Das Herz des Highlanders: Roman (German Edition)
PROLOG
Schottisches Hochland im Jahr 1200 n. Chr.
E s war wirklich kein guter Tag für einen starken Zauber. Das gnadenlos grelle Gleißen der Sonne, die nahe dem Zenit stand, wurde in Wellen erdrückender Hitze von der vertrockneten Landschaft reflektiert. Nichts bewegte sich, außer ein paar kleiner Staubwölkchen, die hier und da von einer leichten Brise im Tal aufgewirbelt wurden. Selbst die Vögel bewegten sich nicht fort aus dem Schatten des durstigen Eichenwaldes.
Pendaär stützte sich schwer auf seinen uralten Kirschholz-Stab, während er den Weg hinauf zum Gipfel des steilen Hügels wanderte. Er schalt sich im Stillen, weil er in vollem Zeremonial-Ornat hier hinaufkletterte. Mehr als einmal musste der alte Zauberer stehen bleiben und seine Robe freimachen, die in einem Busch hängen geblieben war.
Herrgott noch mal, er war wahrhaftig müde.
Pendaär blieb stehen und lehnte sich an einen Felsbrocken, um zu Atem zu kommen, schob sich das jetzt schweißfeuchte, lange, weiße Haar aus dem Gesicht und beobachtete die Straße unter sich auf der Suche nach einem ersten Anzeichen vom Erscheinen der MacKeages. Den Sternen sei Dank, dass er bald schon diesen gottverlassenen Ort hinter sich lassen würde. Er hatte genug von diesen rauen Zeiten, von dem ständigen Kampf ums Überleben und von den unaufhörlichen, sinnlosen Kriegen zwischen arroganten Männern um Macht und gesellschaftliche Stellung.
Ja, er war mehr als nur bereit dazu, die Bequemlichkeiten einer wesentlich moderneren Welt zu entdecken.
Pendaär schüttelte seine Robe aus und wischte über den Staub, der sich am Saum angesammelt hatte. Dabei verfluchte er noch einmal die Planeten dafür, dass sie ausgerechnet an einem derart üblen Tag eine perfekte Konjunktion bildeten. Aber Laird Greylen MacKeage stand kurz davor, eine äußerst bemerkenswerte Reise zu beginnen, und Pendaär war entschlossen, sich einen guten Platz zu suchen, um ihn auf den Weg zu schicken. Um möglichst schnell in die richtige Ausgangsstellung zu kommen, verließ der müde Zauberer seinen Rastplatz und schnaufte weiter den Hügel hinauf.
Als er den Gipfel schließlich erreicht hatte, setzte er sich auf einen vorspringenden Granitfelsen und hob das Gesicht der Sonne entgegen, so dass die warme Brise sein Haar bewegte und seinen Hals abkühlte. Als seine Atmung sich schließlich wieder beruhigt hatte, legte Pendaär sich seinen Kirschholz-Stab auf den Schoß und berührte die knorrigen Verdickungen im Holz, wobei er langsam die Worte seines Zauberspruches wiederholte, konzentriert darum bemüht, ihn auch richtig herzusagen.
Heute kamen einunddreißig Jahre sorgfältiger Arbeit zu einem Höhepunkt. Einunddreißig Jahre führten endlich zum erfolgreichen Abschluss, Jahre, in denen er konstant um den Anführer, genannt Laird, des MacKeage-Clans bemüht gewesen war, einen starken, oft wilden Mann bewacht und beobachtet hatte. Die Sonne hatte den Zenit fast erreicht. Die Planeten-Konjunktion war beinah vollständig.
Und Greylen MacKeage kam zu spät.
Das überraschte Pendaär nicht. Der Junge war schon bei seiner Geburt gute zwei Wchen zu spät dran gewesen. Und jetzt lief er Gefahr, genau jene Zukunft zu versäumen, die die Sterne vor zweiunddreißig Jahren versprochen hatten, in der Nacht, als der junge Laird empfangen worden war.
Greylen MacKeage trug den Samen von Pendaärs Nachfolger in sich.
Doch die Frau, die zu Greylen gehörte, war im Amerika des zwanzigsten Jahrhunderts geboren worden. Und so verursachte der Versuch, die beiden zusammenzubringen, dem alten Zauberer unsagbare Bemühungen voller Rückschläge.
Es wäre natürlich schon hilfreich gewesen, wenn er gewusst hätte, wer die Frau war.
Doch das genau war das Problem. Die Mächte des Universums hatten einen herzlosen und manchmal eigenartigen Sinn für Humor, durch den Pendaär in diesem Falle nur die Möglichkeit hatte, den Mann oder die Frau zu kennen, die seinen Erben hervorbringen würden, nicht beide.
Pendaär hatte damals den Zauberspruch gewählt, der ihm Greylen MacKeage zeigte. Dann hatte er die ersten einunddreißig Jahre von Greylens Leben damit verbracht, ihn irgendwie am Leben zu erhalten. Das war keine einfache Aufgabe gewesen. Die MacKeages waren ein kleiner, aber mächtiger Clan, der mehr Feinde zu haben schien als die meisten anderen. Sie lagen ständig mit dem einen oder anderen fremden Stamm im Krieg, und ihr halbstarker junger Laird bestand grundsätzlich darauf, an erster Stelle in
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