Paloma - Ein Liebesroman (German Edition)
Welt.
Der Gedanke, jemand von ihrer Schwangerschaft zu erzählten, versetzte Paloma jedoch in ziemliche Unruhe. Sie war sich klar darüber, wie schnell sich ihr Besuch bei Catalina herumsprechen würde. Und darüber, wie die meisten hier auf der Insel auf ledige Mütter reagierten. Oft mit Häme, ja geradezu Schadenfreude. Sie hatte miterlebt, wie über Frauen geredet wurde, die sich mit Touristen eingelassen hatten und jetzt mit einem Kind dasaßen. Auch in ihrem Fall würde es nicht anders sein.
„So, so, ich bekomm also wieder mal Arbeit“, sagte Catalina, als Paloma ihr in ihrem Haus gegenübersaß. „Gut so. Wir müssen doch dafür sorgen, dass die Leute auf Magali nicht aussterben, stimmt’s?“ Sie war eine magere, sehnige Frau mit scharfen Gesichtszügen, die ihre Haare so kurz trug, dass sie wie eine Bürste vom Kopf abstanden. Aber sie wirkte vergnügt, geradezu fröhlich.
„Du bist übrigens nicht die erste, die diese Woche zu mir kommt. Obwohl ... in letzter Zeit denke ich manchmal, ihr jungen Frauen habt alle keine Zeit mehr zum Kinderkriegen. Wenn ich da an früher denke ... du liebe Zeit!“
„Vieles hat sich eben verändert bei uns“, sagte Paloma.
„Aber nicht unbedingt alles zum Guten, würde ich sagen. Was soll man zum Beispiel davon halten, dass neuerdings manche Frauen zur Nachbarinsel rüber gehen und ihre Kinder dort kriegen.“
„Ja, ich hab davon gehört.“
„Hat denen jemand erzählt, ihre Kinder würden schöner oder klüger, wenn sie anstatt zuhause in einer Klinik entbinden?“
„Keine Ahnung. Wahrscheinlich ist es so wie mit vielem hier neuerdings. Jeder denkt, alles was neu ist, ist besser.“
„Aber du hast nicht vor, rüber zur Klinik zu fahren?“
„Bestimmt nicht. Ana, meine Nachbarin, war auch bei dir und nicht in der Klinik.“
„Ja, ja, die Ana.“ Catalina schenkte Paloma eine weitere Tasse Tee ein. „Trink aus, das tut dir gut.“
Paloma mochte den Tee nicht besonders. Catalina hatte ihn wohl zu lange ziehen lassen, aber sie trank ihn trotzdem.
„Die Ana. Ich weiß noch gut, wie lange es gedauert hat bei ihrem zweiten Kind, aber schließlich hat sie es doch gehabt. Und wieder einen Jungen. Sie war wohl ein bisschen enttäuscht. Und bei dir? Was soll es denn werden? Der Stammhalter oder eine kleine Prinzessin?“
Catalina zwinkerte Paloma zu und erkundigte sich, wie weit sie schon sei.
„Mitte dritter Monat.“
„Hab ich mir schon gedacht. Kein Grund also zur Sorge, wenn dir manchmal schwindlig wird. So was kommt oft vor am Anfang der Schwangerschaft.“ Catalina erzählte Paloma einiges über die vielen Veränderungen, die im Moment in ihrem Körper stattfanden und maß ihr dann den Blutdruck.
Dabei nickte sie. „Viel zu niedrig. Kein Wunder, wenn du manchmal schlapp machst.“
„Ist das gefährlich?“
„Ach was. Sogar ich hab das manchmal und ich bin nicht mal schwanger.“ Sie klatschte sich mit der Hand auf ihren flachen Bauch und lachte dabei. „Trink ab und zu eine Tasse starken Kaffee oder schwarzen Tee oder ...“ Catalina schmatzte mit den Lippen, „ein Gläschen Champán. Und nächsten Monat geht es dir sowieso wieder besser, dann hast du die kritische erste Zeit überstanden.“
Paloma versprach erleichtert, sich in spätestens zwei Monaten wieder bei Catalina blicken zu lassen.
„Und falls du eine Frage hast oder ein Problem, komm vorbei, wann immer du willst ... aber mach dir vor allem keine unnötigen Sorgen. Sag dir einfach, andere haben es auch geschafft.“
Paloma nickte dankbar und machte sich dann auf den Heimweg. Sie war so erleichtert, dass ihr sogar die Hitze heute weniger ausmachte als sonst, obwohl sie am Tag drauf gleich von mehreren Leuten vom Hitzerekord am Tag zuvor erfuhr. Fünfundvierzig Grad, was selbst auf Magali nur selten vorkam.
In den Tagen danach trank sie gelegentlich Kaffee oder schwarzen Tee, wie Catalina ihr geraten hatte, aber dieses quälende Gefühl von bleierner Schwere schien ohnehin mehr und mehr nachzulassen und sie empfand auch die Hitze jetzt weniger drückend.
Ohnehin wurden nach einem kräftigen Gewitterregen Ende September die Temperaturen allmählich erträglicher. Paloma fühlte sich nun so frisch und kräftig wie schon seit Wochen nicht mehr und bedauerte sogar, dass die Saison allmählich zu Ende ging.
Aber es war einmal wieder so weit. Wie gewöhnlich wurden die ersten Hotels bis zum Beginn der nächsten Saison, der Osterwoche, geschlossen. Die Zahl der Feriengäste nahm
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