Pan Tau
trommelte auf die Melone, und aus dem Meer (auf dem vierten Bild) tauchte eine Insel mit einer Palme und einem Gärtchen voll Tulpen auf.
»Ich würde die ganze Angelegenheit als Rätsel der aufgetauchten Insel bezeichnen«, sagte Quincy, der ebenso geheimnisvoll wie jene Insel gerade aus der Menschenmenge beim Gartenrestaurant aufgetaucht war. Ein Mann mit angemaltem Bärtchen begleitete ihn. Es war W. Viola, der an der Hand die rothaarige Claudia führte. »Endlich sind Sie dort, wo Sie sein sollen, Anderson, wenn auch mit Verspätung.«
Die Trompeten kreischten. Zwischen den Buden streifte Dackel Schönling, genannt die Schlange, umher. Weiter hinten hielt ein Ferrari, aus dem die Astronauten Fleming und Collins stiegen. Abseits von all dem Durcheinander lag die kleine Insel im Meer, auf ihr stand unter einer großen Palme ein kleines Mädchen, das ein ebenso glückliches Gesicht machte wie auf dem vierten Bild der Ansichtskarte. In den Armen hielt sie eine Schildkröte, auf ihren Schultern saß ein Äffchen. Von der Insel näherte sich ein Boot. Das Boot legte am Ufer an, und Vivian und der Regisseur Polak, der den Pan-Tau-Film drehte, stiegen aus. Dackel Schönling, genannt die Schlange, streifte nicht mehr umher. Er ließ die geklaute Wurst aus der Schnauze fallen, bellte auf und leckte ergeben die Hand seines Herrn. Plötzlich waren wir alle wieder beisammen. Vivian strahlte mich an und sagte:
»Die Schildkröte und das Äffchen habe ich Saskia geschenkt. Eine Insel ohne Äffchen und Schildkröte wäre keine richtige Insel. Sie hatten recht, Anderson, Pan Tau ist nicht in Holland, er ist auch nicht mehr in Wien. Er ist in Prag.«
Zweites Kapitel. Wiederum in Prag. Zwei Herren mit Melone. Rätsel Filmatelier.
Pan Tau hat seinen Spaß.
Schimpfender Karpfen Nummer zwei.
»Halten Sie den Haftbefehl bereit, Anderson!« flüsterte Quincy mir zu. »Jetzt entkommt er uns nicht mehr.«
Auf der sonnenversengten Straße einer Cowboy-Stadt kam er uns entgegen. Er schlug mit dem Regenschirm nach den Fliegen und pfiff das Lied des Sheriffs aus dem Film Zwölf Uhr mittags. Das war zwar etwas ungewöhnlich für Pan Tau. Doch es gab keinen Zweifel, er war es.
Quincy öffnete die Handschellen. Für die Festnahme von Verdächtigen hatte er sich einen bestimmten Trick ausgedacht, den er ausführlich in den Instruktionen auf Seite 27, § 12/2 beschrieb. Das Wesentliche an diesem Trick war die Überraschung. Bevor der Verdächtige wußte, wie ihm geschah, sollte er gefesselt sein.
Die Überraschung war Quincy vollendet gelungen. Der überfallene Pan Tau fluchte. Er ließ den Regenschirm fallen, um den die Handschellen zugeschnappt waren, beförderte mit einer überraschenden Handbewegung Quincy zu Boden, wischte sich die Hände an den Hosen ab und sagte:
»Jetzt reicht’s mir aber! Sind sie der Kerl, der mich in meiner Garderobe eingesperrt hat? Den ganzen Vormittag konnte ich nicht raus!«
Eben kam Regisseur Polak mit Vivian, der kleinen Claudia und dem längsten Dackel der Welt vorbei. Vorwurfsvoll sagte der erzürnte Pan Tau:
»Sie und Ihr Film! Sie und Ihr Hund! Ich hätte diese Rolle nicht annehmen sollen! Im ganzen Film kein Wort sprechen, und sich dann noch mit so einem Trottel herumprügeln zu müssen!« Er hob den Regenschirm auf, an dem Handschellen aus bestem schwedischem Stahl baumelten, und stach wütend auf Quincy ein. »Weg mit den Handschellen! Und zwar schnell!«
Quincy gehorchte zitternd. »Ich verstehe nicht...«
»Im Vorführraum werden Sie alles verstehen«, sagte Regisseur Polak und führte uns in den Raum drei, wo bereits Collins, Fleming und W. Viola-Elektro auf uns warteten. Der Raum glich einem Kino, doch statt der harten Sessel gab es hier bequeme tiefe Stühle. In einem saß Emil. Auf dem Schoß hatte er den Hund Alik-Niko-laus. Neben ihm nahm Claudia Platz. Sie ließ nicht die Augen von dem Herrn mit Melone.
»Das ist Pan Tau!«
»Wenn das Pan Tau ist, dann bin ich eine elektrische Uhr«, sagte Emil, der schon einige Drehtage im Filmatelier hinter sich hatte. »Das ist Ota Simanek, ein Schauspieler von den Städtischen Bühnen. Er spielt den Pan Tau, und er ist stocksauer, weil ihn der richtige Pan Tau in der Garderobe eingesperrt hat.«
Die Lichter erloschen. Auf der Leinwand erschienen riesige Ziffern. Eins. Zwei. Drei. Dann folgte eine Szene aus der Wohnung von Emils Eltern. Der Vater schmückte den Christbaum.
»Christbaum Nummer eins«, flüsterte Regisseur
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