Pan Tau
schrieb sie:
Bild 25
Dächer von Häusern:
Emil mit Alik-Nikolaus im Arm drückt seine Nase an die Fensterscheibe und sieht, wie sich Pan Tau entfernt... wie er mit aufgespanntem Regenschirm über Balkone und Fenstersimse... über das Dach des Hauses gegen über... verschwindet.
Von allen Seiten fröhliches Bellen.
Jetzt kann er ihn nicht mehr sehen... Es beginnt zu schneien... Der Schnee fällt immer dichter... Und das ist das
Ende
»Aber es ist gar nicht das Ende«, sagte Vivian, als sie merkte, daß ich das Drehbuch enttäuscht schloß. »In Wirklichkeit ist es der Anfang des zweiten Märchens von Pan Tau. Und dort, wo das zweite Märchen endet, beginnt das dritte, an dessen Ende das vierte, am Ende des vierten Märchens fängt das fünfte an. An allem sind Sie schuld, Anderson, weil Sie weggefahren sind, ohne mir etwas zu hinterlassen, nicht einmal eine Nachricht. Nur die Parole Emil.« »Ich bitte um Entschuldigung!«
»Entschuldigen Sie sich nicht. Wichtig ist, daß Sie zurückgekommen sind. Sie werden mir helfen! Ich hoffe, Sie spielen Scrabble .« »Nein.« Ich wußte nicht einmal, was es war: Scrabble.
»Ich schon«, sagte Fleming. »Ich spiele leidenschaftlich gern Scrabble. Als Junge spielte ich die ganzen Ferien Scrabble. Von früh bis abends kann ich Scrabble spielen.«
Das hätte er nicht sagen sollen. Er ahnte nicht, was ihn erwartete. »Der Opa spielt auch leidenschaftlich gern Scrabble «, sagte Vivian. »Er spielt es von früh bis abends. Und Mensch ärgere dich nicht.« »Welcher Opa?«
»Emils Opa. Inzwischen haben wir miteinander dreihundertsiebzigmal Scrabble und vierzigmal Mensch ärgere dich nicht gespielt.«
Sie holte tief Atem. »Parole Emil! Irgendwo mußte ich ja anfangen!«
Das zweite Buch
Vivians Märchen.
Wieder Emil und der Hund Alik-Nikolaus.
Ein verrückter Heiliger Abend. Pan Tau beschert.
Der sprechende Karpfen Albert. Opa und die Schäfchen.
Pan Tau fährt ins Gebirge.
Der Zauber-Autobus.
Die Haare des Lehrers und vieles andere mehr.
Im ersten Kapitel versucht Vivian die durcheinandergeworfenen Würfel der Geschichte z u ordnen. Und außerdem erzählt Vivian ihr Weihnachtsmärchen.
Das Mansardenzimmer für den ordentlichen Herrn oder die ordentlichhe Dame, das Vivian gemietet hatte, war drei mal vier Meter groß und mit einem Bett und einem Tischchen möbliert, auf dem nun eine Schreibmaschine stand. Auf dem Fußboden kroch zwischen Bergen von Büchern eine Schildkröte. Neben der Balkontür stand eine goldene Harfe, und auf ihr saß ein Äffchen und knackte Erdnüsse. »Das ist Kleopatra«, sagte Vivian, fast atemlos. »Die Schildkröte heißt Nebukadnezar. Irgendwo mußte ich ja anfangen. Und es hätte auch nicht genügt, in diese Wohnung zu ziehen und einfach zu warten, bis mir Emil über den Weg liefe! Ich mußte etwas haben, das ihn zu mir locken würde. Kaum hatte er Kleopatra gesehen, kam er schon. Er holt sie oft ab. Dem Nebukadnezar bringt er Gras.« »Soll das heißen, daß Sie das Äffchen und die Schildkröte nur gekauft haben, um...«
»So wie Sie die Melone und den Regenschirm, als Sie das Mädchen mit dem Schlitten suchten. Pech war, daß Emil nur einen Teil der Pan Tau-Geschichte kannte, wenn auch den größten. Den zweiten Teil erzählte mir Emils Opa. Hätte Fleming mich nicht abgelöst, säße ich jetzt noch bei ihm und müßte Scrabble und Mensch ärgere dich nicht mit ihm spielen. Den dritten Teil der Geschichte lernte ich von Emils Vater kennen. Er hat mir diese Fußballbücher gegeben. Ich kenne jetzt die Aufstellungen von Rapid und Admira in den letzten zwanzig Jahren auswendig.«
»Vivian!« Ich selbst war ein Arsenal-Fan. »Reden Sie, wovon Sie wollen, aber reden Sie nicht vom Fußball!«
»Ich rede nicht vom Fußball, ich rede von Pan Tau. Kennen Sie Kinderbaukästen, die mit Bildchen beklebt sind? Auf einem Würfel ist der Kopf des Prinzen. Auf dem andern der Turm der Burg. Auf dem dritten ein Bein vom Pferd. Erst wenn man alle Würfel richtig nebeneinandergelegt hat, sieht man den Prinzen, wie er auf einem prächtigen Schimmel zur Burg reitet. Jeder Würfel ist für sich ein Stück Wahrheit, aber einen Sinn kriegt er erst, wenn er an der richtigen Stelle neben den andern Würfeln steht. Deshalb habe ich kochen und Harfe spielen gelernt. Emils Mutter ist eine hervorragende Köchin. Sie hat mir gezeigt, wie man Bärentatzen aus Mandelteig bäckt. Dabei erzählte sie, was am Heiligen Abend
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