Paladin der Seelen
eigentlich ihr Lohn sein sollte.«
Foix blickte zu Liss, deren Gesicht ein wenig reserviert wirkte. Dann merkte er an: »Nun, meine Dankbarkeit hält sich jedenfalls in Grenzen, fürchte ich.«
Liss schwang ihren Zopf durch die Luft. »Es ist auch egal.«
»Hat sie tatsächlich versucht, dich davon zu überzeugen, ich hätte dich entlassen?«, fragte Ista.
»O ja. Sie war sehr verärgert, als ich mich dumm gestellt und ihre Hinweise nicht verstanden habe.« Liss’ Mundwinkel zuckten nach oben. »Doch sie hat Recht. Ich bin keine richtige hochwohlgeborene Dame.«
Ista lächelte. »Ich nehme an, noch bevor das Jahr vorüber ist, werden wir mit Iselles und Bergons Hof zusammentreffen … in Visping, wenn nicht schon früher. Und dann sollst du tatsächlich zu einer Dame werden, auf meine Bitte hin und wegen deiner Kühnheit. Sera Annaliss dy … wie hieß noch mal dieses von Schafen verseuchte Dorf?«
»Teneret, Majestät«, hauchte Liss.
»Sera Annaliss dy Teneret, Kammerfräulein der Königinwitwe Ista. Klingt das nicht würdevoll? Was meint Ihr, Foix?«
Er grinste. »O ja. Ich denke, meiner Mutter würde es gefallen. Nun, der Bastard weiß, irgendetwas muss ich ihr anbieten, um … äh, das mit dem Bastard für sie gutzumachen.«
»Ach, du trachtest nach gesellschaftlichem Aufstieg? Nun, unmöglich ist es nicht. Dieses Jahr wird jungen Offizieren viele Möglichkeiten zum Vorankommen bieten, nehme ich an.«
Foix bedachte Liss mit einer höfischen Verbeugung. »Darf ich danach trachten, werte Dame?«
Liss musterte ihn lächelnd und nachdenklich. Dann wanderte sie im Gemach umher und räumte Istas Sachen auf. »Fragt mich noch einmal in Visping, Ritter.«
»Das werde ich.«
Ista wies dy Cabon an, Goram zu ihr in den steinernen Innenhof zu bringen. Sie saß im Schatten des Säulengangs auf der Bank, auf der sie sich das erste Mal mit ihm unterhalten hatte, und betrachtete die Unterschiede.
Goram dy Hixar trug noch immer die Kleidung eines Knechts, seine Gestalt war immer noch klein gewachsen, seine Beine noch immer gebeugt, sein Bart so grau wie zuvor. Doch er kauerte sich nicht mehr so schildkrötenartig zusammen und bewegte sich mit dem Gleichgewicht eines Schwertkämpfers. Seine höfliche Verbeugung war geschmeidig genug für jeden Adelshof in der Provinz.
»Ich nehme an, Hochwürden dy Cabon hat Euch davon in Kenntnis gesetzt, dass ich nach einem Rittmeister suche?«, begann Ista.
»Ja, Majestät.« Dy Hixar räusperte sich unbehaglich und schluckte angesichts ihrer Gegenwart den Speichel herunter. Der alte Goram, überlegte sie, hätte ihn ausgespuckt.
»Seid Ihr dieser Aufgabe gewachsen?«
Er verzog das Gesicht. »Der Arbeit ja. Aber, Majestät … ich bin nicht sicher, ob Ihr versteht, wer ich war … wer ich bin. Weshalb niemand ein Lösegeld für mich zahlen wollte.«
Sie zuckte die Achseln. »Ein Hauptmann der Reiterei, ein Schwertkämpfer, Schläger, Mörder, der manch ein Leben auf dem Gewissen hat, und nicht nur das von Feinden, sondern auch das von Freunden … soll ich weitermachen? Die Art von Kerlen, deren Grabreden alle denselben Tenor haben: Welch eine Erleichterung.«
Er zuckte zusammen. »Ich sehe, ich muss Euch nichts mehr gestehen.«
»Nein. Ich habe es gesehen.«
Er blickte beiseite. »Alle meine Sünden sind offenbart … Das ist eine merkwürdige Sache, Majestät. Im Allgemeinen wird es als ein Wunder der Götter angesehen, dass sie die Sünden von einem nehmen. Doch Euer Gott hat all meine Sünden zu mir zurück gebracht. Goram der Knecht war ein hundertmal besserer Mensch, als Goram dy Hixar jemals sein kann. Ohne eigenen Verdienst wurde ich gerettet und bekam vor drei Jahren die Gelegenheit, als unbeschriebenes Blatt mit den beiden besten Männern in Caribastos zusammenzuleben. Nicht nur den besten Kriegern, sondern den besten Männern, versteht Ihr?«
Sie nickte.
»Davor hatte ich kaum eine Vorstellung, dass es überhaupt möglich sein konnte, so zu leben. Ich wollte es auch gar nicht wissen. Ich hätte gespottet und gelacht über ihre Tugenden. Lord Illvin dachte, ich würde von Freude übermannt, als ich im Vorhof vor Euch auf die Knie fiel. Doch es war nicht die Freude, die mich niedergestreckt hat. Es war Scham.«
»Ich weiß.«
»Ich will nicht der sein, der ich bin. Vorher war ich glücklicher, Majestät. Doch anscheinend denkt jeder, ich sollte den Göttern dafür danken.«
Sie bedachte ihn mit einem ironischen Lächeln. »Glaubt mir, ich gehöre nicht
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