Paloma
musste sich erst wieder reinfinden. Im Grunde erschien ihm der Gedanke gehobenerer Tourismus gar nicht so übel.
„Hat doch eigentlich was an sich. Wer sich ein Luxushotel leisten kann, schaut auch sonst nicht auf jede Pesete. Genau solche Leute wären nicht schlecht für Magali.“
„Klar. Aber muss dazu die Küstenzone völlig verbaut werden? Und denk doch mal an die enorme Wasservergeudung für einen Golfplatz. Wir, also die GON, fordern stattdessen eine Verbesserung der touristischen Infrastruktur. Also Modernisierung der schon bestehenden Urbanisationen und Hotelanlagen. Bis hin zum Abriss irgendwelcher Schandbauten. Verstehst du? Das was schon da ist, muss so attraktiv werden, dass es auch anspruchsvollere Touristen anzieht, also solche mit Geld. Aber das funktioniert nur Hand in Hand mit intakter Landschaft und nicht mit Beton entlang der Küstenlinie.“
„Stimmt, leuchtet mir ein. Und wie stehen die Chancen, dass die Gemeinde mitzieht und das Land aufkauft?“
„Eine gute Frage. Sagen wir so: wir machen Druck und die Baumafia auch. Kommt jetzt drauf an, wer stärker ist. Im Prinzip hat die Gemeinde verstanden, worauf wir hinaus wollen, hoffe ich wenigstens. Na ja, mal sehen, drück uns die Daumen. Wir bleiben jedenfalls dran.“
Sie saßen noch eine Weile da und redeten und Philipp erkundigte sich nach den Leuten, die er bei seinen früheren Aufenthalten auf der Insel kennen gelernt hatte. Desiree hatte eine Schüssel mit grünen Bohnen auf dem Schoß und putzte sie fürs Mittagessen. Und es war fast wie damals. Als Philipp noch bei Desiree gewohnt hatte. Plötzlich kam jedoch ein Mofa angeknattert und ein junger Spanier stieg ab.
„Hola!“
„Hola, Félix!“
Philipp meinte, den Jungen schon einmal gesehen zu haben, aber er war sich nicht sicher.
„Ihr kennt euch“, sagte Desiree. „Félix hat früher schon bei unserer Gruppe „Salve Magali“ mitgemacht. Jetzt ist er auch bei der GON.“
Philipp und Félix nickten sich zu. Danach verabschiedete sich Philipp, da er annahm, die beiden hätten etwas zu besprechen.
Mittlerweile stand die Sonne schon so hoch, dass der Rückweg zur schweißtreibenden Angelegenheit wurde. Zurück in der Cala Dragonera leerte Philipp fast eine volle Flasche Wasser. Das Haus war leer, das Auto stand jedoch da. Also waren sie vermutlich alle am Strand. Philipp schlüpfte in seine Badehose und ging ebenfalls hinunter.
Vicky spielte im Wasser mit ihrer Puppe, der sie den kleinen Schwimmring übergezogen hatte. Den Schlüsselring hatte Philipp zwar abbekommen, aber die Kette nicht. Vicky war jedoch auch so zufrieden.
Bobby und Karen lagen auf ihren Badetüchern und unterhielten sich. Als Philipp sich zu ihnen setzte, sagte Bobby: „Gut, dass du kommst. Es hat eine Katastrophe gegeben.“
Am Ton ihrer Stimme erkannte er, es konnte nichts Ernsthaftes gewesen sein.
„Na, was war los?“
„Der arme Alex. Er hat einen Fisch gefangen, aber jetzt hat er ihn am Haken und weiß nicht, wie er das blöde Ding wieder abbekommt.“
„Und ich soll es wissen?“, Philipp verdrehte mit gespieltem Unmut die Augen.
Bobby lachte. „Wer denn sonst? Geh und hilf ihm. Du hast ihm ja schließlich auch den Haken gekauft. Er sitzt da hinten irgendwo unter den Bäumen – ziemlich verzweifelt, nehme ich an.“
„Gut. Aber ich muss mich erst abkühlen.“
Philipp ging bis zu den Knien ins Wasser und spritzte sich ab, wobei Vicky begeistert mithalf. Dann ging er hinauf zu der Stelle, wo er Alex unter Pinien sitzen sah. Er hatte einen Eimer mit Wasser neben sich stehen und darin sah Philipp einen mittelgroßen dunkelgrauen Fisch bewegungslos im Wasser. Die Perlonschnur, an welcher der Haken befestigt war, hing über den Rand des Eimers.
„Gut, dass du endlich kommst, Onkel Philipp“, sagte Alex und stand auf. „Kannst du dem Fisch den Haken raus machen? Sonst stirbt er womöglich.“
„Fische müssen normalerweise immer sterben, wenn man sie angelt. Oder willst du sie lebendig essen?“
„Ich will den Fisch aber nicht essen. Ich will ihn behalten oder ich tu ihn wieder ins Wasser zurück. Hauptsache, der Haken ist endlich weg. Der tut ihm nämlich bestimmt weh. Mir würde es jedenfalls wehtun, wenn ich einen Haken im Hals stecken hätte.“
„Daran hättest du früher denken müssen. Was hast du dir denn vorgestellt, was passiert, wenn du einen Haken mit einem Köder dran ins Wasser hältst?“
„Ich weiß nicht“, sagte Alex kleinlaut.
„Komisch, jeder Angler
Weitere Kostenlose Bücher