Pampelmusenduft (St. Elwine) (German Edition)
niedergeschlagen.
„Lass mal Tante Charly überlegen!“, versuchte sie ihre Freundin aufzumuntern. „Du brauchst jemanden, der dich bei dieser Berühmtheit vertritt.“
„Aber mein Onkel ...“
Charly unterbrach sie: „Der muss das doch gar nicht erfahren. Wohnt er hier in diesem Hotel?“
„Normalerweise schon. Momentan ist Onkel Paul allerdings für einen Monat in Kalifornien, im dortigen Plaza.“
„Na bitte! Denk nach, wer könnte in Frage kommen für diese Aufgabe?“
„Tja, ich weiß nicht recht. Wenn ich es genau betrachte, eigentlich nur du, Charly.“
„Ich?“ Entgeistert fuhr sie herum. „Ich bin gerade aus Afrika gekommen. Meine paar Klamotten sind in meinem Koffer und der ist weg. Sieh mich an, wie ich aussehe! Ich bin hundemüde und hungrig und mit derlei Au f gaben nicht vertraut.“
Faye musterte Charly. Sie hatte natürlich recht mit ihren Einwänden und sie sah wirklich erschöpft aus. Versöhnlich klopfte sie auf das Sofa, auf den Platz neben sich. „Komm, setz dich erst einmal! Mein Gott, es ist furchtbar lange her, seit wir so zusammen sitzen konnten. Zehn Jahre. Lass dich einfach mal drücken! Immer nur Briefe und Telefonate, das ist nicht dasselbe. Du warst viel zu lange fort. Die Sache mit deinen Eltern tut mir leid.“
„Danke, aber du weißt ja, was ich für ein Verhältnis zu meiner Mutter hatte. Ich empfinde keinen Schmerz. Nicht den leisesten Hauch davon. Vielleicht bin ich einfach nur zu kaltherzig.“
„Du weißt genau, dass das nicht zutrifft. Und dein Großvater“, wechselte Faye das Thema. „Hast du schon mit ihm gesprochen?“
„Ich konnte noch nicht. Es ist so ...“
Faye strich ihrer Freundin sanft über die Wange. „Ich mache dir einen Vorschlag. Du gehst jetzt erst einmal duschen und ich lasse in der Zeit etwas zu Essen auf das Zimmer bringen. Im Kleiderschrank, im Schlafzimmer, findest du was du brauchst. Sieht so aus, als hätten wir noch immer dieselbe Größe.“
„Nicht, was meine verflixte Oberweite anbelangt“, warf Charly ein.
„Ich wünschte, ich hätte so einen vollen Busen“, seufzte Faye theatralisch.
„Ich gebe dir gern etwas ab. Hoffentlich hast du eine weite Bluse.“
„Wie hätten Sie es gern, Dr. Svenson? Klassisches Rot oder etwas Ausgefa l lenes?“
„Ich möchte unbedingt eine French-Maniküre.“ Charlotte linste auf das Namensschild der jungen Frau, die ihr jetzt gegenüber saß. Aha, Grace.
Sie hatte wunderbar geschlafen und anschließend gefrühstückt. Jetzt saß sie im Beautysalon des Plaza und ließ sich verwöhnen. Das war es, was sie in Afrika am meisten vermisst hatte. Obgleich dieser Genuss, hier, einen nicht gerade kleinen Haken hatte. Faye Carrington, dieses gerissene Biest, hatte es tatsächlich geschafft, sie zu überreden, ihre Vertretung zu übernehmen. Charly als VIP-Betreuerin. Einfach lächerlich. Aber Faye hatte ihr in aller Logik sämtliche Vorteile aufgelistet. Cha r lotte gelang es ihrerseits, sie alle zu widerlegen. Alle, bis auf einen. Nämlich das Faye Charly in dieser Sache absolut vertrauen konnte. Seufzend hatte sie schließlich nachgegeben. Im Gegenzug dafür durfte Charlotte in den Räumen ihrer Freundin wohnen, Kost und Logis frei - versteht sich. Als besonderen Bonus konnte sie sämtliche Leistungen des Hotels kostenlos in Anspruch nehmen. Das tat sie denn auch ausgiebig.
„Hallo, Liebes.“ Faye ließ sich auf den Stuhl neben sie plumpsen und lehnte die Krücken an die Wand. „Ich hoffe, du bist zufrieden mit allem. Du hast so friedlich geschlafen, als ich mich in aller Frühe zur Arbeit aufgerafft habe. Bloß gut, dass Sally noch gestern Abend anrief, um mitzuteilen, dass unser gemeinsamer VIP-Gast ebenfalls zu müde für eine Unternehmung war und lieber früh ins Bett ging. So haben wir ein bis s chen Zeit gewonnen und ich kann dich besser einweisen. Mit Frisur, Make-up und Klamotten musst du natürlich dem Stil des Gastes entsprechen. Lass mich nur machen! Ich habe bereits alles mit Grace und der Friseuse besprochen. Die Kleidung suchen wir nachher in unserer Bo u tique zusammen aus.“
Charly verdrehte die Augen. Wie hatte sie sich nur zu dieser Sache hinreißen lassen können? Sie musste vorübergehend geistig umnachtet gewesen sein. Das konnte niemals gut gehen. Vielleicht sollte sie diese ganze Angelegenheit als eine Art Urlaubsgag betrachten. Sie nahm rasch einen großen Schluck Orangensaft. „Willst du mir nicht endlich verraten, wer dein VIP-Gast ist?“
„Habe
Weitere Kostenlose Bücher