Papa
wandern.
Er holte aus und schlug Ya-Long P’an mit einem Fausthieb zu Boden, wo sie regungslos liegen blieb. Dann richtete er sich an Michelle. »Und Sie legen jetzt bitte die Waffe weg und kommen von da oben runter. Und dann bringen Sie mich zu Sebastians Haus. Ich vermute, Toms Leiche wird uns verraten, wo Lilly ist.«
Das war nur ins Blaue geraten. Das Gute in Sebastian
wollte
, dass sie Lilly fanden. Es
musste
also noch einen Hinweis geben.
Etwas anderes wollte Robert nicht glauben.
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Kapitel 49
D ie ganze Wohngegend war in flackerndes Blaulicht getaucht. Die Bäume im Hintergrund wirkten wie tanzende Riesen, und wie Ameisen liefen all die Polizisten panisch durcheinander.
Aber natürlich waren es keine Ameisen, und im Chaos steckte eine Ordnung, die von außen schwer zu erkennen war.
Michelle saß in einem Streifenwagen, ihre Füße auf der Straße. Sie war in eine Decke gehüllt und wartete darauf, dass ihr einer der Polizisten etwas zum Anziehen brachte.
Robert stand vor ihr und unterhielt sich mit Werner Zellinger. »Was hast du schon zu verlieren? Ich sag dir was, du lässt mich in das Haus, und dafür kündige ich den Job.« Es ging ihm ganz leicht über die Lippen. Warum hatte er eigentlich in letzter Zeit so lange darüber gegrübelt? Eigentlich stand die Entscheidung doch von Anfang an fest.
»Meine Güte, Rob. Glaubst du nicht, dass wir schlau genug sind, das Rätsel allein zu knacken? Im Gegensatz zu dir hat Martin studiert.«
»Ich hoffe, damit willst du mir sagen, dass ich nicht kündigen soll?«
Zu einer Antwort kam Zellinger nicht. Martin Gröne gesellte sich zu ihnen. Er war blass und sah aus, als hätte er zwei Tage durchgesoffen. »Wir haben im Keller einen Geheimraum gefunden. Dort hat Sebastian allem Anschein nach die Leichen präpariert. Die Spurensicherung wird noch Tage benötigen, um alles zu sichern.«
»Was ist mit Ried?«
»Bei Thomas Ried sind wir noch nicht weiter. Wenn es ein Rätsel sein soll, dann erschließt es sich mir nicht. Wir können nicht einmal sagen, ob das ganze Zimmer ein Hinweis sein könnte. Hier wäre ein Profiler wahrscheinlich Wochen damit beschäftigt, eine psychiatrische Analyse für Sebastian Graf zu erstellen. Ich habe unsere Leute schon abgezogen. Wir sind hier fertig.«
»Und das war es dann?« Robert glaubte nicht, was er da hörte.
»Nein, Robert, das war es nicht.« Gröne klang verärgert. Vielleicht auch ertappt. Robert vermutete beides. »Wir haben alles aufgenommen und werden versuchen, mit unseren Spezialisten, die dafür ausgebildet sind, das Rätsel zu knacken. Außerdem ist eine Hundestaffel in dieser Gegend unterwegs und sucht die Wälder ab. Wenn Lilly hier ist, werden wir sie auch finden. Dazu brauchen wir deine Arroganz nicht.«
Ja, er war verärgert.
Zellinger schloss die Augen und schaute dann zu Robert, der genau wusste, was der Blick zu bedeuten hatte.
Robert war nicht zum Lachen zumute, aber den kleinen Triumph genoss er doch. »Bring mich in das Zimmer«, sagte er zu Gröne und gab ihm einen Schubs.
Sichtlich zerknirscht führte er Robert über die Treppe in den ersten Stock. Der üble Geruch von Fäkalien wurde mit jeder Stufe intensiver.
Der Flur war nur wenige Quadratmeter groß. Vier Türen stießen dort aneinander. Gröne öffnete die zweite von links, und der Gestank von fauligem Essen und das Summen entsetzlich vieler Fliegen hüllten Robert wie eine Decke ein, die ihn zu ersticken drohte.
Gröne vergrub sein Gesicht kurz in der Armbeuge.
»Na, na, na«, Robert versuchte, cool zu wirken, und schnalzte mit der Zunge. »Ich hätte nicht gedacht, dass du so empfindlich bist.«
»Ich bin erkältet. Das ist alles.« Er deutete mit der Hand in das Zimmer, das völlig im Dunkeln lag.
So hatten die Kollegen es also vorgefunden.
Vorsichtig drang Robert in die Schwärze ein, die gesättigt war von fauligem Gestank. Manche Dinge sollten besser im Dunkeln bleiben. Dennoch tastete er seitlich nach einem Schalter, fand ihn und schaltete das Licht ein.
Der Anblick, der sich ihm bot, wäre definitiv besser im Dunkeln geblieben. Doch die Zeit drängte. Die Blüte, die Sebastian auf das erste Opfer tätowiert hatte, war als Zeitangabe recht ungenau. Robert vermutete, dass er Lilly, wie Ya-Long P’an es sagte, einfach irgendwo vergessen hatte.
Tod durch Verdursten. Er schob diesen grausamen Gedanken beiseite und konzentrierte sich auf den Horror, der sich vor ihm ausbreitete.
Die Fenster waren schwarz gestrichen, so
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