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Papierkrieg

Titel: Papierkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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nicht, denn Berti drückte ab. Ein Schuss, der laut in meiner Wohnung dröhnte,
und Fred sackte in sich zusammen. Eine erblühende rote Rose auf dem weißen
Hemd, etwas links von seinem Schlips. Seine Pistole fiel krachend zu Boden.
Noch bevor der Schuss verklungen war, hatte ich Bertis Messer in der Hand und
riss ihn von den Beinen. Im Fallen löste sich ein zweiter Schuss, wohin er
ging, kann ich nicht sagen, nur mich traf er nicht. Diesmal hatte ich ihn
überrascht, und obwohl mir flau war, hatte ich ihn nach ein paar Zapplern am
Boden fixiert, die Knarre lag unter der Couch und das Messer an seinem Hals.
Ich zog die Klinge ganz leicht von seinem rechten Ohr dem Kiefer entlang nach
vorne. Etwa zwei Zentimeter. Es öffnete sich ein winziger Spalt in seiner Haut,
in dem es rot schimmerte. Dort, wo die Arterie pulst, hielt ich inne. Berti
starrte mich mit schreckgeweiteten Pupillen an.
    »So, Berti. Du wirst jetzt gehen. Ganz leise und ruhig, ohne den
geringsten Aufstand. Dann steigst du in dein Auto und vergisst die ganze Sache.
Am besten an irgendeinem Ort, weit weg. Nimm alles Geld mit, das du tragen
kannst.«
    Berti zeigte keine Reaktion auf meine Ansprache. Ich drückte ihm
das Messer ein wenig fester an sein Fleisch und fragte freundlich, in meiner
besten Kellnerstimme: »Hast du verstanden, was ich von dir will?«
    Zitternd nickte er. Ich schwang mich von ihm herunter, die Klinge
behielt ich an seinem Hals. Zögernd erhoben wir uns beide. Ich war überrascht,
Berti versuchte keine Tricks, er war doch offenbar vernünftiger als angenommen.
Er machte ein paar Schritte von mir weg, drohte Mila und war draußen. Etwa eine
Minute später hörten wir auf der Straße Reifenquietschen.
    »Mila, ich muss jetzt die Polizei rufen, wenn sie nicht bereits
auf dem Weg hierher ist. Davor müssen wir noch ein paar Punkte klären.
Einverstanden?«
    Mila nickte. Sie rauchte eine Marlboro und war ganz kalt und
ruhig.
    »Was hast du Berti geklaut?«
    Sie druckste ein bisschen herum, bis ich sie rüde unterbrach.
    »Sag’s doch einfach, du hast das Papyrus geklaut, nicht?«
    Sie nickte.
    »Berti hat Mihailovic überfallen und es ihm geklaut?«
    Wieder nickte sie.
    »Warst du dabei?«
    Mila schüttelte den Kopf. Diesmal konnte ich ihr glauben, solche
Dinge erledigt man besser allein. Wahrscheinlich hatte sie irgendwo in der
Lugner City auf ihn gewartet.
    »Wie habt ihr von der ganzen Sache Wind gekriegt? Lass mich raten.
Slupetzky hat es Mike verraten, dass er das größte Ding seines Lebens
durchzieht. Der hat es Berti gesteckt und ihr habt Geld gewittert. Stimmt’s?«
    Sie nickte nur.
    »Und warum hast du Berti über den Tisch gezogen?«
    »Weil er ein Trottel is. Er wollt nicht weg aus Wien. Ich will
dorthin, wos warm is, und mir die Welt anschauen. Aber Berti wollte nur zu Haus
rumhängen und fernsehen. Dafür hätt ma den Serben net hamdrahn miaßn. Des hät
ma bülliger a habn kennan.«
    Wo sie recht hatte, hatte sie recht.
    »Wo ist das Papyrus jetzt?«
    »Da hinten.« Sie zeigte auf mein Bücheregal. »I hab’s einigsteckt,
wie i zu dir kommen bin. Du hast gschlafn.«
    »Warum hast du mir nicht einfach was davon gsagt?«
    »Weil i net gwußt hab, wie du drauf bist. I wollt di zerst
kennenlernen.«
    »Mila, pack deine Sachen zusammen. Geh, wohin du willst, aber in
zweieinhalb Stunden bist du beim Café Ritter. Dort setzt du dich rein, und wenn
die Kiberer weg sind, komm ich dich holen.«
    »Aber …«
    »Kein Aber. Wenn du in meiner Wohnung bleibst, haben wir keine
Chance. Vertrau mir. Mach, was ich sage, und das Papyrus ist in fünf Stunden
verkauft. Dann haben wir keine Probleme mehr.«
    »Aber ich nehm den Fetzen mit.«
    »Der bleibt bei mir.«
    Sie wollte schon danach greifen, aber ich hielt sie am Handgelenk
zurück.
    »Ich hab einen Husarenritt vor mir, ohne Papyrus mache ich das
nicht. Entweder wir verkaufen das Ding gemeinsam oder du gehst in den Häfn,
ohne Geld und ohne den Fetzen.«
    Sie sah mich mit ihrem unschuldigen kleinen Mädchenblick an, kaute
auf ihrer Unterlippe herum und nickte. Während sie ihre Sachen zusammensuchte,
wählte ich den Notruf. Nach ein paar frustrierenden Momenten mit der
Telefonistin war das auch erledigt. Mila war gerade dabei zu verschwinden, als
sie sich umdrehte und fragte: »Warum hast du den Berti laufen lassen?«
    »Weil er uns so viel mehr nützt als anders herum. Jetzt schau,
dass du weiterkummst.« Es dauerte keine fünf Minuten,

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