Pan Tau
schloß sich hinter der Nautilus. Sie konnte aus der Schleuse nicht mehr entkommen. Wir blockierten die Schleuse. Mit Lautsprecher gab ich den Befehl zur Öffnung der Schleuse. Als sich das Tor öffnete, sahen wir nur noch den rauchenden Schornstein des Dampfers Nautilus, doch auch der Schornstein verschwand ganz im Wasser...
Wir nahmen die Mützen vom Kopf. Wir begriffen, daß wir die einzigen Zeugen vom Untergang des Dampfers Nautilus waren.
Aufzeichnung vom Ende des Gesprächs mit Kai (5 Jahre)
Kai: Auf einmal waren wir ganz woanders, auf dem Meer. Mit der Nautilus. Überall schwammen Delphine und Walfische, dann landeten wir. Ich hab im Sand am Ufer eine riesige Muschel gefunden und gesagt: »Die kriegt Mammi.« Und Pan Tau hat wieder auf die Melone getrommelt...
Anderson (nachfolgend nur A. genannt): Wieso weißt du, daß es Pan Tau war?
Kai: Das haben doch Sie gesagt! Aber ich wußte es auch so.
Fleming (nachfolgend nur F. genannt): Warst du schon mal am Meer? Nein? Wieso wußtest du also, daß es das Meer war?
Kai: Ich hab daran geleckt...
F.: Warum?
Kai: Ob es salzig ist.
A.: Und dann? Du sagtest, Pan Tau habe auf die Melone getrommelt. Was geschah dann?
Kai: Dann sind Sie in uns reingefahren...
F.: Soll das heißen, Pan Tau hat auf die Melone getrommelt, und ihr seid plötzlich wieder in Prag gewesen?
Kai: Mit der Nautilus. Auf dem Weg zu unserer Wohnung. Um der Mammi diese Muschel zu bringen. Und damit sie sich keine Sorgen mehr macht.
F. + A.: Ist das alles?
Kai: Ja. Wollen Sie die Muschel sehen? Wenn Sie sie ans Ohr halten, hören Sie das Meer rauschen...
Ende des Kapitels. Vivian redet vom Film. Noch ein Dampfer. Nebukadnezar und ein Auto im Tulpenbeet.
»Diese Geschichte nehme ich«, sagte Vivian. Sie dachte an die dreizehn Filmfolgen, die sie schreiben mußte. »Pan Tau fährt den jetzt nicht mehr ärgerlichen Knaben Kai zur Pfütze, in der das Stückchen Holz liegt. Er setzt ihn auf dem Balkon der Wohnung ab. Eine verweinte Mutter wartet auf ihn. Als Kai sich umdreht, ist Pan Tau mit der Nautilus verschwunden. Unterdessen sitzt Kapitän Eduard Bork, dem die Nautilus verlorenging, traurig am Moldauufer. Doch plötzlich, er schaut auf, ist die Nautilus wieder da. Bork strahlt. Er läuft an Bord, vorbei an Pan Tau. Er sieht nur seine Nautilus. Und auf dem Steuerrad die kleine Kapitänsmütze, die Kai dort liegengelassen hat. Das ist das Ende des Films!«
»Aber so war es doch wirklich. Wenn Sie die Aussage von der Mutter und von Kapitän Bork durchlesen...«
Sie hörte mir nicht mehr zu. Wie wütend schrieb sie ihre Notizen. Auf einmal schrie sie auf:
»Jetzt wieder! Haben sie’s gesehen?«
Wir rasten mit 130 in die Kurve. Urplötzlich war der Ferrari vor uns. Er stand. Ich trat verzweifelt auf die Bremse, aber sie rührte sich um keinen Millimeter. Ich riß das Steuer zur Seite. Ich sah nur noch, wie uns auf dem holländischen Tulpenfeld ein Dampfer entgegenkam. Das war alles. Mein MG streifte mit der vorderen Stoßstange das stehende Auto. Eine Minute später erwachte ich mitten in einem Tulpenfeld. Der Dampfer war verschwunden. Übers Feld fuhr nun ein Schlepper. An seinem Schornstein flatterten Fähnchen. Es war gar kein Zauberschiff. Wir hatten vergessen, daß wir in Holland waren. Hinter dem Zaun des Tulpenfeldes floß ein Kanal. Wir atmeten auf. Ich pflückte für Vivian drei Tulpen. Sie saß auf dem umgestürzten MG und hatte das Äffchen auf dem Schoß. Neben ihr saß Fleming.
»Sie hätten lieber mit mir fahren sollen, Vivian! Anderson fährt wie ein Idiot. Wozu Bremsen da sind, weiß er bis heute nicht. Ich bin noch keinem hinten reingefahren.«
Was in Prag geschehen war, hatte er vergessen. Er sah mich an und winkte mir freundschaftlich zu. Ohne zu erröten.
»Warum haben Sie denn gleich hinter der Kurve so plötzlich angehalten?«
Fleming lachte auf.
»Ich sah einen Dampfer. Mir schien, daß er direkt auf der Straße fuhr. Lustig, nicht wahr?«
Er war glänzend gelaunt. Sein Auto war bis auf die Beule am hinteren Kotflügel und das kaputte Stopplicht heil. Mein MG hatte Totalschaden. Ich griff unters Bremspedal. Zu meinem Erstaunen hielt ich einen Schildkrötenpanzer in der Hand. Vivians Nebukadnezar! Beleidigt kroch die Schildkröte unters Kupplungspedal. Alles war klar. Ich hätte hundertmal auf die Bremse treten können. Der Wagen wäre immer weitergefahren. Ich überreichte Vivian die Schildkröte.
Sie nahm die freudig in Empfang. Zu Fleming sagte sie:
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