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Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)

Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)

Titel: Paperweight: Literarische Snacks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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führen versucht? Die Kirche hat keine Macht mehr über unser Leben, was schon eine Art Segen für jene ist, die sich an glühendheißen Schürhaken und eisernen Daumenschrauben nicht gerade zu ergötzen wissen; wen bedroht der Gotteslästerer also, wenn er eine Religion durch den Kakao zieht? Gott wohl kaum, der, wenn man’s recht bedenkt, als Erfinder des Lachens und Schöpfer aller Dinge doch wohl groß und stark genug ist, einen Witz zu verkraften, ohne daß ein humorloser Kuttenbrunzer zu seiner Verteidigung herbeiflitzen muß. Nein, Blasphemie bedroht nur jene, deren Glaube an ihre Religion schwach ist und deren Überzeugungen schwanken. Ein lebenslanges Bekenntnis zu einer Kirche ist eine feine Sache, und wer einen Glauben voller Zuversicht sein eigen nennen darf, wird merken, daß das Gekicher der Ungläubigen von ihm abprallt, ohne Schaden anzurichten; aber die Zweifler oder jene, die zugelassen haben, daß Glanz und Politik, Rang und Protektion in der Kirche ihnen mehr bedeuten als ihr Glaube, die müssen natürlich bei jedem Witz oder Knallfrosch zittern vor verletzter Eitelkeit und verängstigter Wut.
    »Aber die einfachen Leute, die normalen Gläubigen werden von primitiven, komischen Blasphemien doch gekränkt«, höre ich Stimmen mir widersprechen. Das stimmt. Aber was ist mit
meiner
Religion? Ich liebe die Wahrheit,verehre die Freiheit, verneige mich vor dem Altar der Sprache, Reinheit und Toleranz. Das ist meine Religion, und alltäglich werde ich von tausend verschiedenen Blasphemien wider sie auf das schmerzlichste, gröblichste, abscheulichste und tiefste gekränkt, verletzt, beschämt und verwundet. Wenn von törichten Bischöfen, aufgeblasenen, engstirnigen und ungehobelten Pfaffen, Politikern und Prälaten, bigotten Zensoren, selbsternannten Moralwächtern und Wichtigtuern stündlich gegen die grundlegendsten Begriffe von Wahrheit, Ehrlichkeit, Mitleid und Anstand verstoßen wird, auf welche althergebrachten Gesetze kann ich mich dann berufen? Auf überhaupt keine. Ich will auch gar nicht nach ihnen rufen. Denn im Gegensatz zu diesen mörderischen Trotteln ist mein Glaube an meine Religion fest, und ich weiß, daß Lügen stets vergebens sind und daß Lasterhaftigkeit und Intoleranz immer vergehen werden. Auch wird es die Hungernden Afrikas freuen, wenn sie merken, daß eine öffentliche Verurteilung von der Kanzel herab den Umsatz genauso schlagartig in die Höhe schnellen läßt wie eine zwei Millionen Pfund teure Werbekampagne.
    Ach, ich bin alt genug, daß es mir egal sein kann. Sollen diese elenden Talaraffen doch die tyrannischen Geister toter Statuten beschwören, sollen sie doch jenen ihre verwarzten Pranken vor den Mund halten, die aufzubegehren wagen, sollen sie doch von der eigenen Hoffart verzehrt werden; die uralten Ulmen haben ihr Laub fast abgeworfen, schwächlich streift eine wäßrige Sonne die Steine der College-Innenhöfe, und ich habe nur noch dreißig Minuten bis zu meiner Fagottstunde. Wenn Sie haben, seien Sie gesegnet.
     
    STIMME: Die BBC möchte klarstellen, daß die Ansichten von Donald Trefusis, wie solide, logisch oder wahr sie auchsein mögen, die Ansichten eines traurigen, lächerlichen und überaus rechthaberischen Akademikers sind, von denen wir uns
in toto
distanzieren. Bis auf die Bemerkung zu Stalin. Die ging in Ordnung.

Trefusis über Any Questions
     
    Als exzessiver und passionierter Rundfunkhörer war ich sehr erstaunt, als ich erfuhr, daß gewisse Leute die braven Angestellten der British Broadcasting Corporation belästigt und von ihnen gefordert haben, in jener ältesten aller Klangarenen
Any Questions
vernommen werden zu dürfen. Kennen Sie schon die ganze Geschichte?
    Im Home Service gibt es ein entsetzliches Programm namens
AusKotz
oder
Feedback
oder
JaulRunde
oder irgend so einen Abschaum. Das ist eine dieser monströsen Ideen, die nur den tropfsteinhohlen Weichbirnen von nachhaltig Gestörten oder den Zöglingen Oxfords entspringen können. Es existiert offensichtlich einzig und allein für jene gewissenlosen Mitglieder unserer Gesellschaft, die da fordern, der Hörfunk habe eine Art vornehme Klause zu sein, die von Sprache, Idiom und Vitalität der wirklichen Welt niemals beeinflußt werden dürfe. Diese armen, geplagten Kreaturen verbringen ihre Zeit mit an den Lautsprecher gepreßtem Ohr und zählen, wie oft das Wort Arschloch auftaucht. Wenn ich sehr viel Geld hätte, würde ich definitiv ein Krankenhaus für jene stiften, deren

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