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Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen

Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen

Titel: Pandaemonia 02 - Die Stadt der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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geworden, als er Amander mit den Kindern gesehen hatte. Er stand nun vor der Wahl, sich ebenfalls zu ergeben und seinen menschlichen Freunden ins Gefängnis zu folgen – oder das nicht zu tun.
    Noch hatte er die Chance zu fliehen. Das war vielleicht nicht ehrenvoll, dafür eröffnete es ihm die Möglichkeit, seinen Gefährten später zu helfen.
    Es war keine schwierige Entscheidung. Was nützte es Liam und den anderen, wenn er mit ihnen in einer Zelle vermoderte? Er schob sein letztes Wurfmesser in die Lederhülle am Gürtel, verabschiedete sich stumm von seinen Freunden und huschte im Schutz der Maschinen zum Tor. Dabei kam ihm zugute, dass Corvas und Umbra damit beschäftigt waren, ihre Gefangenen zusammenzutreiben, und Amander auf die Kinder aufpasste. Niemand achtete darauf, was im vorderen Teil der Halle geschah, sodass er ungesehen zum Tor kam.
    Dort standen immer noch zwei Spiegelmänner Wache und
sicherten den Tunnel. Für einen kurzen Moment zog er in Erwägung, einfach in die Traumlanden zu springen. Das wäre der ungefährlichste Fluchtweg – aber auch der anstrengendste. Mit gerunzelter Stirn dachte er daran, wie viel Kraft ihn die Reise zu Liams Seelenhaus gekostet hatte. Nein, seine Kraft brauchte er noch. Besser, er empfahl sich auf Diebesart.
    Lautlos schlich er an den Spiegelmännern vorbei, verschmolz kurz darauf mit der Dunkelheit und eilte den Gang entlang.
    Er legte sich verschiedene Pläne zurecht. Am besten ging er zuerst zu einem seiner Verstecke und holte sich neue Ausrüstung. Anschließend würde er versuchen, Godfrey zu finden. Gemeinsam konnten sie vielleicht die anderen befreien.
    Plötzlich fiel ihm Vivana ein. Nein, Godfrey musste warten. Zuerst musste er das Mädchen warnen und sie und Nedjo an einen sicheren Ort bringen. Vor allem aber musste er verhindern, dass die beiden hierher zurückkehrten und den Spiegelmännern geradewegs in die Arme liefen.
    Also zur Alten Arena , dachte er.
    Lucien blieb abrupt stehen, als etwas in den Tunnel flog und vor seinen Füßen zerplatzte. Ein scharfer Geruch stieg ihm in die Nase.
    Gas.
    Er wich zurück, doch die Dämpfe begannen bereits, ihre Wirkung zu entfalten. Seine Glieder wurden steif, und er konnte förmlich spüren, wie die Substanz gegen das javva in seinem Blut ankämpfte.
    Das javva verlor den Kampf. Luciens Beine gaben nach, und er fiel hin. Binnen weniger Sekunden konnte er sich nicht mehr bewegen und nur noch stockend atmen.
    Aus der Finsternis erklang eine Stimme, die er nur zu gut kannte.
    »Sieh an, sieh an«, sagte Silas Torne. »Da bist du ja endlich. Süßer, kleiner, kostbarer Alb. Jetzt gehörst du mir.«

43
Livias Bitte
    V ivana stand reglos da, die Laterne in der Hand, und brachte keinen Ton heraus. Sie hatte gewusst, dass es eines Tages so kommen würde, aber es mit eigenen Augen zu sehen, war … bestürzend.
    Ruac war groß . So groß, dass sein schwarz geschuppter Leib die halbe Kammer ausfüllte. Vermutlich wog er so viel wie ein Pferd und maß von der Schnauze bis zur Schwanzspitze gut vier Schritt, obwohl das schwer abzuschätzen war, weil er sich wie eine Schlange zusammengerollt hatte. Mit seinen Tatzen konnte er mühelos einen Mann der Länge nach aufschlitzen, und die Zähne, die er beim Gähnen entblößte, glichen kleinen Dolchen.
    Am erstaunlichsten aber waren die Flügel.
    Das Bad in dem höllischen Pfuhl und in Nachachs Schwefelbecken hatte offenbar nicht nur sein Wachstum beschleunigt, sondern seine gesamte Entwicklung. An seinen Flanken hatten sich ledrige Schwingen herausgebildet, die vermutlich bei der letzten Häutung zum Vorschein gekommen waren. Elegant und stromlinienförmig schmiegten sie sich an seinen Körper.
    Vivana schätzte, dass sie eine Spannweite von mehr als sechs Schritt besaßen. Ob er schon damit fliegen konnte?
    »Er ist ein Lindwurm«, sagte Nedjo tonlos. »Ein waschechter Lindwurm.«

    Ruac begann sich zu regen. Geschmeidig entrollte er seinen Leib, und mit einem schmirgelnden Laut kroch er über den Steinboden. Sein massiger Schädel mit den glühend gelben Augen bewegte sich auf Vivana zu, woraufhin sie unwillkürlich zurückwich. Doch er öffnete das Maul nur, um sie mit seiner gespaltenen Zunge an der Nasenspitze zu kitzeln. Da wusste sie, dass er noch ganz der Alte war. Abgesehen von der Größe und den Flügeln, natürlich.
    Nedjo stand stocksteif da, als Ruac am Tragekorb schnüffelte.
    »Natürlich, du hast Hunger«, sagte Vivana. »Warte, wir haben dir etwas mitgebracht.

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