Panik im Paradies
auch komplett anders gewesen sein. Außerdem ist diese Holzplanke sehr morsch. Die trieb schon lange im Wasser.«
»Ein Geisterschiff?«, rief Peter aufgeschreckt.
»So etwas gab es doch nur früher«, sagte Bob. »Heutzutage wird der Ozean ständig mit Radar und durch Satelliten überwacht.« Er wusste das, weil sein Vater als Journalist bei einer Zeitung arbeitete und vor kurzem eine Reportage darüber geschrieben hatte.
»Den Heuler können wir nicht fragen, das steht fest«, erklärte Justus. »Bleibt also nur diese alte Schiffsplanke. Wenn man genau hinguckt, erkennt man einige Einkerbungen. Vielleicht haben sie eine Bedeutung. Hier ist so etwas wie ein Kreuz. Man müsste diese ganzen Seepocken vorsichtig abkratzen und vielleicht …« In dem Moment wurde er von Jonas, dem Seehund, lautstark unterbrochen. Er hob seinen Kopf und heulte bitterlich auf.
»Ich weiß, was er hat«, rief Peter. »Genau das Gleiche, was Justus ewig plagt. Nämlich Hunger.«
»Der sieht aus, als ob er seit Tagen nichts mehr gegessen hat«, fand auch Bob. »Vielleicht mag er Chips?« Doch über den Vorschlag musste er selbst lachen.
Nun hatten die drei ??? plötzlich die Verantwortung für einen kleinen Seehund. Justus hätte ihn am liebsten mit nach Hause genommen. Doch dann dachte er an Tante Mathilda und verwarf die Idee sofort wieder.
»Ich weiß, wo wir ihn hinbringen können«, rief Bob plötzlich. »Der alte Larson hat doch hier in der Gegend seinen Privatzoo. Der versorgt Tiere, die ihm zugelaufen sind oder ihm gebracht werden.«
Peter fand den Vorschlag gar nicht gut. »Der verrückte Larson? Gibt es keine bessere Lösung? Ich war da mal, mit meinen Eltern. Der Typ kam mir ein bisschen merkwürdig vor. Wisst ihr, was der um den Hals trug? Eine Schlange! Mindestens zwei Meter lang. Der hat sie doch nicht mehr alle.«
Auch Justus und Bob hatten merkwürdige Dinge über den alten schrulligen Mann gehört. Larsons Zoo war aber die einzige Möglichkeit und Peter wurde überstimmt.
Es dauerte eine Weile, bis die drei ??? wieder die Steilwand hochgeklettert waren. Als Letzter wurde der kleine Seehund, fest in ein Handtuch gewickelt, mit dem Seil hochgezogen.
Larsons Paradies
»Also, auf den Gepäckträger können wir den armen Jonas nicht schnallen«, lachte Bob.
Justus hatte eine bessere Idee. Er leerte seinen Rucksack, verteilte alles auf Peter und Bob und steckte den Heuler vorsichtig hinein. Gott sei Dank hatte er Onkel Titus’ Schlapphut nicht mitgenommen, das wäre jetzt ganz schön peinlich gewesen.
Die Fahrräder wurden wieder aufgeschlossen und die drei fuhren zu Larsons Zoo. Jonas, der Heuler, fand das alles sehr aufregend und streckte seinen Kopf neugierig aus dem Rucksack. Links und rechts von Peter fuhren Bob und Justus und gössen dem Seehund abwechselnd Meerwasser aus der Colaflasche über den Kopf. Jedes Mal, wenn eine Wasserladung kam, schien der Heuler zu lachen und klatschte in die Flossenhände.
»Was ist, wenn der alte Larson unseren Seehund gar nicht aufnehmen will?«, fragte Peter besorgt.
»Der will bestimmt«, beruhigte Bob. »Der komische Typ hat nur solche Tiere. Mein Vater hat einmal einen Hasen angefahren und zu Larson gebracht. Der wollte ihn wieder gesund pflegen.«
»Hasen sollen gut schmecken«, murmelte Peter.
»Hör auf uns Angst zu machen«, rief Justus dazwischen. »Larson mag zwar eine Macke haben, aber der wird doch keine Seehunde essen! Außerdem haben wir keine andere Wahl. Nach Hause kann ich Jonas nicht mitnehmen.« Er stellte sich Tante Mathilda vor, wie sie den Heuler in der Badewanne entdeckte, und musste grinsen.
»Mein Vater sagt, Larson war mal Kapitän auf einem Frachter«, erzählte Bob. »Eines Tages ging sein Schiff unter und er trieb zehn Tage in einem Rettungsboot im Wasser. Das Ding hatte ein Loch, und Tag und Nacht musste er schöpfen, sonst wäre er abgesoffen. Irgendwann konnte er nicht mehr und gluckerte schon so langsam zum Meeresgrund, als plötzlich ein Delfin kam und ihn wieder nach oben drückte. Kurz darauf hat ein Fischer ihn gefunden. Ohne den Delfin wäre Larson jetzt tot.«
»Das ist ja unglaublich«, fand Peter.
»Daraufhin hat er geschworen, jedem Tier zu helfen, das in Not ist. Er kratzte seine ganze Kohle zusammen und kaufte sich das Grundstück hier. Er lebt nur von dem, was ihm Besucher in seine Spendendose werfen oder in seine Futterautomaten stecken. Mein Vater sagt, abends stellt er sich oft an den Strand und ruft seinen Delfin.«
Der
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