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Paradies Pollensa

Paradies Pollensa

Titel: Paradies Pollensa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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seine ganze Gestalt eine gewisse Spannung.
    Unsicher sagte Lady Chevenix-Gore: »Ach Gott – das ist aber höchst sonderbar. Wirklich – ich weiß gar nicht, was ich tun soll.«
    Ruth sagte zu Poirot. »Diese ungewöhnliche Bestürzung ist der Tatsache zu verdanken, dass sich mein Vater seit mindestens zwanzig Jahren zum ersten Mal verspätet hat.«
    »Das ist höchst sonderbar…« Lady Chevenix-Gore sprach mit klagender Stimme. »Gervase ist noch nie…«
    Ein älterer Mann mit aufrechter soldatischer Haltung trat zu ihr. Er lachte heiter.
    »Der gute alte Gervase! Endlich kommt auch er einmal zu spät! Aber das könnt ihr mir glauben: Damit werden wir ihn noch aufziehen.«
    Mit leiser, irritierter Stimme sagte Lady Chevenix-Gore: »Aber Gervase kommt doch nie zu spät!«
    Beinahe lächerlich war die Bestürzung, die diese Bemerkung ausgelöst hatte. Und dennoch war sie nach Hercule Poirots Ansicht keineswegs lächerlich… Hinter der Bestürzung spürte er eine gewisse Unruhe – vielleicht sogar gewisse Befürchtungen. Und auch er fand es seltsam, dass Gervase Chevenix-Gore nicht erschien, um seinen Gast – den er auf so geheimnisvolle Weise zu sich bestellt hatte – zu begrüßen.
    Mittlerweile war klar geworden, dass niemand genau wusste, was da zu tun war. Eine beispiellose Situation war entstanden, und keiner wusste, wie er ihr begegnen sollte.
    Schließlich ergriff Lady Chevenix-Gore die Initiative – wenn man es überhaupt als Initiative bezeichnen kann. Es war jedenfalls nicht zu übersehen, dass ihr ganzes Verhalten etwas unbestimmt war.
    »Snell«, sagte sie, »ist der Herr…?«
    Sie beendete den Satz nicht, sondern blickte den Butler lediglich erwartungsvoll an.
    Snell, der offenbar die Art kannte, in der seine Herrin Erkundigungen einzog, reagierte prompt auf diese unausgesprochene Frage.
    »Sir Gervase kam um fünf vor acht herunter, M’lady, und ging direkt in das Arbeitszimmer.«
    »Ach so…« Ihr Mund blieb geöffnet, ihre Augen schienen in die Ferne zu blicken. »Glauben Sie – ich meine, ob er den Gong wohl gehört hat?«
    »Daran ist meiner Ansicht nach kein Zweifel, M’lady, da der Gong sich unmittelbar vor der Tür des Arbeitszimmers befindet. Natürlich wusste ich nicht, dass Sir Gervase sich noch im Arbeitszimmer aufhielt, weil ich sonst auch dort gemeldet hätte, dass serviert sei. Soll ich es vielleicht nachholen, M’lady?«
    Mit deutlicher Erleichterung griff Lady Chevenix-Gore diesen Vorschlag auf. »Oh, vielen Dank, Snell. Ja, bitte tun Sie das – sofort.«
    Hercule Poirot, der das Zimmer voller Menschen mit plötzlich geschärfter Aufmerksamkeit beobachtete, hatte den Eindruck, dass jeder Einzelne sich in einem gespannten Zustand befand. Alle schwiegen. Seine Augen musterten flüchtig jeden der Anwesenden und ordnete sie ein. Zwei ältere Männer – der soldatische, der gerade eben etwas gesagt hatte, und ein hagerer grauhaariger Mann mit verkniffenem Mund. Zwei jüngere Männer, die im Typ sehr verschieden waren: der eine mit Schnurrbart und leichter Arroganz, seiner Ansicht nach wahrscheinlich Sir Gervases Neffe, sowie etwas melancholisch. Der andere mit glatt zurückgekämmtem Haar und ziemlich gut aussehend; kein Zweifel, dass er einer niedrigeren gesellschaftlichen Schicht angehörte. Außerdem befanden sich noch eine kleine Frau mittleren Alters mit Kneifer und intelligenten Augen sowie ein Mädchen mit feuerroten Haaren im Zimmer. Snell öffnete die Tür. Sein Benehmen war vollkommen, aber wieder zeigte das äußere Bild des unpersönlichen Butlers Spuren jenes verstörten menschlichen Wesens, das darunter steckte.
    »Verzeihung, M’lady, aber die Tür des Arbeitszimmers ist abgeschlossen.«
    »Abgeschlossen?«
    Es war die Stimme eines Mannes: jung, lebhaft und mit einem leichten Anflug von Erregung. Der junge gut aussehende Mann mit dem zurückgekämmten Haar hatte diese Frage gestellt. Mit wenigen Schritten näherte er sich der Tür und sagte: »Soll ich lieber nachsehen…?«
    Aber sehr ruhig übernahm Poirot jetzt das Kommando. Er tat es so selbstverständlich, dass keiner es als merkwürdig empfand, dass dieser gerade eingetroffene Fremde sich anmaßte, in dieser Situation die erforderlichen Anordnungen zu treffen.
    »Kommen Sie«, sagte er. »Begleiten Sie mich zum Arbeitszimmer.«
    Und zu Snell gewandt sagte er: »Zeigen Sie uns bitte den Weg.«
    Snell gehorchte. Poirot folgte ihm auf dem Fuß, und wie eine Schafherde kamen die Übrigen hinterher.
    Snell

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