Paloma
ihr kommen würdet.“
„Sag ihm, dass mich seine Einladung freut“, sagte Paloma kühl, „aber ich muss erst meinen Vater fragen. Ich weiß nicht, ob er Zeit hat am Sonntag.“
„Was hat er denn so Wichtiges zu tun am Sonntag?“ Angelo nahm jetzt eine von Palomas nassen Haarsträhnen in die Hand.
„Lass das“, sagte Paloma und drehte sich heftig um, aber Angelo versperrte ihr den Weg ins Haus und als sie einen Schritt rückwärts machte, folgte er ihr und trieb sie damit in die Enge. Sie spürte die Steine der Hauswand im Rücken. Angelo stand jetzt so dicht vor ihr, dass sie kaum atmen konnte.
„Bei deinem Deutschen hast du dich nicht so angestellt, was?“, sagte Angelo und sah sie aus zusammen gekniffenen Augen an. „Der hat dich anfassen dürfen, auch ohne Theater. Alle wissen das. Und? Was hast du jetzt davon? Nichts. Er hat dich sitzenlassen, hat sich längst eine andere genommen.“
„Nein“, fuhr Paloma ihn an. „Was redest du da? Geh jetzt, geh jetzt sofort. Und komm nie wieder hierher, hast du verstanden?“
Angelo lachte ihr laut ins Gesicht. „Ach ja? Komisch, ausgerechnet von jemand, der ernste Absichten hat, willst du nichts wissen? Was glaubst du wohl, weshalb ich dich zum Essen zu meiner Familie einlade?“
„Geh, Angelo.“
„Warum? Für wen willst du dich aufsparen? Für deinen Deutschen? Du wartest wohl immer noch auf ihn. Aber geh mal rüber zur Cala Dragonera … du wirst dich wundern. Letztes Jahr warst du gut genug für ihn. Aber jetzt bist du schon wieder abgemeldet. So einer ist das.“
Paloma wurde plötzlich mit entsetzlicher Deutlichkeit klar, dass Angelo weit mehr wusste als sie. Männer wie er kamen herum auf der Insel, hörten und sahen so einiges. Sie dagegen … Eine feuchte Kälte, die nichts mit ihren nassen Haaren zu tun hatte, kroch ihr über den Rücken. Sie versuchte jedoch, sich nichts anmerken zu lassen und sagte in gleichgültigem Ton. „Von wem sprichst du überhaupt?“
„Ach, das weißt du doch genau. Von deinem Freund. Dem Deutschen, dem langen Kerl mit den hellen Haaren und den Augen wie ein Fisch, mit dem du letztes Jahr rumgezogen bist. Aber diesmal bist du abgemeldet. Er hat eine Frau bei sich. Ob sie verheiratet sind, weiß ich nicht, jedenfalls wohnen sie zusammen in einem Zelt und bauen sein Haus.“
„Das … ist …nicht … wahr“, stammelte Paloma.
„Ach, du glaubst mir nicht? Dann geh doch rüber zur Cala Dragonera und schau dir die beiden an. Ich muss schon sagen, ein schönes Paar, sie passen gut zusammen. So gut, wie wir beide zusammen passen würden.“
„Hör auf! Hör endlich auf. Ich will davon nichts wissen. Geh und fahr dein Wasser aus, aber lass mich in Ruhe.“
Paloma stieß Angelo so heftig gegen die Brust, dass er einen Schritt rückwärts machte. Dadurch war der Weg für sie frei. Sie ging ins Haus und schlug die Tür hinter sich zu und drehte den Schlüssel herum, etwas was niemand auf Magali je tun würde. Und dann warf sie sich auf ihr Bett und glaubte, die Welt würde untergehen, glaubte, dass ihr Leben zu Ende sei. Für sie hatte jetzt nichts mehr noch einen Sinn. Sie glaubte sich verloren.
Paloma fragte weder an diesem Tag noch an einem anderen, ob Salvador etwas davon gehört hatte, dass Philipp auf der Insel war. Ob er ihn gesehen, mit ihm gesprochen hatte. So wie sie seinen Namen vorher nicht erwähnt hatte, erwähnte sie ihn auch jetzt nicht. Zwar dachte sie auch weiterhin noch ständig an Philipp, aber es kam ihr so vor, als ob sie nicht mehr an denselben Mann dachte. Denn wie konnte jener, der sie an seinem letzten Abend auf der Insel im Arm gehalten und ihr versprochen hatte, zu ihr zurück zu kommen, auch derselbe sein, der jetzt zusammen mit einer anderen Frau sein Haus in der Cala Dragonera baute?“
Ab und zu erkundigte sich Ana noch, ob ein Brief aus Deutschland gekommen sei, aber immer seltener und schließlich ließ sie es ganz. Etwas anderes war ihr jetzt wichtiger. Sie war seit einigen Wochen schwanger, und das war ein Thema, über das sie nicht genug reden konnte.
Angelo kam noch ein weiteres Mal. Aber auch diesmal hatte er keinerlei Chance bei Paloma. Sie schlug ihm die Tür vor der Nase zu, ohne auch nur ein Wort mit ihm zu reden. Er war derjenige, der ihr von Philipp und der anderen Frau erzählt hatte, und das würde sie ihm niemals verzeihen können. Fast so, als ob Angelo daran schuld sei, dass Philipp nichts mehr von ihr wissen wollte, dass er nicht mehr zu ihr auf den Hof
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