Pan Tau
»Anderson ist ein großer Tierfreund. Er hat mir versprochen, daß er Nebukadnezar finden würde, und wenn er ganz Holland durchsuchen müßte. Stellen Sie sich vor, ganze dreitausendfünfhundert Quadratkilometer!«
Dreißigtausend Quadratkilometer ließ sie glatt unter den Tisch fallen. Wir quetschten uns mit dem Äffchen, der Schildkröte und der Schreibmaschine in Flemings Ferrari. Collins war noch nicht in Rotterdam. Zum Mittagessen gingen wir ins Euromast. Ich bestellte mir Schildkrötensuppe mit Madeira, doch dann machte ich die Bestellung rückgängig. Plötzlich fiel mir nämlich ein, daß mir alle Schildkröten zuwider waren.
Drittes und letztes Buch
Was Claudia und W. Viola-Elektro,
Wunder schon heute — nicht erst morgen, wußten.
Pan Tau und die Reise um die Welt.
Wirrwarr in den Filmateliers.
Pan Tau geht verloren.
Wieder viele Kinder und Hunde. Emil und Claudia.
Und natürlich:
Wie alles gut zu Ende ging.
Erstes Kapitel. Warten auf Collins. Reiseführer durch Holland oder die Niederlande. Ein Schrank in der Luft. Wieder der längste Dackel der Welt. Das Mädchen Saskia und der Affe auf der Palme. Wir sind die Schildkröte los!
Auch im Hotel war Collins nicht. Plötzlich hatten wir keine Eile mehr. »Freizeit bis zum Abend«, schlug Fleming vor und ging im Hafen von Rotterdam spazieren. Vivian verzog sich mit Schildkröte und Äffchen in ihr Zimmer im ersten Stockwerk. Eine Minute später hörte man sie im Hotel auf der Schreibmaschine tippen. Sie schrieb eine weitere Filmfolge. Links das Bild, rechts der Ton. Ich war allein.
»Nur noch im vierten Stockwerk ist ein Zimmer frei«, sagte der Mann in der Rezeption. »Vierhundertneun. Ein schönes Zimmer mit Aussicht auf den größten Hafen der Welt. Eine unvergeßliche Erinnerung für Sie.«
Wie recht er hatte, begriff ich erst, als ich den Schlüssel entgegennahm und fragte:
»Und der Lift?«
»Ja, der Lift. Eine ausgezeichnete Erfindung.« Der Mann blickte traumverloren vor sich hin, als ob er sich erinnerte, etwas Ähnliches schon gesehen zu haben. »Wir sind ein altes Hotel. Wenig Platz. Bitte, benutzen sie die Treppe.«
»Ist das dort die Treppe?«
»Ja, das dort«, sagte der Mann und zeigte auf etwas, das einem Blumenständer oder einer Leiter im Unterdeck eines Piratenschiffes ähnelte. Es war die engste und gewundenste Wendeltreppe der Welt. Sie stieg steil auf, und nach jeder Stufe drehte sie sich nach rechts. Keinesfalls war diese Treppe breit genug, einen Menschen gleichzeitig mit Koffer hinaufzulassen. Als ich mich darum bemühte, blieb ich hoffnungslos zwischen Wand und Geländer stecken.
»Schieben Sie den Koffer mit dem Knie vor sich her«, riet der Mann in der Rezeption. »Es geht ganz einfach. Abwärts empfehle ich die umgekehrte Reihenfolge.«
Wie man abwärts einen Koffer mit dem Knie hinter sich herschiebt, erklärte er nicht genauer. Das war jetzt auch nicht so wichtig. Ich schob den Koffer mit dem Knie ins vierte Stockwerk und rang nach Atem. Das Hotel Batavia hatte fünf Stockwerke. Über mir wohnte noch jemand. Er stieg eben schnaubend die Treppe hinab. Die Stiegen knarrten. Dicht über den Stufen erschien ein Dackelkopf. Der Kopf passierte das vierte Stockwerk und drehte sich die Wand entlang zum dritten Stockwerk. Dort verschwand der Kopf, auch wenn sich der Körper noch im vierten und der Schwanz und die Hinterbeine im fünften Stockwerk befanden. Unwillkürlich schaute ich auf meine Armbanduhr. Vom Auftauchen des Kopfes an dauerte es dreißig Sekunden, bis der längste Dackel der Welt restlos verschwunden war. Es konnte kein anderer Dackel sein als Schönling, genannt die Schlange.
Nachdenklich hob ich den Koffer hoch und sperrte Tür Nummer vierhundertneun auf. Nachdem ich entdeckt hatte, daß Dackel Schönling in Rotterdam war, konnte mich nichts mehr überraschen, auch nicht, daß die engste Treppe der Welt zum kleinsten Zimmerchen der Welt führte. Ein Bett war da, ein Waschbecken, ein Kleiderhaken, ein kleines Nachttischchen mit einer kleinen Lampe, und neben dem Lämpchen ein kleiner Prospekt eines Reisebüros. In den Niederlanden (Holland) gibt es nicht nur Windmühlen und Holzpantoffeln... die herrlichsten Tulpen... das am dichtesten besiedelte Land der Erde... Zwölf Millionen siebenhunderttausend Holländer drängen sich in einem Land zusammen, das dreiundsreißigtausendfünfhundert Quadratkilometer groß ist.
Die letzte Zahl hatte jemand durchgestrichen und verbessert:
Weitere Kostenlose Bücher