Panter, Tiger und andere
ausgezeichneter Mediziner. Von ihm gibt es ein Aufsehen erregt habendes Werk: »Das Finanzkapital.« Seine Bequemlichkeit hat ihn leider daran gehindert, das Buch zu lesen.
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* Herr Peter Panter wurde von mir ab gestern bis heute als Privat-Sekretär beschäftigt. Seine Anlagen, die ihn zum idealen Zweiten befähigen, ließen mich das Beste erwarten. Leider scheiterte seine Beibehaltung an seinem frechen, vorlauten Wesen sowie an seiner maßlosen Gefräßigkeit. Seine sonst guten Manieren stellten sich als Indolenz heraus; sein Horizont hat ungefähr die Größe eines Schnapsglases. Auch seine häßliche Angewohnheit, während des Dienstes dauernd mit Bleisoldaten zu spielen, hat nicht dazu beigetragen, ihn im Betrieb beliebt zu machen. Ich wünsche Herrn Peter Panter das Beste auf seinen fernern Lebenspfaden und kann jedermann nur auf das schärfste vor ihm warnen!
Fantasia
»… sattsam bekannte Ignaz Wrobel. Ja, glaubt denn dieser degenerierte Wüstensohn …«
Nationale Zeitungsnotiz
Der Löwe hinter meinem Hause schlug kurz an.
Vom Felsgestein der sieben Lüste, das sich grade an der Wegbiegung erhob, schritt ein Mann, in einen ehemals fast weißen Burnus gehüllt, majestätisch auf mich zu. Es war Reimann-Effendi, der Führer der sächsischen Mohammedaner. »Batschari-Aleikum!« sagte ich, würdevoll die Hand auf meine orientalische Brust legend. »Wie gähds dr denn?« sagte der Effendi und holte aus seiner Toga ein Gaffeegännchen, das er schlürfend leerte. »Der Name des Propheten sei gelobt!« sagte ich. »Nimm Platz und rauche diese Nargileh — wenn du ziehst, kommt Rauch; wenn du bläst, spielt sie: Deutschland, Deutschland über alles!« Der Effendi setzte sich, zog, blies und schwieg. Die Sonne glühte, um eine Zeile zu füllen.
Der Effendi blinzelte durch die offene Tür meines Harems; leise hörte ich ihn vor sich hin murmeln: »Eene gleene Digge hädch gern…«, aber schon tauchte der riesige Schatten meines Leibeunuchen Lissauer auf – solange er da war, konnte ich unbesorgt sein: denn was der unter den Händen hatte, das wurde nichts.
Um meinen Gast abzulenken, begann ich, höflich mit ihm zu plaudern.
»Habt Ihr schon einmal eine Fantasia gesehn?« fragte ich ihn. Reimann-Effendi sah mich mit listigen Äuglein an, schwenkte den Kaffee und sprach die Verse:
»Dein dämliches Gefrage ehrt den gemeinen Mann – der Majestät des Todes kann niemand entgehn – Wenn Sie meinen, dass Fantasia gut ist – mir soll sie nicht zu dick sein.«
Darauf sagte ich die Verse:
»O Adamskind, laß nicht die Hoffnung höhnen – Fantasia ist kein Mädchen, sondern eine Art Reitervergnügen – Wenn ich aber Anschluß mit Damaskus bekomme – dann kriegst du die Fantasia.«
Und ich forderte »Damaskus neunundneunzigneunundneunzig« und bekam es dreimal fast, und schließlich sah Allah-el-Tehephon wohlgesinnt auf mich herab, und ich bereitete alles vor, wie es vorgeschrieben steht in den heiligen Büchern, und wir saßen still auf unsern Matten und kratzten uns und warteten. Nur einmal unterbrach Reimann-Effendi die Stille und sprach: »Wenn die Araber ‘n Geenj häddn, wär alles viel besser!« – und dann war es wieder still.
Mit einem Satz sprangen wir auf.
»Ulululululululu –« heulte es durch die siedend-heiße Luft, und da brauste es heran. Wir stiegen uns aufs Dach und sahen hinunter auf Damaskus mit seinen Minaretts und seinem Moscheegekuppel, und dies war es, was wir sahen:
Vornweg sprengte die Reiterkavalkade der Samisischen Fischer: an der Spitze der alte Scheich Hauptmann, dem der Koran den Wein verboten hatte; hinter ihm ein Sklav’ aus dem Stamme der Schmoggs; dann Thomas-al-Raschid auf einem Zauberpferd, das hatte vier Beine und kam nicht vom Fleck; dann Johab-il-Wassermann, der gern inkognito ausging; dann Trebitsch, der es lieber kognito tat; danach Shaw-Effendi, der Töpfer, der mit leeren Tongefäßen gute Geschäfte machte, und Rudolf Herzog, der Schuster …
»Ululululululu –« heulte die Kavalkade, und Tausende von arabischen Wüstensöhnen folgten, in Staub gehüllt, nach.
Da ritt, in prächtiger Haltung, der Reichsbund der deutschen Verleger, es waren einundvierzig Mann: Ali Baba und die vierzig andern; nach ihnen Alfred Sindbad der Seefahrer, der sieben Reisen gemacht hatte; Hedwig Scheherezade-Mahler, die sich dem Kalifen in der tausendundeinsten Nacht zum Fraße angeboten, aber er hatte gesagt: »Erzähle gottbehüte weiter!«; der junge Prinz
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