anwesenheit schienen als Bericht beinahe auszureichen. Porifors ist befreit. Es gab keine weiteren verheerenden Verluste letzte Nacht. Den Rest mochte sie der Reihe nach erfahren, oder in einem wirren Durcheinander, wie es sich ergab.
    »Setz dich«, sagte Ista. Sie ließ Liss’ Hände nicht los. »Erzähl mir alles.«
    »Lady Ista muss sich erst anziehen, ehe sie Besucher empfängt«, verkündete Lady dy Hueltar streng.
    »Ein großartiger Gedanke«, pflichtete Ista bei. »Besorgt mir etwas zum Anziehen. Reitkleidung.«
    »Oh, Ista, Ihr werdet heute doch nicht reiten wollen, nach allem, was Ihr durchgemacht habt! Ihr braucht Ruhe.«
    »Tatsächlich«, warf Liss ein, »hat der Graf dy Oby einige Offiziere ausgesandt, die dafür sorgen sollen, dass das Lager hier abgebaut und so schnell wie möglich nach Porifors verlegt wird. Ferda steht mit einigen Männern Eures Bruders bereit, um Euch auf dem Weg zu beschützen, Majestät, sobald Ihr soweit seid. Es sei denn, Ihr reist lieber mit einem Wagen im Tross.«
    »Gewiss will sie mit uns im Wagen reisen«, befand Lady dy Hueltar.
    »Verlockend«, log Ista, »aber … nein. Ich reite auf meinem Pferd.«
    Lady dy Hueltar schnaubte böse und zog sich zurück.
    Eifrig sprach Ista weiter zu Liss: »Oh, was wirst du lachen über mein neues Pferd. Es ist als Kriegsbeute zu mir gekommen, würde ich sagen, obwohl ich Illvin vielleicht dazu überreden kann, ein Geschenk daraus zu machen. Das würde ihm gefallen. Es ist Illvins bösartiger roter Hengst.«
    »Der von dem umherstreunenden Elementargeist besessen ist?«
    »Ja. Er hat eine plötzliche Verehrung für mich entwickelt und erniedrigt sich auf schockierend unpferdische Weise. Du wirst feststellen, dass er regelrecht geläutert ist, und wenn nicht, dann gibt mir Bescheid, und ich werde ihn wieder die Furcht vor seinem Gott lehren. Doch nun erzähl, liebe Liss!«
    »Nun, die Burg und die Stadt sind gesichert, die Jokoner vertrieben oder gefangen. Die meisten von ihnen sind in den Norden entkommen, doch ein paar Nachzügler schleichen vielleicht noch in der Gegend umher.«
    »Schleichen … oder irren sie vielleicht eher umher?«, merkte Ista trocken an. »Das wäre nicht das erste Mal.«
    Liss kicherte. »Wir haben Fürst Sordso und sein gesamtes Gefolge erwischt, was Lord Illvin und Graf dy Oby über die Maßen erfreut hat. Sie sagen, der Fürst ist verrückt geworden. Stimmt es, dass Ihr ihn verhext und dazu gebracht habt, die Fürstinnenwitwe niederzustrecken?«
    »Nein«, sagte Ista. »Ich habe nur den Zauber von ihm genommen, der ihn daran hinderte. Ich denke, es war nur ein plötzlicher Impuls, dem er nachgab und den er vermutlich rasch bereut hat. Joen war bereits tot, ehe seine Klinge traf. Der Bastard hat ihre Seele mitgenommen. Ich frage mich, ob Sordso erleichtert wäre, wenn er das erfährt, oder ob er es bedauern würde. Ich sollte es ihm vermutlich auf jeden Fall sagen. Aber weiter: Was ist mit Lady Cattilara und unserem treuen Geistlichen?«
    »Nun, wir alle haben von den Mauern aus verfolgt, wie die Jokoner Euch abgeführt haben. Und dann war für eine Weile

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