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Pan Tau

Pan Tau

Titel: Pan Tau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ota Hofman
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Nullpunkt.
    »Jetzt reicht es mir«, knurrte er, als er den Herrn mit Melone durch das hohe Gras näherkommen sah. »Einen einzigen Karpfen und ein miserables Nachtlager!«
    Aber schon war er beruhigt. Er lag in seinem Bett, auf der Wiese, bestrahlt von der Sonne, die eben im Teich unterging.
    Pan Tau lächelte. Er wußte, was Viola nicht wußte: daß dieses Bett eben noch in Afrika gewesen war. Auf der Reise rund um die Welt.

Achtes Kapitel. Vagabundenmahlzeit für zwei. Violas Unzufriedenheit wächst. Ein Steinbruch. Geheimnisvolle Zeichen. Bananeneis auf den Schienen.

    Eine Vagabundenmahlzeit für zwei Personen sind zum Beispiel Erbsen direkt vom Feld. Beschafft werden sie so, daß einer der Vagabunden die Schoten pflückt und sie unters Hemd steckt, während der andere Schmiere steht. Nach einer gewissen Zeit wechseln sie einander ab. Eine Vagabundenmahlzeit für zwei Personen sind auch saure Äpfel, Himbeeren oder über dem Feuer gebratene Pilze und Fische aus dem Bach. Claudia trank Wasser dazu, Viola Wein, den er Abend für Abend neben seinem Bett vorfand. Dieses Bett fand er an den unerwartetsten Stellen. In einer Scheune, einmal sogar, als er schon neben Claudia in einem halbverfallenen Lkw eingeschlafen war, auf einem Schrottplatz.
    »Nie ist es pünktlich da, wenn ich müde bin«, brummte er halb im Schlaf, kletterte aber dennoch aus dem Lkw. Sein Magen knurrte. »Warum so weit weg?«
    Sein Bett stand natürlich am andern Ende des Autofriedhofs, unter einer quietschenden Laterne. Er stieß mit dem Fuß an einen Kotflügel und mußte über die Motorhaube eines Alfa Romeo klettern. »Bin ich ein Akrobat? Nein. Wo bleibt der Service?« Nichts wünschte er jetzt mehr, als dem Herrn mit Melone die Meinung zu sagen, auch über die Firma Globus. »Erbsen und Fallobst!«
    Mehr hatte er an diesem Tag nicht gegessen. Noch fünf Himbeeren, vielleicht waren es auch sechs. »Und der Weißwein ist noch dazu zu warm!«
    Die Flasche neben dem Bett war offen. Viola stöpselte sie zu. Er war sehr unzufrieden. Plötzlich zuckte er zusammen. »Kschschsch!« Sein Bett vor ihm war voller Katzen jeglicher Größe und Rasse. Zornig verteidigten sie dieses behagliche Asyl. Sie fauchten, als der Eindringling sie mit einer Eisenstange davonjagen wollte.
    »Kschschschsch!«
    Der einzige Erfolg war, daß ein großer siamesischer Kater auf ihn lossprang und ihm die Flasche Wein aus der Hand schleuderte. Die Flasche ging in Scherben. Viola kapitulierte. Er kehrte in die Kabine des Lkws zurück. In seiner Hosentasche fand er noch zwei verwelkte Erbsenschoten. Er pulte sie sorgfältig aus. Ein Erbschen nach dem andern. Voll Genugtuung sagte er zu Claudia:
    »Du wolltest ja ohne einen roten Heller durch die Welt!«
    Am nächsten Morgen duftete für die beiden die Luft nach Suppe, Eiern und Bratwürsten, aber am stärksten duftete das frische Brot. Claudia stand wie gebannt vor der Auslage der Bäckerei: Sie hatte nur Augen für die Kipfel, Brezeln und Brötchen.
    »Klauen wir, Großvater? Wenigstens eine Brezel!«
    »Untersteh dich...«
    »Aber du hast gesagt...«
    »Wenn wir stehlen, sperrt man uns ein. Und dann gibt’s nur Wasser und Brot.«
    »Das wäre auch schon was. Vielleicht geben sie uns noch eine Suppe dazu. Dann könnten wir uns wie der Graf von Monte Christo freibuddeln. Hast du den Film Der Graf von Monte Christo gesehen?« »Ich bin nicht der Graf von Monte Christo. Ich bin Viola-Elektro, aber keiner wird mir das glauben«, brummte Viola-Elektro und verfluchte insgeheim das Reisebüro Globus und den Herrn mit Melone, der ihm die geflickte Jacke und die zerlöcherten Schuhe geliefert hatte. Er erinnerte sich: Ich habe ausdrücklich Beförderung per Autostopp verlangt. Auch das klappte nicht.
    Die Füße taten ihm weh. Hinter der Stadt zog er sich die Schuhe aus. Sofort hüpfte er hoch. Der heiße Asphalt hatte ihm beinahe die Fußsohlen verbrannt. Die Landstraße war endlos. Autos fuhren vorüber. Tausende von Autos. Eines endlich hielt an. Es war ein Lieferwagen. Der Fahrer, der einen Hund und zwei Kinder bei sich hatte, ließ Claudia vorne bei sich einsteigen. Dann öffnete er die Piintertür und half Viola höflich in den Laderaum. Jemand reichte Viola eine Zigarre.
    Es war Pan Tau.
    »Was soll ich mit der Zigarre?« sagte Viola verärgert. »Ein Stück Brot wäre mir lieber! Auch Claudia hat Hunger. Höchste Zeit, daß Sie da sind! Ich verlange ein ordentliches Essen. Ein Stück Fleisch, so groß wie der Teller. Vor der

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