Palzki 09 - Ahnenfluch
wie zufällig durchs Wohnzimmer und tippte sich dabei mit dem Zeigefinger an die Stirn. »Doofe Jungs«, meinte sie und verschwand in der Küche.
Ich entschied mich in Anbetracht der Anspannung, unter der ich stand, ausnahmsweise nichts zu unternehmen. Ich verbot meinem Sohn lediglich den Umgang mit Herrn Ackermann, bis er ein klärendes Wörtchen mit seiner Mutter gesprochen hatte. Stefanie würden bestimmt geeignete Argumente einfallen. Ansonsten verlief der Rest des Tages ganz normal, also so wie immer.
Ich wusste nicht warum, aber ich hatte fürchterlich geschlafen. Albträume quälten mich fast die ganze Nacht.
Stefanie brachte es nach mehreren, teils chaotischen Anläufen fertig, mit allen vier Kindern gemeinsam zum Einkaufen zu fahren.
Ich genoss noch etwas die Ruhe vor dem Sturm und fuhr dann zeitig nach Mannheim. Um meine Kräfte zu schonen, parkte ich im Ehrenhof und legte die Ausnahmegenehmigung, die in Baden-Württemberg nicht gültig war, auf das Armaturenbrett.
An der Kasse saß die mir bekannte Dame. Sie erkannte mich sofort und winkte mich zu sich.
»Rocksinger hat die komplette Alarmanlage abgeschaltet, stellen Sie sich das mal vor. Normalerweise bleibt die Anlage für den Rest des Museums scharf, wenn im Rittersaal eine Veranstaltung stattfindet. Das Gebäude kann man doch sonst überhaupt nicht richtig bewachen. Und morgen fehlen dann wieder Ausstellungsstücke.«
»Wieder?«, fragte ich überrascht zurück. Sie zuckte nur mit den Schultern und sah mich mitwisserisch an.
»Vorhin kam eine Firma und brachte ein paar Kartons mit historischen Kostümen. Dabei haben wir doch selbst genug.«
Anscheinend hatte es sich nicht bis zu ihr herumgesprochen, dass Gerhard die vorhandenen beschlagnahmt hatte.
»Heute kriegen wir ihn«, sagte ich verschwörerisch zu ihr. »Passen Sie genau auf, wer alles zur Lesung kommt. Vielleicht hat Rocksinger Helfer.«
»Natürlich hat er die. Und ich kann mir denken, wer es ist.«
Ich setzte meine ganze Überredungskunst ein, konnte ihr aber keine Namen entlocken.
»Hallo, Herr Palzki.« Ich drehte mich zur Seite und sah den Schlosschef auf mich zukommen. »Habe ich mir doch gedacht, dass die Kriminalpolizei sich solch eine Veranstaltung nicht entgehen lässt. Herzlich willkommen, Herr Palzki.«
Er führte mich in Richtung Treppenanlage. Ein kurzer Blick zurück zur Kasse zeigte mir ein schneeweißes und hilflos wirkendes Gesicht. Darum musste ich mich später kümmern.
»Na, geht’s Ihnen wieder gut, Herr Rocksinger? War die Verletzung doch nicht so wild?«
»Ach was«, antwortete er. »Das war nur der Schreck und das viele Blut. Der Arzt meinte, dass ich großes Glück gehabt hätte. Den Personenschutz habe ich weggeschickt.«
»Haben Sie keine Angst, dass der Attentäter erneut zuschlägt?«
»Hier im Museum? Das halte ich für ausgeschlossen. Kommen Sie, schauen Sie sich den Saal an.«
Wir gingen das breite Treppenhaus nach oben und kamen in den komplett bestuhlten Rittersaal. Auf einer kleinen Bühne standen unter anderem ein Stuhl sowie ein Tisch mit Blumenvase und Wasserflasche. Standard, dachte ich. Konnten sich die Krimiautoren nicht einmal was anderes einfallen lassen? Etwas, was diese drögen Veranstaltungen lebendiger machte? Na ja, das war schließlich nicht mein Problem. Neben der Bühne waren gewaltige Lautsprecher aufgestellt, mit denen man wahrscheinlich die SAP-Arena beschallen konnte. Selbst an Scheinwerfer hatte man gedacht. Überall lagen Kabel und zwei oder drei Techniker des Radiosenders wuselten herum.
Aus einer Ecke kam Frau Professorin Stadelbauer, hängte sich bei Rocksinger in den Ellbogen ein und begrüßte mich schon fast überschwänglich. »Ich habe Hardy bereits alles erzählt, Herr Palzki. Konnten Sie den Text inzwischen entschlüsseln?«
Die Dame war sehr schnell beim Thema, dachte ich mir. Sie kam zwar für mich nicht als Täterin infrage, dennoch haderte ich einen Moment mit der Antwort. Sollte ich ehrlich antworten oder eher abwiegeln? Ich entschied mich für einen Vorstoß. Wer weiß, wozu der gut sein würde.
»Die Wahrheit wissen wir seit gestern Abend, Frau Stadelbauer. Inzwischen verstehen wir auch die Motive der Täter. Es ist nur noch eine Frage von Stunden, bis wir die Mörder von Wischniewski und Katja festnehmen werden.«
Rocksinger bekam große Augen und die Professorin nickte erfreut. »Da bin ich schon sehr gespannt. Herr Becker hat mir gestern auf dem Weg nach Mannheim bisher unbekannte
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