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Palzki 09 - Ahnenfluch

Palzki 09 - Ahnenfluch

Titel: Palzki 09 - Ahnenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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Hintergründe geschildert. Solche Ganoven dürfen ihrer gerechten Strafe nicht entgehen, Herr Palzki!«
    Ich bestätigte ihre Meinung und sagte dem Schlosschef, dass ich mich ein wenig umschauen würde. Die Räumlichkeiten waren mir durch seine Führung weitgehend bekannt, zusätzlich zog ich seinen Schlossführer aus der Tasche. Damit war ich auch gegen das spontane Auftreten einer Biene Maja gewappnet.
    Ich kam nicht weit. KPD und Ludwig-Wilhelm Zweier kamen zur Tür herein. Was heißt kamen, sie schritten würdevoll: KPD mit hervorgestreckter Brust und riesigen Schritten voraus, die mich schon fast an militärische Stechschritte erinnerten, Zweier nicht viel minder stolz dahinter.
    »Ah, das ist also der Rittersaal!« Mein Chef drehte sich einmal im Kreis. »Diese Leuchter würden sich in meinem Büro auch gut machen. Man müsste nur die Decke durchbrechen und die Räume über meinem Büro dazunehmen. Das werde ich mir mal für mein nächstes Projekt im Hinterkopf eintragen.«
    Zweier stellte KPD den Schlosschef vor. Mich ignorierte er wie so häufig.
    »Sie sind also Herr Rocksinger, der Herrn Becker freundlicherweise den Rittersaal für seine Premierenlesung zur Verfügung gestellt hat. Es ist ein schöner Roman geworden, ich selbst werde an diversen Stellen erwähnt, wissen Sie. Herr Becker sagte, dass Sie selbst etwas zum Programm beitragen?«
    Der Schlosschef nickte eifrig. »Ich trete mit einer kleinen musikalischen Einlage im Vorprogramm auf. Ist aber nichts Besonderes.« Er zeigte auf mich. »Ihr Kollege, Herr Palzki …«
    »Untergebener Palzki«, verbesserte KPD sofort.
    Rocksinger ging nicht näher darauf ein. »Herr Palzki hat mir gerade erzählt, dass der gefundene Text endlich übersetzt werden konnte und die Mörder noch heute verhaftet werden können.«
    »Welcher Text?«, fragte KPD verwirrt.
    »Festgenommen, nicht verhaftet«, sagte ich zeitgleich.
    »Der Inhalt ist bekannt?«, fragte auch Zweier zur selben Zeit.
    Die Situation ähnelte der an einer Rechts-vor-links-Kreuzung, an der zur gleichen Zeit vier Fahrzeuge ankamen.
    »Das klären wir nach der Veranstaltung«, bestimmte ich. »Jetzt hören wir erst mal Herrn Becker zu.« Ich deutete auf die Stuhlreihen, von denen bereits einige wenige besetzt waren, auch wenn es noch eine Weile bis zu Beckers Auftritt dauern sollte.
    Um weiteren Fragen aus dem Weg zu gehen, ging ich in den benachbarten Trabantensaal. Neben dem mir bereits bekannten länglichen, seltsam geschwungenen Tisch, standen mobile Trennwände und handwerkliche Maschinen und Materialien herum. Auch das zahlreiche Equipment des Radiosenders sorgte für ein ziemliches Durcheinander. In diesem Raum sollte das geheimnisvolle Treffen stattfinden? Ich ging um die Stellwände herum, konnte aber nichts Außergewöhnliches entdecken. Wo waren eigentlich meine Kollegen und Jacques? So viele Versteckmöglichkeiten gab es hier doch gar nicht. Verwundert, aber mit höchster Aufmerksamkeit schritt ich die Zimmerflucht entlang. Ich kam in den Blauen Salon, an dessen Tisch sich Paul Anfang der Woche setzen wollte, danach in einen Saal, der zur Abwechslung mal komplett in Gelb gehalten war. Der anschließende Raum erwies sich als Sackgasse. Wiederum in blau gehalten stand darin ein alter Flügel. Übte hier Rocksinger für sein Musical ›Phantom der Uni‹? Mir fiel auf, dass ich bisher keinem Museumswächter begegnet war. Wenn ich charakterlich nicht so gefestigt wäre, könnte ich mit Leichtigkeit den einen oder anderen Gegenstand unbemerkt einstecken.
    Ich besah mir eine Weile das Inventar des Klavierzimmers und ging dann durch das Blaue Zimmer hinaus in den Flur. Auch dort war alles menschenleer. Doch was war das?
    Ich hörte Stimmengemurmel. Sofort ging mein Körper in Abwehrbereitschaft. Wo kamen die Geräusche her? Es war leicht, die Richtung festzustellen. Ich stand direkt neben der engen Wendeltreppe, die ich mit Rocksinger bei meinem ersten Besuch benutzt hatte. Vorsichtig lugte ich in die Öffnung hinein, konnte aber niemanden sehen. Die Stimmen kamen eindeutig von oben und änderten ihre Intensität nicht. Mindestens zwei Personen mussten sich in dem Treppenwendel befinden, der von hier in die Bibliothek der Universität führte und mit einer Kordel versperrt war. Sollte dort die Kommandozentrale von Jacques sein? Wenn ja, stellte er sich aber sehr unprofessionell an. Ich überlegte, ob ich nach oben gehen sollte. Vielleicht war es eine Falle und der Täter rechnete mit meiner Neugier?

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