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Paranormal - Fuenf Romane mit Patricia Vanhelsing

Paranormal - Fuenf Romane mit Patricia Vanhelsing

Titel: Paranormal - Fuenf Romane mit Patricia Vanhelsing Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Abtes selbst? Geben sie keine Auskunft?"
    "Nein. Er verfasste sie in den ersten Monaten seines Aufenthaltes im Kloster Salisbury, als er nach und nach herausfand, dass sich die Mönche keineswegs mit dem kunstvollen Abschreiben von Evangeliaren beschäftigten oder sich dem Studium der Heiligen Schrift widmeten. Allerdings sind Teile dieser Schriften offenbar erst nach dem Tod des Namenlosen Abtes verfasst worden, wie zumindest van Kleuweren darlegt. Wer der wahre Verfasser dieser Partien ist, dürfte heute kaum noch festzustellen sein. Möglicherweise jemand, dem aus irgendwelchen Gründen am Erhalt der Legende gelegen war, die sich um den Namenlosen Abt rankte." Ich ließ mich in einen der großen Ohrensessel fallen, die in Tante Lizzys Bibliothek standen. Es war schon oft genug vorgekommen, dass die alte Dame bei ihren nächtlichen Studien darin eingeschlafen war.
    Und dann berichtete ich von der seltsamen Begegnung mit dem Kuttenträger, die dazu geführt hatte, dass mein kirschroter 190er Mercedes im Graben gelandet war.
    "Vielleicht war er es", murmelte ich. Tante Lizzy hob die Augenbrauen.
    "Wer? Der Namenlose Abt?"
    "Ja, warum nicht. Ich konnte starke mentale Energieströme spüren..."
    "Du weißt, was SixStones für ein Ort ist", gab Tante Lizzy zu bedenken.
    "Die kosmischen Kraftlinien haben dort eine Art Knotenpunkt", nickte ich. "Ja, ich weiß, dass die Empfindungen meines Para-Sinns auch daher rühren könnten..."
    "Sei vorsichtig, wenn du noch einmal an jenen Ort zurückkehren solltest", mahnte mich Tante Lizzy. "Die Legende sagt, dass der Namenlose Abt vom Blitz erschlagen wurde. Vielleicht ist das nur eine Schauergeschichte, aber es gibt Theorien über die Wechselwirkungen zwischen elektrischer und mentaler Energie. Patti, der Abt könnte damals wirklich Opfer eines Blitzes geworden sein - und dasselbe Schicksal könnte auch anderen blühen, die sich zwischen den Steinblöcken aufhalten."
    Ich lächelte matt.
    "Keine Sorge, Tante Lizzy, ich passe schon auf." Unsere Blicke trafen sich einen Augenblick lang. Tante Lizzy sah nachdenklich aus.
    Vielleicht ist das eine gute Gelegenheit, es ihr zu sagen , dachte ich. Ihr zu sagen, dass Tom und ich auf der Suche nach einer Wohnung sind.  
    Nein !, gewann dann eine andere Stimme in mir die Oberhand. Jetzt noch nicht. Es wird ein passenderer Moment kommen... Wirklich?  
    Ich mochte diese Frage nicht beantworten. Statt dessen erhob ich mich. "Ich danke dir für alles, was du getan hast", murmelte ich. "Du hast Tom und mich damit sicher ein ganzes Stück weitergebracht..."
    "Du weißt, dass ich das gerne tue, Patti!"
    "Gute Nacht, Tante Lizzy."
    "Gute Nacht."
    Ein paar Augenblicke später ging ich die Treppe hinauf, die zu meiner Etage führte. Dabei löste ich meine Frisur, so dass mir das brünette Haar nach und nach bis auf die Schultern herabhing. Ein flüchtiger Blick ging zur Uhr.
    Morgen werde ich am Schreibtisch einschlafen!, schoss es mir durch den Kopf.
     
    *
     
    Wie das kalte Auge einer übermächtigen Gottheit stand der Mond am Himmel und tauchte die Steine von SixStones in ein fahles Licht.
    Sie sahen nun ebenso grau aus wie die ascheartige Substanz am Boden.
    Wie ein dunkler Schatten ragte die Gestalt des Kuttenträgers in den Nachthimmel.
    Reglos stand er da, fast wie zur Salzsäule erstarrt. Die knochigen Hände mit den ungewöhnlich langen Krallenägeln waren völlig unter den Säumen der Kuttenärmel verschwunden. Das Gesicht war unsichtbar im Schatten der Kapuze verborgen. Er hob die Hände, die im Mondlicht totenbleich erschienen. Die Finger zitterten leicht, als er die Kapuze zurückschlug. Das bärtige Gesicht, das darunter zum Vorschein kam wirkte uralt.
    Ich bin wieder da!, ging es ihm durch den Kopf. Nach all den Jahrhunderten der Verdammung... Ich, den ihr Menschen den Namenlosen Abt nennt...
    Er empfand Verachtung für jene Narren, die ihn aus dem Reich der Toten zurückgerufen hatten.
    Unwissende, die keine Ahnung haben, mit welchen Gewalten sie spielen!, dachte er.
    Die Ahnung eines zynischen Lächelns stand in seinem blassen Gesicht.
    Lautlos ging der Namenlose Abt über den Platz inmitten der sechs Findlinge. Er stellte sich genau ins Zentrum dieses uralten Kultplatzes. Dann hob er die Arme, breitete sie aus und verharrte so einige Augenblicke.
    Lichtstrahlen zuckten aus seinen Fingerspitzen heraus und trafen einen der Findlinge. Dieser begann regelrecht zu glühen. Er schimmerte goldfarben. Das Leuchten begann zu pulsieren wie

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