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Pandemonium

Pandemonium

Titel: Pandemonium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Oliver
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über die Grenze gekommen sein.
    Die Doppeltür schwingt auf und da steht die strahlende Raven. Dahinter Tack mit verschränkten Armen und selbstzufriedenem Blick. An der rissigen Oberfläche des Parkplatzes und der Außentoilette hinter Tack erkenne ich, dass wir wieder bei der alten Lagerhalle sind.
    Raven reicht mir die Hand und hilft mir dabei, aus dem Lieferwagen zu springen. Ihr Griff ist fest.
    »Wie heißt das Zauberwort?«, sagt sie, sobald meine Füße auf dem Asphalt aufkommen. Sie ist jetzt entspannt und locker, sie lächelt.
    »Wie hast du mich gefunden?«, frage ich. Sie meint eigentlich, dass ich mich bedanken soll, aber das tue ich nicht. Es ist nicht nötig. Sie drückt meine Hand, bevor sie sie loslässt, und ich weiß, dass sie weiß, wie dankbar ich ihr bin.
    »Du konntest nur an einem Ort sein«, sagt sie und ihr Blick huscht hinter mich zu Julian und dann zurück zu mir. Und ich weiß, dass das ihre Art ist, mit mir Frieden zu schließen und zuzugeben, dass sie sich geirrt hat.
    Julian ist ebenfalls aus dem Lieferwagen geklettert und sieht sich mit großen Augen und offenem Mund um. Seine Haare sind immer noch nass und kräuseln sich ein bisschen an den Spitzen.
    »Alles in Ordnung«, sage ich zu ihm. Ich strecke den Arm aus und nehme seine Hand. Erneut durchströmt mich Freude. Hier ist es in Ordnung, Händchen zu halten, sich wärmesuchend aneinanderzuschmiegen, sich nachts aneinanderzukuscheln wie zwei Formen, die perfekt nebeneinanderpassen.
    »Kommt!« Tack geht, halb springend, rückwärts auf die Lagerhalle zu. »Wir packen und machen uns auf den Weg. Wir haben schon einen Tag verloren. Hunter wartet mit den anderen in Connecticut.«
    Raven schiebt ihren Rucksack höher und zwinkert mir zu. »Du weißt ja, wie Hunter ist, wenn er schlechte Laune hat«, sagt sie. »Wir ziehen besser los.«
    Ich kann Julians Verwirrung spüren. Das Geplapper, die seltsamen Namen und all die unbeschnittenen und ungepflegten Bäume in der Umgebung müssen überwältigend sein. Aber ich will ihm alles beibringen und er wird es lieben. Er wird lernen und lieben und das Lernen lieben. Die Worte durchströmen mich – beruhigend, schön. Jetzt ist Zeit für absolut alles.
    »Warte!« Ich laufe hinter Raven her, als sie Tack in die Lagerhalle folgen will. Julian bleibt zurück. Ich spreche leise, damit er mich nicht hört.
    »Hast du … hast du das gewusst?«, frage ich und schlucke. Ich bin atemlos, obwohl ich gerade mal fünf Meter gerannt bin. »Das mit meiner Mutter, meine ich.«
    Raven sieht mich verwirrt an. »Deiner Mutter?«
    »Psst.« Aus irgendeinem Grund will ich nicht, dass Julian das hört – das ist zu viel, zu tief, zu früh.
    Raven schüttelt den Kopf.
    »Die Frau, die mich aus der Zuflucht geholt hat«, beharre ich trotz Ravens völlig verwirrtem Blick. »Sie hatte eine Tätowierung am Hals – 5996. Das ist die Aufnahmenummer meiner Mutter aus den Grüften.« Ich schlucke. »Das war meine Mutter.«
    Raven streckt zwei Finger aus, als wollte sie mich an der Schulter berühren, dann überlegt sie es sich anders und lässt die Hand sinken. »Tut mir leid, Lena, ich hatte keine Ahnung.« Ihre Stimme ist außergewöhnlich sanft.
    »Ich muss mit ihr reden, bevor wir uns auf den Weg machen«, sage ich. »Es gibt … es gibt Dinge, die ich ihr sagen muss.« In Wirklichkeit gibt es nur eine Sache, die ich ihr sagen will, und allein der Gedanke daran lässt mein Herz rasen: Warum, warum, warum? Warum hast du dich gefangen nehmen lassen? Warum hast du mich glauben lassen, du seist tot? Warum bist du nicht zu mir gekommen?
    Warum hast du mich nicht stärker geliebt?
    Wenn du das Wort einmal eingelassen hast, wenn du es Wurzeln schlagen lässt, wird es sich wie Schimmel in all deinen Ecken und dunklen Stellen ausbreiten – und damit die Fragen, die fröstelnden, splitternden Ängste, die dich ständig wach halten. Damit zumindest hat die VDFA Recht.
    Raven zieht die Augenbrauen zusammen. »Sie ist weg, Lena.«
    Mein Mund wird trocken. »Was soll das heißen?«
    Raven zuckt die Achseln. »Sie ist heute Morgen mit ein paar anderen abgereist. Sie sind höhergestellt als ich. Ich weiß nicht, wo sie hin sind. Es steht mir nicht zu, das zu fragen.«
    »Das heißt, sie ist … sie ist Teil der Widerstandsbewegung?«, frage ich, obwohl es offensichtlich ist.
    Raven nickt. »Ganz oben«, sagt sie sanft, als würde das irgendetwas aufwiegen. Sie streckt die Hände aus. »Mehr weiß ich nicht.«
    Ich wende

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