Paloma
freut sich, wenn ein Fisch anbeißt und du machst so ein Gesicht.“
„Ja, schon ... aber ich will lieber kein Angler sein.“
Philipp wusste nur zu genau, was in dem Jungen vorging. Bei seinen ersten Angelversuchen war es ihm ganz ähnlich ergangen. Er hatte eher befürchtet als gehofft, ein Fisch würde anbeißen, weil ihm klar gewesen war, dass er ihn dann töten musste, aber er hatte trotzdem seine Schnur mit Haken und Köder ins Wasser gehalten. Gut, dass Paco ihm damals half, als tatsächlich ein Fisch angebissen hatte. Und er würde jetzt Alex helfen.
„Nimm den Fisch mit einer Hand aus dem Wasser, halte ihn aber gut fest und drück mit Daumen und Zeigefinger gegen seine Kiemen. Dann sperrt er sein Maul auf und wenn wir Glück haben, kommt der Haken raus.“ Genau das hatte Paco damals zu ihm gesagt.
„Aber das tut dem Fisch doch weh.“
„Ehrlich gesagt, hab ich keine Ahnung.“
„Aber wenn der Haken drin bleibt“, überlegte Alex, „tut es ihm bestimmt noch mehr weh. Kannst du es nicht machen, Onkel Philipp? Den Fisch in die Hand nehmen?“
„Mach du es. Es ist dein Fisch.“
Alex blickte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Sein Gesicht war ziemlich schmutzig. Er musste sich mit seinen staubigen Fingern den Schweiß vom Gesicht gewischt haben.
Philipp nickte ihm aufmunternd zu. Daraufhin seufzte Alex, holte tief Luft und griff dann in den Eimer und holte den Fisch heraus. Aber der Fisch zappelte so, dass er ihn nicht mit einer Hand halten konnte. Philipp sah, dass er alleine nicht zurechtkommen würde. Er hatte nicht den beherzten Griff der spanischen Jungs, denen Philipp häufig beim Angeln zugesehen hatte.
„Halt ihn gut fest“, sagte Philipp und drückte dem Fisch auf die Kiemen wie Paco es ihm gezeigt hatte und zog vorsichtig an der Perlonschnur. Aber es tat sich nichts. Der Haken war zwar in dem offenen Fischmaul zu sehen, kam aber nicht raus. Philipp musste mit zwei Fingern hinein fassen und ihn vorsichtig lösen.
„Das war’s, denke ich“, sagte er dann zu Alex und stieß ihn mit dem Ellbogen an, als er sah, dass Alex mit fest geschlossenen Augen dastand.
„Die Operation ist vorbei. Du kannst deine Augen wieder aufmachen.“
Alex brauchte nur seinen Griff zu lockern und schon flutschte ihm der Fisch zwischen den Fingern hindurch ins Wasser zurück.
„Tausend Dank, Onkel Philipp.“
„Schon gut. Aber was machst du jetzt mit dem Fisch? Bring ihn besser zurück ins Wasser. Er stirbt sonst an Sauerstoffmangel in dem kleinen Eimer.“
„Ja. Wird wohl das Beste sein.“
Philipp blickte dem Jungen nach, als er mit dem Eimer runter zum Wasser ging, wo er den Fisch wieder in die Freiheit entließ. Er bezweifelte, dass Alex jemals wieder angeln würde. Oder vielleicht auch nur nicht in diesem Sommer. Und nächstes Jahr war er dann groß genug, um sich selber zu helfen.
Am Abend aßen sie alle zusammen in einem Restaurant am Strand. Restaurant war vielleicht etwas zu viel gesagt, da es sich um einen einfachen Strandkiosk auf einer Art hölzernem Podest handelte. Tagsüber kamen eine Menge Leute vom Strand herauf, am Abend war es jedoch angenehm ruhig. Die Küche war nicht berühmt, es gab nur die üblichen Standardgerichte wie Pollo und Chuleta de cerdo und Lenguado – also Huhn, Schweinekotelett und Seezunge – aber Bobby, die mit Frank, ihrem Mann, schon öfter dort gewesen war, hatte davon geschwärmt, weil man in T-Shirt und Badehose hinkonnte und sich nicht extra umziehen musste. Und da sie zu Fuß über den Strand hingehen konnten, fand Philipp es ganz in Ordnung.
Er erzählte von Desirees Einladung zum Essen, aber Bobby wollte damit noch warten bis nach der obligatorischen Party, die sie immer für ein paar Freunde gab. Sie schlug den nächsten Samstag dafür vor, also übermorgen und wollte es übernehmen, die Leute einzuladen und im Frasquet, einem Restaurant in Monforte, das Essen dafür zu bestellen. Vielleicht „Frito mariner“ oder ein Fleischgericht wie „Llom amb col“, eine Spezialität der Insel.
„Okay, dann mach mal“, sagte Philipp, warnte Karen aber, nichts allzu Großartiges zu erwarten. „Bloß ein paar Freunde. Wir essen und trinken und reden, das ist schon alles. Aber nicht das Schlechteste. Und vor allem weder Frack- noch Krawattenzwang.“
„Damit spielst du wohl auf mich an“, sagte Karen. „Aber mir ist längst klar, dass ich mein todschickes Zeug völlig umsonst mitgeschleppt habe.“
Philipp grinste. Aber Bobby tröstete Karen
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