Paloma
Zweig davon ins Wischwasser tat.
„Komme ich ungelegen?“, fragte Philipp und setzte sich von außen auf die Verandamauer.
„Du kommst nie ungelegen. Aber warte bis der Boden trocken ist. Es dauert nicht lange.“
Es dauerte wirklich nicht lange. Dort wo die Sonne bereits auf die Veranda traf, verdampfte die Feuchtigkeit geradezu.
„Wie geht es euch? Wenn du nicht gekommen wärst, hätte ich heute oder morgen sowieso bei euch reingesehen. Ich will euch nämlich zum Essen einladen.“
„Vielen Dank. Das wird Bobby freuen. Du weißt ja, wie sehr wir beide von deinen Kochkünsten angetan sind. Aber denk dran, wir sind zu fünft. Ich an deiner Stelle würde mir das nicht antun.“
„Ach was, ich hab schon mehr als fünf Leute zum Essen dagehabt“, antwortete Desiree und erkundigte sich dann, ob sie ihm Zitronenlimonade anbieten könne. „Ich hab dieses Jahr so viele Zitronen, ich weiß gar nicht, wohin damit. Ihr könnt welche haben, wenn du willst.“
„Aber immer. Meine beiden Damen werden sich freuen über frische Zitronen für ihren Gin-Tonic.“
Desiree ging ins Haus. Sie trug ein grau verwaschenes Leibchen, das vermutlich einmal schwarz gewesen war und einen weiten Rock mit schwarz-roten Blüten darauf. Philipp schwang seine Beine über die Verandamauer, da der Boden jetzt trocken war, blieb aber auf der Mauer sitzen.
„Was ich dich fragen wollte“, sagte er, als Desiree mit zwei Gläsern und einer Flasche mit ihrer selbst gemachten Zitronenlimonade zurückkehrte. „Was genau heißt eigentlich GON?“
„Du hast die Plakate gesehen?“
„Ja. Und gestern hab ich darüber in der Magali-Zeitung gelesen.“
„GON ist die Abkürzung von „Grup d’ Ornitologia y Defensa de la Naturalesa“.“ Desiree reichte ihm ein Glas mit der Zitronenlimonade. Sie war höllisch sauer, aber gut und erfrischend.
„Umweltschutz also. Der Kampf geht also weiter, was?“
„Der Kampf fängt erst an. Tausende Touristen bedeuten tausende Kilo Scheiße und im Moment werden erst knapp vierzig Prozent der Abwässer geklärt.“
„Na, dann fröhliches Baden“, sagte Philipp.
„Ja. Das Meer verkraftet viel, aber nicht alles. Es wird Zeit, dass da endlich was geschieht. Und auch mit den Müllbergen, die tausende Touristen zurücklassen. Die Touris reisen ab, ihr Dreck bleibt hier.“
„Der ganze Mist wird also immer noch zum Kap gekarrt so wie früher? Moment, was heißt wie früher? Was hatten die Bauern damals schon groß an Müll? Was nicht organisch war, wurde vergraben oder verbrannt, daran erinnere ich mich noch gut.“
„Sicher. Und heute verschandeln tausende Tonnen Müll die Landschaft am Kap. Schau dir die Müllberge da draußen mal an, du glaubst es nicht.“ Desiree nahm sich einen kleinen Hocker aus Korbgeflecht und suchte sich einen schattigen Platz auf der Veranda.
„Schade um das Kap. Ich bin früher oft dort gewesen.“
„Natürlich ist es schade. Sie sollten Ausflugsfahrten dahin organisieren, damit die Touristen mal das ganz ANDERE Magali kennen lernen.
„Aber ich habe die Container für Altglas in San Lorenzo gesehen. Ein Anfang ist also gemacht.“
„Nichts ist gemacht. Die Flaschen werden getrennt gesammelt und landen zusammen mit dem anderen Müll auf dem Kap. Ganze Halden von Flaschen liegen da rum. Die Glascontainer kannst du vergessen.“
„Das darf doch nicht wahr sein.“
„Ist aber so.“
„Und ich dachte, auch hier entwickelt sich langsam so was wie Umweltbewusstsein. Gestern in der Zeitung das Interview mit Louis Valle, hast du das gelesen?“
„Valle? Der Direktor vom Club Marivent? Auch so ein typischer Fall.“
„Aber ihm scheint wenigstens klar zu sein, dass Touristen allmählich auf eine intakte Umwelt achten. Jedenfalls hat er aufgezählt, was sie so alles dafür unternehmen. Gerade in puncto Müllvermeidung zum Beispiel.“
Desiree lachte. „Du meinst die Marmeladentöpfe, die sie im Marivent auf dem Frühstücksbüffet haben? Klar, damit geht er überall hausieren.“
„Aber wenigstens erspart er sich dadurch den ganzen Verpackungsmüll, der bei den Portionspäckchen anfällt.“ Die Sonne hatte Philipp jetzt erreicht, er musste ein Stück weiter rücken auf der Mauer, um wieder im Schatten zu sein.
„Ja, aber nur, weil er erkannt hat, dass die Touristen neuerdings darauf achten, kauft er jetzt ganze Eimer voll Marmelade. Ohnehin sind die billiger. Und damit die Butter offen auf dem Büffet liegt, lässt er sie von einer Küchenhilfe jeden
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