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Parasiten

Parasiten

Titel: Parasiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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wieder.
    Christian wollte sie sanft von Danylo wegziehen, doch sie wehrte
sich und schlug nach ihm. Also ließ er sie. Jensen im Auge behaltend, rief er
Notarztwagen und Verstärkung.

 
    FINALE

Ich weiß, dass mich alle für verrückt
halten. Aber die Giftsalbe, die mir auf die Haut gepinselt wird, seit ich hier
bin, die hilft! Das zeigt doch, dass da wirklich Parasiten in meinem Körper
sind. Es sind immer noch welche da. Sie schwimmen durch meine Blutbahnen.
Einige haben sich inzwischen tief in meine Organe eingefressen, vor allem im
Unterleib richten sie Schaden an. Täglich erkläre ich meinen Pflegerinnen, dass
die Salbe nur auf der Haut hilft, aber doch nicht tief in den Organen! Sie
erzählen mir, dass die Salbe durch die Haut diffundiert und der Wirkstoff auch
ins Innere gelangt, aber das stimmt nicht. Ich muss es doch am besten wissen!
Natürlich ist es ein Fortschritt, dass keine neuen Parasiten mehr dazukommen
können. Aber die, die noch da sind, die fressen mich innerlich auf. Gestern
habe ich der Ärztin gesagt, dass sie mich operieren muss. Sie muss alle
rausschneiden, sonst ist es zu spät. Bestimmt werde ich niemals Kinder bekommen
können. Ein paar Käfer sind an meinen Eierstöcken und nagen sich hinein. In der
Gebärmutter sind Maden, ich spüre, wie sie sich drehen und wenden.
    Die Polizei war hier. Sie haben mich nach
den Männern gefragt. Ich habe ihnen gesagt, dass ich sie nicht kenne. Ich kenne
überhaupt keine Männer. Dann haben sie mir eine Frau geschickt. Anna. Die war
nett. Sie hat mir geglaubt und mir Mut gemacht. Sie hat gesagt, sie redet mit
der Ärztin, damit ich bald operiert werden kann. Sie hat gesagt, dass sie sich
nicht vorstellen kann, was ich alles durchgemacht habe und immer noch
durchmache. Das stimmt. Ich hätte mir das auch nie vorstellen können. Sie hat
auch mit Alina gesprochen. Alina geht es gut. Das macht mir Hoffnung.
Vielleicht geht es mir auch bald wieder besser. Sobald sie die Parasiten
rausgeschnitten haben.
    Die Ärztin hat gesagt, dass morgen meine
Eltern und Alina zu Besuch kommen. Es tut mir schrecklich weh, aber ich will
Mama und Papa nicht sehen. Ich will nicht, dass sie mich sehen. Nicht so. So
schmutzig und voller Ungeziefer. Ich sehe entsetzlich aus. Mama wird weinen.
Und sie werden sich Sorgen machen. Nein, nur Alina darf zu mir. Sie wird
verstehen, wie das ist, wenn die Parasiten unter der Haut sind. Mama hat mir am
Telefon erzählt, dass Alina nichts Schlimmes passiert ist. Dass sie bei einem
reichen Mann Putzfrau war. Der war verliebt in sie und wollte nicht, dass sie
geht. Deswegen hat er sie eingesperrt. Aber sonst ist ihr nichts Schlimmes
passiert. Hat Mama gesagt. Mama hat keine Ahnung. Ich habe Alina am Telefon gefragt.
Sie hat keine Antwort gegeben. Deswegen weiß ich, was ihr passiert ist. Alina
ist jetzt mit Vadim zusammen. Mit Vadim habe ich auch telefoniert. Ich hoffe,
dass es Alina gut hat mit Vadim.
    Ich hatte es auch einmal gut. Früher war ich
Geigerin gewesen. Ich habe einen wunderbaren Pianisten geliebt, Konzerte
gespielt und schöne Kleider getragen. Man hat mich bewundert. Ich war schön und
habe viel Applaus bekommen. Ich habe vor einem UN-Botschafter die Chaconne von
Bach gespielt, dass ihm die Tränen gekommen sind. Jetzt kann ich nicht mehr
spielen. Es ist ewig her, dass ich Geigerin gewesen bin.

 
    27. November 2010
Hamburg.
    »So was Grausiges habe ich schon ewig nicht mehr gehört.«
Christian schloss Sofias Gesprächsakte aus der Psychiatrie. »Sie glaubt wirklich,
dass unter ihrer Haut all diese Insekten rumkrabbeln? Was muss das für ein
Horror sein!« Er saß mit Anna zu Hause im Wohnzimmer und trank ein Bier. Nach
dieser Lektüre schmeckte das Bier schal.
    »Der Fachausdruck für diese Psychose ist ›Dermatozoenwahn‹. Eine
entsetzliche Krankheit. Und gar nicht so selten, wie man vermuten würde.«
    »Und deshalb hat sie Puri und Benedikt die Haut aufgeschlitzt und
sie auch mit Insekten bevölkert?«
    Anna nickte: »Sie wollte, dass die beiden das Gleiche fühlen wie
sie. Eine lähmende Hilflosigkeit gegenüber dem ekelhaften Befall des
Ungeziefers.«
    Christian verstand. »Sie denkt, sie hat sich das Ungeziefer in den
schmutzigen Bordellen geholt. Und da ist sie über Puri gelandet. Auf indirektes
Geheiß der NMA-Leute.«
    »Genau. Im Grunde hat sie damit sogar recht. Dieser Wahn ist meiner
Meinung nach eine direkte Folge ihrer Erlebnisse.«
    »Das traumatisiert, schon klar. Aber wie kriegt man so

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