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Paradies Pollensa

Paradies Pollensa

Titel: Paradies Pollensa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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und sonst nichts zu beschreiben, wäre jedoch ihm gegenüber eine Ungerechtigkeit gewesen. Er war vielmehr ein aufmerksamer Beobachter der menschlichen Natur.
    »Wissen Sie, mein lieber Freund, es muss schon Jahre her sein, dass ich Sie sah. Ich empfinde es auch heute noch als großen Vorzug, Sie damals, in dem Fall Crow’s Nest, so unmittelbar bei ihrer Arbeit beobachtet zu haben. Seitdem habe ich das Gefühl, zu den Eingeweihten zu zählen, wie man so sagt. Übrigens habe ich Lady Mary erst in der vergangenen Woche gesehen.«
    Nachdem er einen Augenblick bei den gegenwärtigen Skandalen verweilte, gelang es Poirot, den Namen Gervase Chevenix-Gore zu erwähnen.
    Mr Sattersway reagierte sofort.
    »Ah ja, das ist wirklich eine Persönlichkeit, wenn Sie so wollen! Der Letzte der Baronets – das ist sein Spitzname.«
    »Verzeihung, aber ich verstehe nicht ganz.«
    Mr Sattersway begab sich nachsichtig auf das niedrigere Begriffsvermögen eines Ausländers hinunter.
    »Das ist ein Spaß, verstehen Sie – nur ein Spaß! In Wirklichkeit ist er natürlich nicht der letzte Baronet in England – er repräsentiert jedoch das Ende einer Ära. Der freche schlechte Baronet – der verrückte und leichtsinnige Baronet: Sie waren in den Romanen des vergangenen Jahrhunderts besonders beliebt – diese Leute, die wegen unmöglicher Dinge wetteten und ihre Wetten dann auch noch gewannen.«
    Und er fuhr fort, das, was er meinte, noch eingehender zu beschreiben. In jüngeren Jahren war Gervase Chevenix-Gore mit einem Segelschiff um die Welt gefahren. Er hatte ferner an einer Expedition zum Nordpol teilgenommen. Einen Rennpferde züchtenden Peer hatte er zum Duell gefordert. Wegen einer Wette war er mit seiner Lieblingsstute die Treppe eines herzoglichen Hauses hinaufgeritten. Einmal war er aus seiner Loge auf die Bühne gesprungen und hatte eine bekannte Schauspielerin mitten aus der Vorstellung entführt.
    Die Anekdoten über ihn waren zahllos.
    »Die Familie ist alt«, fuhr Mr Sattersway fort. »Sir Guy de Chevenix nahm am ersten Kreuzzug teil. Und jetzt stirbt dieser Zweig aus. Der alte Gervase ist der letzte Chevenix-Gore.«
    »Und das Vermögen – ist es zusammengeschmolzen?«
    »Aber nicht die Spur! Gervase ist sagenhaft reich. Wertvoller Hausbesitz, Kohlengruben gehören ihm, und außerdem besitzt er noch Anteile an irgendeinem Bergwerk in Peru oder sonst wo in Südamerika, die noch aus seiner Jugendzeit stammen und ihm bisher ein Vermögen eingebracht haben. Ein erstaunlicher Mann. Bei allem, was er unternahm, hatte er Glück.«
    »Aber jetzt ist er natürlich schon älter?«
    »Ja, der arme alte Gervase.« Mr Sattersway seufzte und schüttelte den Kopf. »Die meisten Leute würden ihn wahrscheinlich als völlig verrückt bezeichnen. In gewisser Weise stimmt es. Er ist tatsächlich verrückt – nicht in dem Sinne, dass er in eine Anstalt gehörte oder an Wahnvorstellungen litte, sondern verrückt in dem Sinne, dass er anomal ist. Zeit seines Lebens war er ein Mann von großer charakterlicher Originalität.«
    »Und im Laufe der Jahre wird Originalität zu Exzentrizität?«, erkundigte sich Poirot.
    »Sehr wahr. Genau das passierte dem armen alten Gervase.«
    »Hat er vielleicht eine übersteigerte Vorstellung von seiner eigenen Bedeutung?«
    »Vollständig. Ich könnte mir vorstellen, dass die Welt nach Ansicht Gervases in zwei Hälften geteilt ist: in die Familie Chevenix-Gore und die übrige Menschheit!«
    »Ein übertriebener Familiensinn!«
    »Ja. Die Chevenix-Gores sind verteufelt arrogant – eine Rasse für sich sind sie. Da er der Letzte seiner Familie ist, hat Gervase besonders verrückte Vorstellungen. Er fühlt sich – also wenn man ihn hört, glaubt man es fast selbst, äh, wie der Allmächtige!«
    Langsam und nachdenklich nickte Poirot.
    »Ja, genauso habe ich es mir gedacht. Ich habe nämlich einen Brief von ihm bekommen. Es war ein etwas ungewöhnlicher Brief. Er fragte nicht an – er verlangte etwas!«
    »Ein allerhöchster Befehl also«, sagte Sattersway leise kichernd.
    »Genau das! Es scheint diesem Sir Gervase gar nicht in den Sinn zu kommen, dass ich, Hercule Poirot, ein Mann von Bedeutung, mit endlosen Problemen beschäftigt bin! Dass es äußerst unwahrscheinlich ist, dass ich alles andere einfach stehen- und liegen lassen würde und angerannt käme wie ein gehorsamer Hund.«
    Mr Sattersway biss sich auf die Lippe, um ein Lächeln zu unterdrücken. Vielleicht war ihm klar geworden, dass in Fragen

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