Pampelmusenduft (St. Elwine) (German Edition)
Vorname. „Emma Woods.“ Weiß der Teufel - sie wusste selbst nicht, warum sie ihm ihren richtigen Namen nicht sagen wollte. Ihre Waden fingen an zu kribbeln. Sie musste den Drang niederkämpfen, aufzustehen und zu hüpfen. Deshalb schlug sie die Beine fest übereinander. Der knappe Stretch Minirock rutschte gleich noch einige Zentimeter höher. Sie zupfte rasch am Saum herum und richtete ihren Blick starr auf die mörderischen Plateausandalen an ihren Füßen. Die sahen aus, als würden sie eine Tonne wiegen, aber dem war nicht so, wie sie bereits festgestellt hatte.
Eine peinliche Stille lag über dem Zimmer. Als Charly aufblickte, bemerkte sie, dass Tyler O´Brian sie beobachtete. Offensichtlich hatte er ihr soeben eine Frage gestellt.
„Wie bitte?“
„Ich sagte, was haben Sie all die Jahre in Afrika gemacht?“
„Ich ... war ... in ... der Entwicklungshilfe tätig“, kam ihre Antwort etwas stockend.
„Hm, hm - und was genau Miss Woods?“
Es dauerte einen Moment, bis sie begriff, dass er sie meinte. „Äh ... Au f bau von Verwaltungsstrukturen ... ja.“
„Verwaltungsstrukturen - klingt interessant, aber langweilig.“
Er schien zu überlegen.
„Genauso ist es.“
„Afrika ist groß. Waren Sie in verschiedenen Ländern?“, wollte er wi s sen.
„Nein. Ich habe ausschließlich in Kenia gearbeitet.“
Sie zerrte wieder an ihrem Rocksaum, obwohl Tyler beim besten Willen nicht feststellen konnte, dass etwas mit ihren Beinen nicht stimmte.
Er starrt auf meine Beine, verdammt. „Sind Sie jetzt fertig mit Ihrem Kreu z verhör, Sir?“, fragte sie spitz.
Abrupt hob er den Kopf. „Sicher, Miss Woods. Schließlich sind Sie ja hier, um mich ... äh, sagen wir, zu ...“
„Zu begleiten“, unterbrach sie ihn rasch.
„Genau. Womit wir wieder beim Ausgangspunkt wären. Ich würde gern einen einfachen Spaziergang an der frischen Luft machen. Durch den Central Park? Hätten Sie etwas dagegen, mich dabei zu begle i ten?“
„Durchaus nicht. Sie wollen nicht in die Disco?“
„Nein.“
„Hm.“
Der Blick, mit dem sie an sich heruntersah, amüsierte ihn. Er spürte ihr Unbehagen. Für einen normalen Spaziergang, war sie tatsächlich nicht richtig angezogen. Selber schuld, wenn man sich anmaßte Menschen in bestimmte Schubfächer einzuordnen. Rockstars gehörten eben in laute Discoschuppen. Doch er hatte Erbarmen mit Emma Woods. „Ihre Freundin Faye war es wohl auch, die Sie hinsichtlich Ihrer ... Kleiderordnung, beraten hat?“
Sie biss sich jetzt auf die Unterlippe.
„Wenn es Ihnen lieber ist Emma, ziehen Sie sich doch einfach um. Ich habe keine Eile.“
Ihr Gesicht hellte sich augenblicklich auf. Abrupt stand sie auf und stapfte in den Plateausandalen zur Tür. Um ein Haar wäre sie gestolpert, Tyler b e merkte, dass ihre Knie kurz wankten.
„Ich bin gleich wieder da. Es dauert nicht lange.“
Der dicke Teppich verschluckte das Klack, Klack der Plateausohlen. Am liebsten wäre sie durch den Korridor gehüpft. Ach Grandpa, wäre ich bloß ohne Zwischenstopp in New York gleich zu dir gefahren. Seufzend betrat Charlotte den Lift.
6. Kapitel
„Hier wird die Hölle los sein“, erklärte er ihr wie nebenbei.
Charly beobachtete, wie die Bühnentechniker letzte Vorbereitungen für das morgen stattfindende Benefizkonzert trafen. Es wurden Kabeltrommeln geschleppt, riesige Lautsprecherboxen miteinander verbunden und Planen fes t gezurrt. Sie betrat mit O´Brian zusammen die Bühne.
„Hallo Ty, du hast es gut. Machst dir einen netten Abend wie ich sehe.“ Der Mann mit dem karierten Arbeitshemd trug ein verschwitztes Stir n band und deutete grinsend auf Charly.
„Ich zeige Miss Woods gerade, was alles zu einem solchen Konzert dazugehört.“ Dann wandte sich Tyler an sie. „Emma, darf ich vorstellen? Jason Leary, der beste Toningenieur, den ich je hatte.“
„Übertreib es nicht, Ty!“ Grinsend tippte sich Jason an die Stirn und stapfte davon.
„Müssen Sie sich gar nicht auf so ein Konzert vorbereiten?“, wollte Charly wissen.
„Doch natürlich. Ich war heute Morgen bereits zur Probe.“
„Aha.“
Er sah genau, dass sie ihm nicht glaubte. Dann eben nicht. Er würde sich ganz bestimmt nicht vor ihr rechtfertigen. Stattdessen sagte er: „Wenn Sie wollen, ich habe noch eine Freikarte für dieses Konzert.“
„Vielen Dank, aber...“
„Stimmt ja, Sie mögen keine Rockmusik.“ Er wusste nicht genau, warum ihn das so sehr wurmte.
„Oh, ich wollte Sie
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