Paranormal - Fuenf Romane mit Patricia Vanhelsing
überliefen seinen Rücken. Und welche Macht...
Er spürte, wie die geheimnisvollen Zeichen auf den Seien des Buches, ihn in ihren Bann zogen. Eine unheimliche Kraft ging von ihnen aus und sorgten dafür, dass er den Kopf kaum abwenden konnte.
Er kniff die Augen zu, doch auch jetzt sah er die Zeichen noch vor sich. Lange Reihen hochkomplizierter Symbole, die Mönche in jahrelanger Arbeit mit besonderer Tinte auf die Seiten dieses Bandes gemalt hatten.
Wie hatten sie sich vor der Macht dieser Zeichen geschützt?, fragte Brent sich plötzlich. Sie mussten ein Mittel dafür gehabt haben. Anders hätten sie ihre Arbeit nicht verrichten können.
Irgendein Schutzzauber musste es gewesen sein. Etwas, dass den Einfluss dieser magischen Zeichen eingrenzte...
"Dragach carnoy mereque", murmelte Brent. Er wiederholte diese Worte immer wieder. Worte, die einem jener magischen Rituale entstammten, die die ERBEN DER DRUIDEN bei ihren regelmäßigen Treffen abgehalten hatten. Im Grunde handelte es sich um eine Art Konzentrationsübung. Eine Methode, den Geist so weit wie möglich abzuschirmen. Wie eine Art Singsang murmelte er immer wieder dieselben Worte vor sich hin, deren Bedeutung selbst die Druiden der alten Zeit schon nicht mehr gekannt hatten.
Seine Hände griffen zitternd nach dem Einband des LIBRUM HEXAVIRATUM und schlossen ihn.
Wie eine Art Reizstrom durchfloss eine kribbelnder Impuls seine Hände und Arme. Schließlich erreichte er den Kopf, wo er Brent für einige Sekunden wahre Höllenschmerzen verursachte. Für einen kurzen Moment war Schwärze um ihn herum.
Dann öffnete er die Augen, blickte auf das silbrig glänzende Hexagon auf dem Einband und atmete tief durch. Er ließ das Buch los, zuckte mit den Händen förmlich zurück, aber sein Blick war noch immer starr auf den Einband gerichtet.
In seinen Augen machte sich für Augenblicke ein blaues Leuchten bemerkbar. Es blitzte kurz auf. Dieser eigenartige Schein strahlte so stark, dass Brent das blaue Licht auf seinen Händen sehen konnte, ehe es verlosch.
Du besitzt Kräfte, von denen du niemals etwas ahntest!, ging es ihm durch den Kopf. Kräfte, die jeder Mensch besitzt, aber kaum jemand anzuwenden versteht. Energien des Geistes...
Brent machte einen Schritt rückwärts.
Er spürte die geradezu magnetische Anziehungskraft, die das Buch auf ihn ausübte. Und er begann zu ahnen, dass er von nun an in seinem Bann stehen würde.
Ihn schauderte.
Aber diese Empfindung verwandelte sich in eisigen Schrecken, als er plötzlich einen verbrannten Geruch wahrnahm. Nein!, durchzuckte es ihn. Er wirbelte herum. Auf dem Fußboden waren zwei schwarze Fußabdrücke zu sehen. Sie wirkten, als wären sie in den Boden hineingebrannt worden.
Brent wich einen Schritt zurück in Richtung des Schreibtischs. Seine Augen waren schreckgeweitet. Die Gedanken rasten nur so durch seinen Kopf.
Innerhalb eines Sekundenbruchteils materialisierte die düstere, hoch aufragende Gestalt des Namenlosen Abtes... Ein triumphierendes Lächeln stand in dem bleichen Gesicht. Er hob eine Hand und streckte sie aus, so als erwartete er, dass Brent Douglas ihm etwas gab.
"Du hast etwas, das mir gehört", erklärte die leise, tiefe Stimme des Abtes. "Gib es mir zurück..." Brent schluckte. Er schüttelte den Kopf.
"Nein!"
"Es wird dir nichts als Wahnsinn bringen, dieses Buch..." Ein Lichtstrahl schoss aus seiner Hand heraus, während seine Augen blau aufleuchteten. Der Strahl traf Brent mitten in der Brust und schleuderte ihn zurück. Er stieß einen Schrei aus, taumelte zu Boden und schob dabei mit einem knarrenden Geräusch den Schreibtisch ein Stück zur Seite. Der Abt trat näher. Er ergriff das LIBRUM HEXAVIRATUM mit beiden Händen. Dann blickte er auf den am Boden liegenden Brent hinab.
Er bemerkte das blaue Leuchten in Brents Augen.
"Du hast einen Blick in das Buch geworfen, wie ich sehe", murmelte er. "Und das Wissen, dass du erworben hast, reichte offenbar sogar aus, um dich diesen Angriff meinerseits überleben zu lassen..."
Das blaue Leuchten in Brents Augen erlosch.
Perlen von Angstschweiß zeigten sich auf seiner Stirn.
"Jetzt hast du meinen Kräften nichts mehr entgegenzusetzen!", zischte der Namenlose Abt zwischen den Zähnen hindurch.
Brent atmete schwer.
Ein Gefühl bleierner Erschöpfung hatte sich in ihm breit gemacht. Die neu erworbenen Kräfte waren auf einmal wie weggeblasen. Nichts schien davon übriggeblieben zu sein. Der Namenlose Abt presste das Buch an sich.
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