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Papierkrieg

Titel: Papierkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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ich eher nicht.«
    »Gegen die Mafia werd ma nix machen können.«
    »Genau. Aber wenn des die Mafia war, suchn die dich.«
    »Und?«
    »Suchen an sich ist ja kein Problem, ’s
Finden aber schon.«
    »Wien ist groß.«
    »Das stimmt, aber die haben auch einen Haufen Leute. Und mich
kennen sie außerdem auch ganz gut.«
    »Wird scho nix werdn.«
    »Einkaufen gehen und so halt ich nicht für die beste Idee.«
    »Einsperren lass ich mich nicht.« Sie funkelte mich böse an. »Was
bist denn du für ein Machoarsch? Zerst puderst mi und dann wüllst mi
einsperren. Aber net mit mir!«
    So war ihr nicht beizukommen. Also fragte ich andersherum. »Der
Berti hat nicht am Samstag irgendwas ohne dich gmacht?«
    »Berti hat viel ohne mich gmacht.«
    »So am Vormittag vielleicht. War er besonders aufgregt?«
    »Kann i net sagn.«
    »War er weg, so zwischen zehn und zwölf?«
    »Ja, schon.«
    »Er hat nix dabeighabt, wie er heimkommen ist?«
    »Na, net dass i was gmerkt hätt.« Sie stand auf und ging zum
Kühlschrank. Das Reden machte sie offenbar durstig. Ich hörte die
Kühlschranktür, kurz darauf das Knacken des Dosenverschlusses und lautes
Schlucken. Schließlich kam sie zurück. Der Duft ihres Diskontparfüms vermischte
sich mit dem des Ottakringer. Die Mischung passte gut.
    »Wenn der Berti irgendwas zu Hause ghabt hätt, würdest du’s mir
sagen?«
    »Sicher.«
    »Wegen der Sache sind mindestens vier Menschen abgekratzt.«
    »I komm nur auf drei.«
    »Der Kunsthändler hat eine Frau ghabt, die war auch dran.«
    Das schien sie ein wenig zu irritieren. Aber schnell verbarg sie
ihr Gesicht wieder hinter der Bierdose.
    »Wenn du irgendwas weißt, musst du’s mir unbedingt sagen. Dann
geht die Sache, für uns zumindestens, vielleicht doch noch gut aus.«
    »Was isn des eigntlich, wohinter die her san?«
    »Ein Papyrus.«
    »Is sowas viel wert?«
    »Doch, schon.«
    »Wie viel?«
    »So 200.000 ungefähr, vielleicht auch noch ein bisserl mehr.«
    Sie pfiff leise durch die Zähne. »Des is ordentlich vül Marie.
Woher waßt du des?«
    »Ist mein Beruf.«
    »Dei Beruf, i hab gmahnt, du bist Detektiv?«
    »Wie kommst du auf so was?«
    »Na, wegen deiner Karte!« Sie kramte das inzwischen schmutzige
Kartonstückchen aus ihrer Jeans, die über den Stuhl geworfen dalag.
»Philologe«, las sie nicht ganz ohne Mühe.
    »Ja, eben.«
    »I hab gmeint, des heißt Detektiv auf Gscheit.«
    »Nein, das heißt nur, dass ich Doktor der klassischen
Sprachwissenschaften bin.« Ich musste mich zusammenreißen, um nicht die
Wortbedeutung zu dozieren.
    »Ah so.«
    Sie wirkte schwer enttäuscht. Aber nur einen Augenblick. Dann
blickte sie wieder ganz zuversichtlich drein.
    »Und da beschäftigt man sich mit solchenen Papyrüsse?«
    »Nebenher schon ein bisschen, ja.«
    »Mit was dann hauptsächlich?«
    »Grammatik, Rhetorik, Poesie, den großen Dramatikern und
Philosophen.«
    »Grammatik, des hama auch ghabt, des war oarsch, für nix zum
brauchen.«
    »Meinst?«
    »Sicher.«
    »Wenn ein Klempner vorbeikommt und den Unterschied zwischen einer
Rohrzange und einer Flaschenklemme nicht kennt. Was denkst von dem?«
    »Dass es a Oasch-Klempner is.«
    »Genau.«
    Sie schaute mich nachdenklich an. Langsam ging ihr der Sinn auf.
»Du manst, ma sollt des scho wissen, wenn ma den ganzn Tag red?«
    Ich nickte. Sie lächelte mich verschmitzt an. »Hast recht,
interessiert mi aber trotzdem nicht.«
    Das regte mich aber auch überhaupt nicht auf, weil ich zum Ausgleich
geküsst wurde. Und gegen einen Kuss verblasst das beste Argument.
    Zu mehr als einem Kuss kam es nicht, denn das Schicksal führte
Regie. Zuerst klingelte mein Handy, weil irgendeine SMS eintraf, der ich aber
unter dem Lippenkontakt keine Bedeutung zumaß. Dann trat wer die Türe zu meiner
Wohnung ein. Herein kam Berti. Rotglühend und bewaffnet.
     

Xi
    Er
trug eine graue Jeans und schwarze Cowboystiefel, eine dunkelblau glänzende
Bomberjacke und einen klobigen, schwarzen Revolver. Seine Augen wirkten wie Neonleuchten,
angeheizt vom Koks war er nicht mehr ganz von dieser Welt. Wenn er das jemals
gewesen sein sollte.
    Berti machte zwei große Schritte auf uns zu. Ich versuchte, mich
zwischen ihn und Mila zu schieben. Erst als wir fast Brust an Brust standen,
fiel mir auf, dass er beinah einen Kopf kleiner war als ich. Das machte aber
die Knarre locker wieder wett. Er war so außer sich vor Wut, dass er zwar etwas
sagen wollte, aber offenbar nicht die richtigen

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