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Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)

Paperweight: Literarische Snacks (German Edition)

Titel: Paperweight: Literarische Snacks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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Booton und Brandiston‹. Aber meine Arbeit hat mir ebensoviel Verdammung wie Lob eingebracht. »Linker Gesinnungskitsch«, urteilt Ferdinand Scruton in der ›Times‹. Dazu kein weiterer Kommentar. Die Bemerkung möge genügen, daß an der Kette, die ich, da ich dies sage, um den Hals habe, eine Medaille des Eleutherianischen Ordens erster Klasse hängt, ein Zeichen der Wertschätzung des kretischen Volkes, das mir mehr bedeutet als alle akademischen Ovationen, die man mir ohne Frage angedeihen lassen wird, noch ehe die Platanen ihre letzten goldenen Blätter auf die schnellen Wasser des Cam abgeworfen haben werden. Ach ja, wieder zu Hause im rostfarbenen England zu sein, das hat schon was.
    Kreta ist ein Wein, der nur für kurze Zeit genossen werden sollte. Ohne, das muß gesagt werden, den beruhigenden Einfluß des BBC World Service auf meinen kapriziösen Verstand wäre mein Aufenthalt auf diesem unvergleichlichen Eiland, da bin ich ganz sicher, unerträglich gewesen. Die Entsendung von Nachrichten, Informationen,Musik, Hörspiel und Schwachsinn von Bush House nach Kalathas war endlos und inspirierend. Speziell einem wiederholt in den Kurzwellenkommentaren auftauchenden Thema gelang es stets, meine Aufmerksamkeit zu fesseln. Stellen Sie sich mein Entsetzen vor, als ich aus der Ferne von der Ausstrahlung einer Fernsehserie in England erfuhr, mit dem Titel
Der Pedell mit dem Molekül
, glaube ich, von einem Mr Alec Bleasdale. Falls ich die Angelegenheit nicht völlig falsch verstanden habe, hat hier ein Autor für seine degoutanten politischen Ziele die Geschichte verfälscht. Mein Vater war zufällig an den drei fraglichen Schicksalstagen in Etaples, und es ist gar keine Frage, daß das, was seither als eine Revolution beschrieben worden ist, ein unbedeutender Zwischenfall war, bei dem ein Gefreiter für den Bruchteil einer Sekunde zögerte, bevor er dem Befehl nachkam, sich zu erschießen. So groß waren in jenem ruhmreichen Krieg unter Albions kampferprobten Mannen die Disziplin, Loyalität und Zuneigung zu ihren Offizieren, daß diese triviale Zögerlichkeit schon wie grobe Befehlsverweigerung aussah angesichts der Norm sofortigen Gehorsams und Respekts, der unter den fröhlichen Frontsoldaten vorherrschte, die allzeit bereit waren, sich sinnlos abschlachten zu lassen: ein kleiner Makel, der die wunderschöne Wahrheit von Tommys anhaltendem patriotischen Wunsch befleckte, in jeder Hinsicht den edlen, weisen und strategisch brillanten Offizieren zu gehorchen, die ihn führten. Und jetzt hat irgendein widerlicher Schmierant versucht, aus der Mücke einen Elefanten zu machen. Die Regierung hat recht daran getan zu intervenieren. Meine Gebete schließen den neuen Intendanten der BBC ein. Seine erste Pflicht muß meiner Ansicht nach darin bestehen, sämtliche Aufzeichnungen zu verbrennen und für alle Zeit Produktionen zu verbieten, denen die lasterhaften Stücke des Erzpropagandisten und historischenLügners William Shakespeare zugrunde liegen. Viel zu lange sind die durchgeknallten Radikalinskis, die die Funkhäuser in Beschlag genommen haben, damit durchgekommen, derart pseudologischen, scheinheiligen und doktrinärrischen Verlogenheiten wie der
Tragischen Historie von König Johann, König Richard III.
und den
Königen Heinrich IV., V.
und
VI.
mit all ihren falschen, lügnerischen Teilen Vorschub zu leisten. Wie jeder Historiker Ihnen bestätigen kann, gab es bei der Schlacht am Bosworth Field keinen Rotdornbusch, unter den Richards III. Krone hätte kullern können oder nicht. Er hat nie gesagt, wie ich Ihnen allen ausdrücklich sagen muß, »Ein Pferd! ein Pferd! mein Königreich für’n Pferd!« Shakespeare hat das erfunden. Es war eine Lüge, eine fürchterliche Propagandalüge, um sich bei den Futterkrippenpolitikern seiner Tage einzuschleimen. Ich baue darauf, daß Mr Marmalade Butty alle Inszenierungen der Werke dieses grauenvollen, bärtigen Dramatikers untersagen wird. »Warum«, wie mein großer Vorgänger als Ordinarius für Philologie in Cambridge zu fragen pflegte, »warum nur sind alle klugen Köpfe links?«
    Die Verständigeren unter Ihnen werden einen Hauch spöttelnder Ironie in meiner Stimme entdeckt haben. Sie haben natürlich recht. Es sieht wirklich zunehmend so aus, als könne ich Britannien keine Sekunde lang den Rücken kehren, ohne daß sich irgendwelche hirntoten Fruchtgummis in Angelegenheiten einmischen, von denen sie einfach keine Ahnung haben. Die Vorstellung eines Politikers, der

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