Paloma - Ein Liebesroman (German Edition)
wäre sie dieses Mal eventuell ohnehin nicht mitgekommen. Philipp fragte sich im Stillen, wie sie wohl damit zurechtkomme, in Zukunft die Rolle der Hausherrin in der Cala Dragonera abzugeben. Aber letzten Endes war das ein Problem, das sich mit Sicherheit lösen ließ.
Er holte das Handtuch für Desiree und den Wein und dann setzten sie sich so, dass sie einen freien Blick über das Land hatten. Auf die feuchte Erde und das geradezu vor Nässe glänzende Grün der Weinstöcke am Ende der Cala Dragonera.
„Wir treffen uns heute Abend um acht, du kommst doch auch?“ , fragte Desiree nach einer Weile.
Philipp nickte.
„Es kommt auf jeden Einzelnen an und jüngere Leute zählen doppelt. Damit sie nicht mehr sagen können: ja, ja, die neue Zeit, da kommen die Alten eben nicht mehr mit.“
„Ich komm auf jeden Fall. Du weißt ja, ich helfe mit so gut ich kann.“
„Ja, schon ... aber sei mir nicht böse, manchmal hab ich das Gefühl, du stehst nicht wirklich dahinter. Sei mal ganz ehrlich.“
„Ich steh schon dahinter. Ich frage mich nur manchmal, ob die ganze Aktion wirklich was bringt.“
„Hat das Neugeborene gesagt und ist wieder in den Schoß der Mutter zurückgekrochen.“ Da Desirees Kopf unter dem Handtuch verschwunden war, war sie kaum zu verstehen.
„Ha, ha, ha“, machte Philipp.
“Ach, ist doch wahr. Ihr seid immer alle so ungeduldig wie ... wie kleine Kinder. Mensch, Philipp, wir kommen doch viel weiter, wenn wir es nicht erzwingen wollen. Die Leute müssen zuerst mal anfangen umzudenken, zuerst muss sich was in ihren Köpfen tun und das geht eben nicht von heute auf morgen.“
„Ist mir auch klar.“
„Immerhin haben wir schließlich erreicht, dass der Estang des Peix zum Naturschutzgebiet erklärt wurde und darauf bin ich richtig stolz. Schließlich ist das gar nicht so wenig.“
Philipp beugte sich vor, um Desiree eine Zigarette anzubieten, bis ihm einfiel, dass sie nicht mehr rauchte. „Nein, ist es auch nicht. Aber bist du dir sicher, dass das ausschließlich den Aktionen zu verdanken ist, die ihr auf die Beine gestellt habt?“
„Was ist denn heute bloß los mit dir, Philipp?“
„Nichts, ich versuch nur, realistisch zu denken. Und gerade die Geschichte mit dem Estang ... Ich frag mich, was wirklich dahintersteckt, wenn hier plötzlich irgendwas zum Naturschutzgebiet erklärt wird.“
„Wir.“
„Bist du sicher? Kann es nicht sein, dass der Bürgermeister vielleicht nur deshalb offene Ohren gehabt hat, weil es ihm oder einem seiner speziellen Freunde zufällig in den Kram passte, wenn am Estang des Peix nicht gebaut werden darf? Vielleicht weil er oder einer seiner Freunde woanders Grundstücke hat, die er zu einer Unsumme verkaufen will.“
Desiree wollte darauf antworten. Aber Philipp hob die Hand. „Moment, ich bin noch nicht ganz fertig. Noch einen Satz, Desiree. Gut, die Apartmentanlage wird also nicht auf dem Estang gebaut sondern woanders. Aber gebaut wird sie, ist doch wohl klar.“
Desiree zog ihre braunen Beine an und umfasste sie mit beiden Armen als ob ihr kühl geworden sei. Dabei war die Luft jetzt angenehm mild und roch wie frisch gewaschen. „Und letzten Endes können wir es nicht verhindern. Trotzdem, immer mehr Leute kommen zu unseren Versammlungen. Und nur darauf kommt es an. Dass hier langsam kapiert wird, so geht es nicht weiter.“
„Bist du sicher, dass es ihnen wirklich um Magali geht? Und nicht um irgendwelche persönlichen Interessen? Und wenn sie nur kommen, weil sie gegen den Bürgermeister sind, weil der zufällig ein anderes Parteibuch hat oder weil sie vielleicht ihrem Nachbarn eins auswischen wollen, weil der für eines der geplanten Bauvorhaben ist usw.? Nimm zum Beispiel Leute wie Pepe Hermosa oder Paco Orquito, ich seh da einfach kein Umdenken, die sind doch nur gegen den Bau der Apartmentanlage, weil sie Angst haben, ihre Fremdenzimmer stehen dann leer. Dabei bauen sie still und heimlich schon wieder neue Zimmer an.“
„Weiß ich doch auch.“
„Desiree, ich will dir dein Engagement wirklich nicht vermiesen, ganz bestimmt nicht.“
„Tust du aber.“
„Vielleicht. Vielleicht weil ich nicht will, dass du gegen Windmühlenflügel kämpfst. Und ich will auch nicht, dass du dich kaputt machst dabei.“
Leichter Wind war aufgekommen und der Regen war dünner geworden. Philipp sah, wie die Wassertropfen auf den Geranienblättern zitterten, ehe sie herabfielen.
„Was soll ich sonst machen? Tatenlos rumsitzen und zusehen, wie
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