Paradies der Leidenschaft
monatliches Taschengeld trug.
»Ich bin bereit, einzugestehen, dass mein Urteilsvermögen noch nicht geschult ist, aber das wird sich mit der Zeit ändern«, sagte Corinne.
»Ich kann nur beten, dass diese Zeit bis in zwei Jahren gekommen ist«, gab Samuel zurück.
Corinnes Zorn flackerte wieder auf. »Hast du die Absicht, mich bis dahin unter deinen Fittichen zu behalten? Willst du damit sagen, dass du mich vorher nicht heiraten lässt?«
»Nein, zum Teufel!« Endlich verlor Samuel die Geduld. »Ich versuche nur, dich vor dir selbst zu beschützen. Du bist so begierig darauf, dein Kapital selbst zu verwalten, dass dir ganz gleich ist, wen du heiratest. Um Gottes willen, Corinne, kannst du denn nicht warten, bis diese zwei Jahre vorüber sind? Dann hast du das Geld deiner Großmutter und kannst mit meiner oder gegen meine Einwilligung heiraten.«
»Dann brauche ich nicht mehr zu heiraten!« schrie sie enttäuscht und stürzte aus dem Raum.
Samuel Barrows lehnte sich in seinem Samtstuhl zurück und seufzte. Niemand hätte behaupten können, dieses hitzköpfige Geschöpf sei nicht seine Tochter. Sie war stur, entschlossen, ungeduldig und reizbar - genau wie er. Zum Glück hatte Daneil Stayton sich ausbedungen, dass ihre Enkelin vor ihrem einundzwanzigsten Geburtstag nicht ohne die Zustimmung ihres Vaters heiraten konnte. Daneil kannte die Impulsivität der Jugend. Sie hatte angenommen, dass Corinne mit einundzwanzig die nötige Reife besitzen würde, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Samuel fragte sich, ob das der Fall sein würde.
Es war seine Schuld, das musste er sich eingestehen. Er hatte seinem einzigen Kind Unabhängigkeit zugestanden, aber in zu frühem Alter. Er hatte ihr die Möglichkeit gegeben, sich frei zu entfalten, und ihr keine Einschränkungen auferlegt, bloß, weil sie eine Frau war. Seine Familie hatte ihn wiederholt gewarnt, dass er dieses Verhalten eines Tages bereuen würde, und jetzt war es soweit.
Das beste, was er für seine Tochter tun konnte, war, ihr einen Ehemann suchen, solange er noch die Kontrolle über sie hatte. Er musste darauf achten, dass sie einen starken Kerl heiratete, nicht einen so rückgratlosen Esel, der sie weiterhin wild ins Kraut schießen lassen würde. Aber wo sollte er einen Mann finden, dessen Wille stärker als der Corinnes war? Und das in den nächsten zwei Jahren?
Kapitel 2
Auf der gegenüberliegenden Seite der Welt, im Pazifik, lag die Inselgruppe, die kürzlich in Hawaii umbenannt worden war. Die ehrfurchtgebietende Schönheit dieser Inseln, die von einstigen Historikern für den Ort gehalten wurden, an dem einst der Garten Eden gelegen hat, versetzte die Besucher in einen Zustand der inneren Ruhe und des Friedens und ließ sie das Leben genussvoll auskosten. Seit der Entdeckung der Inseln durch Captain Cook hatten zahlreiche Besucher ihren ständigen Wohnsitz dort aufgeschlagen, da sie sich nicht von den leuchtenden Farben, den exotischen Pflanzen und Vögeln und dem bezaubernden Ozean hatten trennen und in ihre weitaus weniger gastfreundliche Heimat zurückkehren wollen.
Die große Anzahl ausländischer Siedler hatte jedoch zur Folge, dass es im Jahre 1891 nicht mehr ganz so friedlich in Hawaii zuging. Die Eingeborenen hatten gerade ihren geliebten König verloren, der den Beinamen »der fröhliche Monarch« getragen hatte, und seine Schwester regierte jetzt in dem neuerbauten Iolana-Palast in Honolulu. Der Palast, der erste königliche Sitz auf der ganzen Welt, dessen Toiletten eine Wasserspülung hatten und der komplett durch Elektrizität beleuchtet wurde, sollte bald zur Kulisse der Auseinandersetzung zwischen den königstreuen Monarchisten und den Siedlern werden. Im April 1881 war es nur der gutmütigen Veranlagung der Eingeborenen Hawaiis zu verdanken, dass der Frieden in Oahu aufrechterhalten blieb.
Der siebenundzwanzigjährige Jared Burkett war auf Oahu geboren. In seinen Adern vermischte sich das Blut Europas mit dem Hawaiis. Obwohl seine hawaiianischen Freunde ihm Vertrauen und Liebe entgegenbrachten und seine europäischen Freunde seinen Stolz darauf, Hawaiianer zu sein, respektierten, konnte man von Jared nicht gerade behaupten, dass er das sanfte Wesen seiner hawaiianischen Vorfahren besaß. Jared war jedoch kein leichtlebiger Mensch; seine einzige Schwäche war seine jüngere Schwester Malia.
Einunddreißig Jahre zuvor hatten Jareds Vater Rodney und Rodneys Bruder Edmond drei Jahre damit zugebracht, sich eine Heimat auf
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