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Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)

Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)

Titel: Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Voosen
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Chef verliebt und Fabian deshalb verlassen hatte. Das konnte ich nun überhaupt nicht verstehen. Ich heuchelte ein bisschen Betroffenheit, aber ganz offensichtlich nahm er die Sache nicht besonders schwer, sondern baggerte stattdessen eifrig an mir herum. Am nächsten Abend gingen wir zusammen essen, tags darauf ins Kino und danach miteinander ins Bett. Sechs Monate später bezogen wir unsere gemeinsame Wohnung. Sehr zum Leidwesen meiner Mutter haben wir die noch ausstehenden Schritte, wie sie es nennt, nicht im gleichen Tempo vollzogen, denn nach ihrer Meinung wird eine Beziehung erst durch Eheringe und mindestens drei Kinder wahrhaft geadelt. Aber ich finde unser Leben auch so schon absolut perfekt. Wir streiten uns nie, haben den gleichen Einrichtungsgeschmack, ähnliche Interessen und sogar dieselbe Lieblingsmarmelade, nämlich Orangengelee mit Ingwer. Das soll uns erst mal einer nachmachen. Erdbeere, Himbeere, vielleicht auch Pflaumenmus, das mag doch jeder. Das hat nichts zu bedeuten. Aber einen Menschen zu treffen, der mit einem zusammen wohlige Grunzlaute ausstößt, wenn das bittere Aroma einem die Geschmacksnerven zusammenzieht, und der voller Hingabe auf zähen Orangenschalen-Streifen herumkaut, das ist schon ein großes Glück. Alle, die uns kennen, sind sich einig, dass wir das perfekte Paar sind, und plötzlich regt sich in mir der Ehrgeiz, Herrn Löffelstiel zu zeigen, was für eine großartige Wahl ich getroffen habe. Dass ich den richtigen Riecher hatte, sozusagen, Sie verstehen, zwinker, zwinker. Ich freue mich schon auf sein Gesicht, wenn er das Testergebnis sieht: »Hundert Prozent, also Frau Martens, ich muss schon sagen, das gab es noch nie. Wenn alle so zielsicher ins Schwarze treffen würden bei ihrer Partnerwahl, also, das wäre das Ende für unsere Firma. Der Ruin, sozusagen. Sie verstehen?« Und ich werde tiefgründig lächeln und ihm dann huldvoll gestatten, trotzdem mit Fabian und mir für sein Unternehmen zu werben. Obwohl wir die Quote von hundert Prozent ganz alleine hinbekommen haben. Aber immerhin sind wir schon durch die Tatsache, dass wir den Test gemacht haben, zu Kunden von DreamTeam geworden, sodass es nicht einmal richtig gelogen ist. Und dass der Übergang zwischen Lüge und Wahrheit in der Werbung manchmal fließend ist, daran habe ich mich längst gewöhnt. Denn schließlich ist das mein Beruf. Oder wie Omi Anni es formulieren würde: »Das schmier ich mir aufs tägliche Brot!«
    Mein sportlicher Ehrgeiz ist also geweckt und entsprechend hurtig erklimme ich die steilen Stufen zu unserer hübschen Drei-Zimmer-Wohnung, die sich im vierten Stock eines Altbaus befindet. Das Haus ist zwar etwas verlottert und beim Aufstieg muss man sehr genau achtgeben, dass man sich auf den ausgetretenen Stufen nicht den Hals bricht, aber dafür ist die Lage mitten im Hamburger Univiertel, mit seinen zahllosen Cafés, Bars und hippen Klamottenläden, unschlagbar. Und wegen des desolaten Zustands des Hauses ist die Miete viel niedriger als in den Häusern ringsum. Die Wohnung haben wir selbst renoviert, die Dielen abgeschliffen, Wände gespachtelt und gestrichen und Einbauregale montiert. Ein solches Projekt ist eine Prüfung für jede Beziehung, und wäre ich nicht schon vorher hundertprozentig davon überzeugt gewesen, dass Fabian der Richtige für mich ist, dann wäre ich es spätestens in dem Moment gewesen, als er mich schließlich nach wochenlanger harter Arbeit und noch im Blaumann über die Schwelle unserer fertig renovierten Wohnung getragen hat. Es war kein böses Wort gefallen. Nicht eins. Ich stecke den Schlüssel ins Schloss und freue mich, dass ich ihn nur ein halbes Mal herumdrehen kann, bevor sich die Tür mit einem Knacken öffnet. Fabian ist also schon zu Hause.
    »Hallo, Schatz«, rufe ich durch den langen Flur und werfe meinen Trenchcoat über die Garderobe.
    »Tag, Schatz«, kommt es aus der Küche, gemeinsam mit dem verführerischen Duft von angebratenem Knoblauch. Ja, ich gebe es zu, wir sind diese Leute, die sich gegenseitig Schatz nennen. Ich weiß nicht, wie es dazu kommen konnte. Aber ich weiß noch sehr genau, wie blöd ich das immer fand. Vorher. Schatz , das ist ja wohl so ziemlich das Einfallsloseste, was es gibt. Doch man muss das auch mal anders betrachten. Im wahrsten Sinne des Wortes, sozusagen. Sie verstehen, zwinker, zwinker? Mir fällt kein besserer Ausdruck für Fabian ein, denn er ist genau das: mein wertvollster Schatz. Ich betrete die Küche, wo er mit

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