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Pan Tau

Pan Tau

Titel: Pan Tau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ota Hofman
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Polak. »Gleich wird er gegen Christbaum Nummer zwei ausgetauscht. Der reicht bis zur Decke und läßt sich höherschieben, damit er durch die Decke wachsen kann. Selbstverständlich ein Trick. Ein Stahlrohr steckt drin. Jetzt! Geben Sie acht! Hinter dem Rücken des Vaters erscheint Pan Tau. Er trommelt auf seine Melone...«
    Claudia sprang hoch. Auf der Leinwand erschien der echte Pan Tau. Er trommelte auf die Melone, fuhr dann mit den Fingern am Hutrand einmal nach links und einmal nach rechts, und der kleine Christbaum begann von selbst in die Höhe zu wachsen. Der Schauspieler, der den Vater darstellte, hörte auf zu spielen. Entgeistert schaute er auf den Christbaum, der jetzt bis an die Decke reichte. Pan Tau war längst von der Leinwand verschwunden. Jetzt sah man nur noch die Baumspitze. Wie ein Elektrobohrer drang sie in die Zimmerdecke. Dann endete die Szene.
    »Das ist Betrug«, sagte stocksauer im Dunkeln der Schauspieler von den Städtischen Bühnen. »Ich hoffe, daß Sie diesen Schnitt rauswerfen. Ich brauche kein Double, auch wenn ich zugeben muß, daß er die Szene mit der Melone recht ordentlich gespielt hat.«
    »Das ist die beste Szene des Films«, sagte Regisseur Jindrich Polak. Er zündete sich eine Zigarette an und streichelte den Dackel Schönling, genannt die Schlange, der sich dreimal um den Stuhl gewunden hatte. »Nicht einen einzigen Meter schneide ich raus. Pan Tau spielt Pan Tau! Warum nicht? Wenn ich ihn finde, engagiere ich ihn für alle Tricks.«
    »Aber vorher müssen Sie ihn finden«, flüsterte W. Viola. »Er war es, Anderson, der auf der Leinwand! Ich kenne ihn besser als Sie! Er gab sich für einen Mitarbeiter eines Reisebüros aus. Das allerdings weiß Claudia nicht...«
    »Warum nicht?«
    »Weil sie...«
    Mehr erfuhr ich nicht.
    Auf der Leinwand erschien wieder eine Eins, eine Zwei, eine Drei. Dann ein Märchendrache. Er hatte neun Köpfe und spie Feuer, doch der mutige Prinz auf dem Schimmel fürchtete sich nicht. Mit einem scharfen Schwert hieb er dem Drachen einen Kopf nach dem andern ab. In der Ferne, inmitten schwarzen Felsgesteins, wartete die Prinzessin auf ihn. Mit totenbleichem Gesicht.
    »Aber das ist doch gar nicht unser Film«, sagte Vivian. »Ich habe kein Drehbuch von einem neunköpfigen Drachen und Pan Tau geschrieben.«
    »Ein völlig anderer Film ist das«, stimmte ihr Regisseur Polak bei. »Das hier ist das Märchen vom Zauberring, der unsichtbar macht. Es ist der Ring, den der Prinz an der linken Hand trägt. Laut Drehbuch besiegt er den Drachen. Nachdem er ihm den letzten Kopf abgehauen hat, will er, um unerkannt zu bleiben, wieder wegreiten. Aber die Prinzessin versperrt ihm den Weg. Sie will wissen, wer sie gerettet hat. Eben das aber darf der Prinz nicht verraten. Er dreht seinen Zauberring und wird unsichtbar.« »Schade, daß es so einen Ring nur im Märchen gibt«, sagte nachdenklich Quincy. »In Wirklichkeit...«
    »In Wirklichkeit drehen wir eine solche Szene so, daß wir den Film in der Kamera stoppen, und der, der verschwinden soll, geht aus der Einstellung raus. Das ist alles. Ein ganz einfacher Trick«, erklärte Regisseur Polak. »Gestern allerdings...«
    Die Prinzessin auf der Leinwand sprach zum Prinzen auf der Leinwand:
    »Wer seid Ihr? Ich möchte Euer Antlitz sehen!«
    Es war hinter dem Visier verborgen. Der Prinz hob die Hand zum Abschiedsgruß und drehte seinen Ring. Im gleichen Augenblick war er verschwunden. Samt dem Pferd, und noch bevor der Kameramann den Film gestoppt hatte. Ohne Unterbrechung lief der Film weiter. Die Prinzessin schrie entsetzt auf, rannte hinter die Kulissen. Damit endete die Szene. Die Lichter im Vorführraum gingen an. Ich erinnerte mich an den Delphin Philipp.
    »Pan Tau?«
    »Wer sonst?« sagte Regisseur Polak. »Schlimm ist nur, daß der Prinz seither verschwunden ist. Das Pferd ist wieder da. Es irrt durch die Korridore des Filmateliers. Bei Stille hört man das Klappern seiner Hufe, zu sehen ist es nicht. Die Produktionsassistenten werfen ihm Heu vor die Türen der Ateliers.«
    Quincy notierte sorgfältig:
    Entführung eines Prinzen.
    Er triumphierte:
    »Für Entführung wird der Täter mindestens fünf Jahre eingelocht. Auch für den Versuch einer Entführung...«
    »Verschwunden ist nicht entführt.«
    »Nein?«
    Die Vorführung war beendet. Wir gingen auf den Korridor.
    Über dem Atelier fünf leuchtete ein rotes Lämpchen auf:
    Kein Eintritt! Dreharbeiten!
    Dann erlosch das Lämpchen. Die Tür des

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