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Paloma - Ein Liebesroman (German Edition)

Paloma - Ein Liebesroman (German Edition)

Titel: Paloma - Ein Liebesroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Dannenmann
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das, was in seiner Heimat vorging. Er redete über die gestiegenen Lebensmittelpreise, die Wasserprobleme, die Müllberge, über wachsende Kriminalität und Drogenprobleme, über die insgesamt gesunkene Lebensqualität, die der Massentourismus den Leuten in seiner Heimat gebracht hatte.
    Er sprach gut und eindringlich, erläuterte die Probleme anhand von Beispielen, die jedem verständlich sein mussten, dennoch rief plötzlich eine Stimme aus der Menge, die dicht gedrängt auf dem Platz stand: „Halt doch endlich den Mund! Wir wollen keine Geschichten über die Leute vom Festland hören. Von denen haben wir selber genug hier. Jeden Tag kommen neue und nehmen uns die Arbeitsplätze weg und machen die Löhne kaputt. Die arbeiten ja schon fast für die gleichen Pesetas wie ein Maulesel.“
    Klatschen und Johlen und das Getrampel vieler Füße war die Antwort. Philipp blickte zu Desiree hinüber, die erst mit ruhigem Blick über die Menge sah, dann aber, als weitere Zwischenrufe kamen, dem jungen Mann das Mikrofon aus der Hand nahm und rief: „Was soll das? Haben wir nichts Besseres zu tun, als die Leute vom Festland schlecht zu machen? Ich denke, einige von euch verdienen ganz gut an ihnen, weil sie noch den letzten Schweinestall an sie vermieten.“
    Abfälliges Murmeln war die Antwort. Philipp sah, wie einzelne junge Männer maulend den Platz verließen und hinüber zur Bar El Centro gingen. Im gleichen Moment fühlte er eine Hand auf seiner Schulter und als er sich umdrehte, sah er, dass Paco hinter ihm stand.
    „ Hombre, ich brauch ein paar Leute, die mit dem Boot rausfahren. Machst du mit?“
    Philipp wunderte sich darüber. Soweit er wusste, kam Paco jetzt im Sommer kaum noch dazu, zum Fischen rauszufahren. „Sonst immer, du weißt ja“, antwortete er. „Aber ich hab versprochen, nachher auch noch ein paar Worte zu sagen. Fahr morgen raus, dann bin ich dabei, jederzeit.“
    „Ich fahr nicht zum Fischen raus.“
    „Was ist los?“ Philipp wurde plötzlich klar, dass es Paco weder um eine Vergnügungsfahrt noch ums Fischen ging. Paco war ungewöhnlich ernst.
    „Hör zu, Salvador ist seit gestern Nacht auf dem Wasser. Ein paar von uns wollen rausfahren und ihn suchen. Salvador Torres. Du kennst ihn. Er hat dir beim Bau deiner Zisterne geholfen.“
    Im ersten Augenblick glaubte Philipp, Paco wegen des Stimmengemurmels auf dem Platz, das Desiree zu übertönen versuchte, nicht richtig verstanden zu haben. „Du meinst, Salvador ist in Seenot oder so ähnlich?“
    „Ja.“
    „Aber wieso? Wir hatten keinen Sturm, die See ist ruhig.“
    „Ich weiß.“
    Philipp sah Paco nachdenklich an, aber Paco gab den Blick ruhig zurück. Darauf nickte Philipp und sagte: „Gut, du kannst mit mir rechnen.“
    Während Paco sich durch die Menge drängelte, um noch weitere Leute zu verständigen, ging Philipp zu Desiree. Aber sie stand noch immer mit dem Mikrofon in der Hand da und redete und als er sah, wie sie zu kämpfen hatte, bekam er Gewissensbisse, da er sie praktisch im Stich ließ. Dann sagte er sich jedoch, dass sie auch ohne ihn genügend Mitstreiter hatte, und es erschien ihm im Moment hundertmal wichtiger, bei der Suche nach Salvador mitzuhelfen, anstatt gegen den Bau weiterer Betonklötze zu protestieren.
    Salvador. Ein Name wie aus einem früheren Leben. Philipp hatte schon sehr lange nicht mehr an ihn gedacht. So wie man sich nach einer überstandenen Krankheit möglichst wenig an die ausgestandenen Schmerzen und die langwierige, mühselige Zeit der Rekonvaleszenz erinnert.
    Als ihm plötzlich der junge Mann über den Weg lief, der die Verstärkeranlage für das Mikrofon aufgebaut hatte, bat Philipp ihn, Desiree auszurichten, er sei wegen einer wichtigen Angelegenheit bereits gegangen. Danach drängelte er sich zu Paco durch, der gerade mit ein paar Männern redete und dann gingen er und Philipp zu Pacos Auto, das er hinter der Kirche abgestellt hatte.
    „Ich hab es auch erst heute Abend erfahren. Von Ernesto. Er und sein Vater waren den ganzen Tag mit dem Boot draußen und haben Salvador gesucht. Diese Dummköpfe. Sie hätten früher Bescheid sagen müssen, jetzt wird es bald dunkel. Ich fahr aber trotzdem raus, ich hab es Paloma versprochen.“
    Paloma. Philipp hatte immer gehofft, nie wieder von ihr zu hören, obwohl es natürlich auf einer so kleinen Insel wie Magali fast unmöglich war, sich auf die Dauer aus dem Weg zu gehen. Aber irgendwie hatte er es geschafft, die Gegend von Salvadors Hof zu meiden.

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